Hendrik Pfeifferbeim BOClassic in Bozen - Foto: Veranstalter
Mit 200 Wochen-Kilometer in Bozen erfolgreich – Marathonmann Hendrik Pfeiffer behauptete sich im Klassefeld beim „BoClassic“ in Bozen – von Uli Hörnemann
Der Kurztrip nach Südtirol hat Laune gemacht – und Lust auf mehr.
„Das Rennen war toll und stark besetzt“, sagt Hendrik Pfeiffer, Gesamtsechster beim „BoClassic“ in Bozen, einem der bestbesetzten Silvesterläufe in Europa, „ich habe mich in diesem starken Feld sehr gut behaupten können und einige Gegner hinter mir gelassen, die schneller Zeiten über 10 Kilometer stehen haben.“
Mit 29:24 Minuten blieb der Marathonmann (2:08:48 Stunden) vom TK Hannover nur 18 Sekunden über seiner persönlichen Bestleistung, die er beim Paderborner Osterlauf 2023 aufgestellt hatte.
Auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in der Paderstadt sind so schnelle Resultate an der Tagesordnung. „Die Strecke in Bozen ist dagegen viel anspruchsvoller“, schildert Hendrik Pfeiffer, ein erfahrener Läufer, seine Eindrücke, „sie hat es in sich!“ Dann zieht er Vergleiche zum Bocholter Citylauf, seinem Heimspiel, das der gebürtige Münsterländer im vergangenen Mai in 30:29 Minuten gewonnen hatte: „Bozen ist ähnlich: jede Menge Kopfsteinpflaster und enge, winklige Kurven.“
Acht Runden à 1250 Meter im mittelalterlichen Stadtkern mussten die Asse absolvieren. Angefeuert wurden sie von Tausenden von Zuschauern, die den Waltherplatz, wo sich die Massen ballten, und die Zielgerade auf der Bahnhofsallee in ein Tollhaus verwandelten.
Für Hendrik Pfeiffer, der aktuell mit seiner Verlobten Esther Jacobitz in Hannover lebt, war das Rennen in Bozen, wo sich auch das Archäologie-Museum mit der Gletschermumie „Ötzi“ befindet, eine willkommene Abwechslung zum üblichen Trainingseinerlei in den ungemütlichen Wintermonaten. Ausgedehnte Aufenthalte in der Höhenlage Ostafrikas mit angenehm warmen Temperaturen sind in diesem Frühjahr nicht möglich. „Natürlich wäre ich lieber in Kenia“, erklärt er, „doch den Luxus hat nicht jeder.“
Hendrik Pfeiffer macht es auf „die harte Tour“, wie er sagt, „bei dem typisch deutschen Wetter ist das Training schon eine extreme Herausforderung.“ Regen, Wind und Sturm, wie in den vergangenen Wochen üblich, klopfen irgendwann auch das sonnigste Gemüt weich. „Momentan lege ich 200 Kilometer die Woche zurück und manchmal noch mehr.“ Wenn Pfeiffer mit klitschnassen Klamotten von seinen langen Läufen heimkehrt, freut er sich jedesmal auf eine heiße Dusche, die für ihn bei der Kälte und Nässe, die draußen herrschen, eine wahre Wohltat darstellt.
Manchmal fährt er auch mit dem Auto zum Olympiastützpunkt (OSP) Niedersachsen, Ferdinand-Wilhelm-Fricke-Weg 2a. Dort befindet sich das Sportleistungszentrum (SLZ) Hannover mit vielen Sportstätten, unter anderem einer Leichtathletik-Halle. „Hier mache ich Tempoläufe“, berichtet Pfeiffer, „da habe ich dann ein Dach über dem Kopf.“ Auf der 200-Meter-Rundbahn knallt er den höchsten Gang ins Getriebe und bolzt Tempo, was ihm genauso viel Spaß bereitet wie die Ausdauerläufe in der Eilenriede, der grünen Lunge im Osten von Hannover, die mit 640 Hektar Fläche zu den größten und ältesten Stadtwäldern Europas zählt.
Kurz vor Weihnachten hat er in Hannover unterm Hallendach, man höre und staune, hundert Runden à 200 Meter zurückgelegt. Das waren 20 Kilometer in einem Schnitt von 3:03 Minuten pro tausend Meter. Und am Mittwoch nach den Feiertagen lief Hendrik Pfeiffer, als er im Rheinland Freunde und Bekannte besuchte, in der Halle vom TSV Bayer 04 Leverkusen 12 x 1000 Meter in durchschnittlich 2:52 Minuten mit 200-Meter-Trabpausen zwischendurch. „Ich bin mit dem Jahresabschluss in Bozen jedenfalls sehr zufrieden“, freut er sich über sein Abschneiden, „die Form ist so gut, dass ich vielleicht nochmal in den Kampf um die Olympiaplätze eingreifen kann.“
Sollte Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier), der wie Pfeiffer in Berlin nur knapp über der geforderten Norm geblieben war, die 2:08:10 Stunden beim Dubai-Marathon am Sonntag (7.1.) unterbieten, ist es durchaus möglich, dass der Journalistik-Student bis zur ersten Qualifikationsfrist am 30. Januar erneut nach dem Paris-Ticket greifen wird. Dann wird der Weltverband vorab 64 der 80 vorgesehenen Startplätze vergeben. Amanal Petros (SCC Berlin) und Marathon-Europameister Richard Ringer (LC Rehlingen) sind in der französischen Metropole definitiv dabei.
Der dritte Mann wird weiter gesucht. Hendrik Pfeiffer, der am Samstag (6.1.) beim Dreikönigslauf Schwäbisch Hall als Titelverteidiger gemeldet ist, hat den Kampf noch nicht aufgegeben.
Uli Hörnemann