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2017

2017 World Championships-London London, UK August 4-13, 2017 Photo: Giancarlo Colombo@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET

Almaz Ayanas Wunderlauf in London 2017 – Weit weg von dem was ehrlich ist? Ein Kommentar von Klaus Blume

By GRR 0

Alle Welt hatte nur Augen für Usain Bolt, da konnte die Äthiopierin Almaz Ayana, fast unbemerkt, für eine Sensation – oder für ein Wunder? – sorgen:

Sie gewann den 10 000-Meter-Lauf nach 16 Runden (!) Sololauf mit 46 Sekunden Vorsprung vor ihrer Landsfrau Tirunesh Dibaba, der erfolgreichsten Langstreckenläuferin aller Zeiten. Hätte die 25-Jährige die ersten neun Runden nicht verbummelt, hätte sie ihren eigenen Weltrekord (29:17,45 Minuten) mühelos verbessern können.

Aber das lässt sich ja nachholen.

Die New Yorkerin Molly Huddle (32), seit vielen Jahren eine der schnellsten Langstrecklerinnen der Welt, wurde in London Achte und dabei von Ayana sogar überrundet. Im Ziel klagte sie, sie sei sich vorgekommen wie eine Anfängerin. Dann kritisierte sie: „Es fehlt in Äthiopien jegliche Doping-Testinfrastruktur", und echauffierte sich: „Es scheint mir, als seien sie dort sehr weit weg von dem, was ehrlich ist."

Im Falle der Olympiasiegerin und Weltmeisterin Almaz Ayana führt dieser Gedanke direkt zu ihrem Trainer Jama Aden, der am 20. Juni 2016 in der Nähe Barcelonas, im abgelegenen Drei-Sterne-Hotel Sabadell, ebenso von der spanischen Polizei festgenommen wurde, wie 22 seiner Athleten.

Neben dem Blutdopingmittel EPO, das die Beamten im Zimmer von Adens marokkanischen Physiotherapeuten fanden, wurden weitere Medikamente beschlagnahmt. Darunter auch anabole Steroide. Im Hotel befand sich unter den Athleten übrigens auch die äthiopische 1500-Meter-Weltmeisterin Genzebe Dibaba. Sie gehört ebenso wie Almaz Ayana zum Laufstall des niederländischen Managers Jos Hermens. 

Von Doping in Äthiopien hat Hermens, der einst auch die des Dopings überführten deutschen Sprinterinnen Katrin Krabbe und Grit Breuer betreut hat, angeblich nie etwas gehört. Dabei braucht man dort nicht einmal ein Rezept, um sich Verbotenes zu besorgen; zum Beispiel das Blutdopingmittel EPO. Reporter der renommierten britischen Tageszeitung „The Guardian" wünschten, zum Beispiel, in der Gishen-Apotheke in Addis Abeba, gleich gegenüber dem National-Stadion, ein Medikament gegen Blutarmut – und prompt bekamen sie EPO angeboten. Ohne das nach einem Rezept gefragt wurde. Sie zahlten ungefähr dreißig Euro für drei Ampullen; Kollegen wiederholten den Einkauf mehrmals innerhalb von 26 Minuten – und immer erfolgreich.

Geht so etwas nur in Äthiopien?

Der amerikanische Doping-Jäger Travis Tygart, er überführte den US-Rad-Profi Lance Armstrong, sagte vor fünf Tagen, der Internationale Leichtathletik-Verband IAAF) benehme sich in der Dopingfrage doch „wie der Fuchs im Hühnerstall." Eine These, die offenbar auch auf Dibabas und Ayanas Coach Jama Aden zutrifft, der längst auf Kaution freigekommen ist, und gegen den die spanischen Justizbehörden nun wegen einer angeblich fehlerhaften Krankenversicherung ermitteln. In Sachen Doping, so heißt es bei der IAAF, könne sie in der Causa Aden wirklich nichts unternehmen.

Rein gar nichts.

Zumal auch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) scheinbar nicht allzu viel tut.

Obwohl man dort weiß, dass es in ganz Afrika nicht ein einziges Anti-Doping-Labor gibt, hatte sie im vorolympischen Jahr 2015 in Äthiopien nicht eine einzige Trainingskontrolle durchgeführt. Man habe, so erfuhren wir, Äthiopien einfach vergessen.

Aber keineswegs absichtlich. Im Jahr drauf brach Almaz Ayana dann den 23 Jahre alten 10 000-Meter-Weltrekord der Chinesin Junxia Wang. Die angeblich einst mit besonderem Schildkrötenblut aufgepäppelte Chinesin hatte diese Distanz am 8. September 1993 in 29:31.78 Minuten zurück gelegt, Anyana schaffte sie 2016 in Rio in unglaublichen 29:17.45 Minuten.

Manager Hermens jubelte damals: „Sie ist beeindruckender als Haile Gebreselassie und Kenenisa Bekele." Auch diese beiden äthiopischen Olympiasieger, noch gelten sie als die größten Läufer der Geschichte, stehen längst unter Dopingverdacht.

Klaus Blume
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