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2023

Symbolfoto: Victah Sailer

Kahlschlag bei den Kaderrichtwerten des DLV – Für die kommende Olympiasaison wurden die Kaderrichtwerte drastisch erhöht. Das hat einschneidende Folgen. Ein Kommentar dazu von Kurt Ring – LG Telis Finanz Regensburg

By GRR 0

Regensburg, 11. Oktober (Ring) – Wer sich von Zeit zu Zeit in den Nominierungsrichtlinien des DLV für das kommende Olympiajahr 2024 umsieht, entdeckt die neuen Kaderrichtwerte für den Vorbereitungszeitraum 2023/24. Ging der DLV in den letzten Jahren bei diesen Werten zur pK-Aufnahme recht kulant um, ändert sich dies jetzt drastisch.

Die Anforderungsgrößen wurden erheblich verschärft. Beim Marathon der Frauen ist der Richtwert sogar identisch mit der Olympianorm. Dies kommt geradezu einem Kahlschlag für die zukünftige Kaderlandschaft gleich. Anlass dazu könnte die letztjährige Rüge der Stiftung Deutsche Sporthilfe in Bezug auf die fulminante Anzahl vom DLV Kader Athleten/Innen gegeben haben.

Weil jedem Kadermitglied monatlich mindestens 700 Euro plus individuelle Zusatzbeträge zugestanden worden waren, sprengte dies den damaligen finanziellen Rahmen der Stiftung.

Die von der sportlichen Führung des Verbandes unter Führung vom neuen Sportdirektor Dr. Jörg Bügner initiierten Änderungen haben für den Trainer- und Athletenbereich erhebliche Auswirkungen. Für das Lehrpersonal schrumpfen die zu betreuenden Athleten/innen in einigen Disziplinkadern deutlich. Bundestrainer Andreas Knauer, zuständig für die Mittelstrecke Frauen (800m/1.500m) stellt dazu ernüchternd fest: „Über 1.500m habe ich nach dem Rücktritt von Katharina Trost überhaupt keine Kaderathletin mehr, über 800m bleibt Majtie Kolberg übrig.“

In anderen Disziplinblöcken ist die Lage kaum anders: Die Männer Mittelstrecke weist zwei Athleten aus, auf der Langstrecke haben zwei Athleten über 10.000m den Richtwert erfüllt, wobei Amanal Petros eher dem Marathon zuzurechnen sein wird. Bei den Frauen schaut es hier nicht anders aus. Einzige, die den 10.000m Richtwert erfüllt hat, ist mit Miriam Dattke wieder eine Marathonläuferin.

Einzig bei den Marathonis schaut es freundlicher aus: Hier glänzen die Herren mit fünf bisher erfüllten Richtwerten und die Frauen mit drei. Nachdem in dieser Disziplin die diesjährige Saison noch nicht abgeschlossen ist, könnten sogar noch weitere dazu kommen.

Bei vielen in 2023/24 nicht mehr berücksichtigten bisherigen Kaderathleten/Innen geht inzwischen die pure Angst um. Ihr Vollprofistatus ist gefährdet, weil die Zugehörigkeit zu Förderstellen bei der Bundeswehr und der Polizei, genauso wie die Zuwendungen durch die Stiftung Sporthilfe mit dem Kaderstatus gekoppelt sind und dadurch von heute auf morgen die Existenzgrundlage wegbricht. Die nur noch wenigen finanziell potenten Leistungssport treibenden Vereine werden dies entstehende Lücke nicht auffangen können.

Gemeinsame Kadermaßnahmen, in früheren Jahren als DLV-Lehrgänge absolut üblich, werden schon auf Grund der schwindenden Anzahl an Athleten/Innen noch weniger werden. Bundestrainer/innen mutieren so allein zur Kommunikationssynapse zwischen dem Sportdirektor und den Athleten/Innen. Die weitere Existenz von Disziplin-Teamleitern darf sicher in Frage gestellt werden. Mit schlanken Strukturen hatte das sportliche Management in den letzten Jahren immer weniger zu tun.

Die Hierarchie der Leitenden wurde immer größer.

Die direkte Entscheidungskompetenz, die früher ein einziger leitender Bundestrainer hatte, gehörte schon geraume Zeit der Vergangenheit an. Nominierungsrichtlinien für das kommende Jahr regelmäßig kurz vor Weihnachten sind einfach zu spät. Der internationale Qualifikationszeitraum ist dann meist schon fast ein Jahr offen.

Quelle: LG Telis Finanz Regensburg – Kommentar von Kurt Ring 

author: GRR