Blog
20
12
2023

Silvesterlauf in Trier - Foto: Veranstalter

Der Silvesterlauf-Spitzenreiter Gummersbach feiert gut vorbereitet seinen „65.“, nur ein Thüringer Jahresendrennen ist ein Jahr älter. Leider gibt es das nicht mehr. Klaus Weidt berichtet.

By GRR 0

Mit einem Silvesterscherz hat alles angefangen. Am 31. Dezember 1956 wurden drei „Füchse“ mit Papierschnitzeln über fünf Kilometer in den Gummersbacher Wald geschickt. Anschließend ging eine Läuferschar auf die Strecke. Nach weit über zwei Stunden waren alle wieder im Ziel.

Das erzählte Ulrike Rösner von der LG Gummersbach und setzte die schöne Geschichte fort: „Aus dieser Idee wurde dann am 31. Dezember 1957 der erste richtige Silvesterlauf geboren.“ Ein Läufer namens Rolf Fiedler gewann die ersten beiden.

An diesem Jahresende 2023 kann man den Gummersbachern herzlich gratulieren. Sie feiern mit ihrem „65“ ein schönes Jubiläum. Ihr Werbeslogan heißt: „Der härteste und älteste Silvester-Crosslauf Deutschlands“. Der härteste stimmt garantiert, die Querfeldein-Bedingungen haben es in sich, besonders, wenn am Jahresende kein Schnee, sondern Regen fällt.

Silvesterlauf in Gummersbach – Foto: Veranstalter

Doch der älteste Silvesterlauf in unseren Landen wurde in Thüringen geboren.

In Wasungen, einer kleinen Stadt mit großem Karneval. Dieser oder auch die dort bekannten „Wasunger Streiche“ aber waren nicht daran schuld, dass sich am 31. Dezember 1955 um 15 Uhr 30 sieben Jugendliche und vier Erwachsene das Angebot der Betriebssportgemeinschaft Traktor Wasungen annahmen, Silvester mal nach Sao-Paulo-Art einzuläuten. Probeweise nur über 1500 und 3000 m.

Denn die brasilianische Großstadt hatte es den Thüringer angetan. Rüdiger Grunow, der erste Sieger des ersten deutschen Jahresendrennens, damals gerade 16, erinnert sich: „Das Gesprächsthema bei uns Leichtathleten war der legendäre Emil Zatopek. Er hatte 1954 den Silvesterlauf in Sao Paulo gewonnen, das erregte die Gemüter. Wir stellten fest, dass wir das wohl selbst nie erleben würden. Und da kam mir damals die verrückte Idee, wir machen in Wasungen einen eigenen Silvesterlauf.“ Nach viel Für und Wider wurde von der damaligen Sportleitung schließlich grünes Licht gegeben.

Der berühmte „Corrida International de Sao Silvestre“, seit 1925 das Urgestein aller Silvesterrennen in der Welt, fand in den deutschen Landen somit erstmals Resonanz. Leider zerfiel dann später die erfolgreiche Läufergemeinschaft von Wasungen. Auf Initiative von Grunow kam es aber 2004 noch einmal zu einem Silvesterrennen, zum Jubiläum „50 Jahre Silvesterläufe in Deutschland“, an dem auch einstige Lauflegenden wie Hans Grodotzki und Siegfried Herrmann teilnahmen.

Inzwischen gibt es sogar ein „deutsches Sao Paulo“. So jedenfalls nennt sich gern der Bitburger Silvesterlauf in Trier.

Der ist ein grandioser Silvester-Lauftreff mit vielen Angeboten – für Anfänger, Fortgeschrittene und ganz Erfahrene. Natürlich auch für internationale Gäste. Schrille Töne und Konfetti im Haar, Samba-Trommler und brasilianische Schönheiten gehören da zum Jahresabschluss in Deutschlands ältester Stadt genauso dazu wie internationale Lauf-Asse. Haile Gebrselassie hatte die Stadt an der Mittelmosel auch schon besucht und wurde dort sogar zum „König von Trier“ erhoben.

Berlin hat schon längst nachgezogen.

Silvestelauf auf dem Berliner Teufelsberg – Foto: Horst Milde

Was anfangs im Plänterwald im Kleinen und Feinen vor sich lief, rannte am Teufelsberg schon längst im Großen. Die 6,3 und 9,9 km ziehen dort auch 2023 wieder Hunderte an. Überhaupt – zählen kann man die Silvesterläufe in Deutschland kaum noch. Über 100 werden es sein, vielleicht noch mehr. Von Ingolstadt bis Kühlungsborn, von Saarbrücken bis Magdeburg. In Erfurt, auch schon seit 39 Jahren Tradition, wird wohl wie immer Marathon-Olympiasieger Waldemar Cierpinski den Startschuss abfeuern.

Danach läuft`s natürlich gleich weiter. Tags drauf die beliebten Neujahrsläufe. Doch das ist schon wieder ein schönes Thema für sich.

Klaus Weidt

 

 

 

author: GRR