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24
09
2023

Tigst Assefa - Photo: www.photorun.net 2023 Berlin Marathon Berlin, Germany September 24, 2023 Photo: Victah Sailer@PhotoRun

Tigst Assefa läuft Fabel-Weltrekord, Eliud Kipchoge triumphiert, Amanal Petros bricht deutschen Rekord beim 49. BMW BERLIN-MARATHON

By GRR 0

Tigst Assefa hat den BMWBERLINMARATHON  mit einem Fabel-Weltrekord gewonnen.

Die Äthiopierin stürmte am Brandenburger Tor nach sensationellen 2:11:53 Stunden ins Ziel und unterbot die Marke der Kenianerin Brigid Kosgei, die in Chicago 2019 eine Zeit von 2:14:04 gelaufen war, gleich um 2:11 Minuten. Die Äthiopierin lief in Berlin eine Zeit von sporthistorischer Bedeutung. Derartige Zeitbereiche von unter 2:12 Stunden waren bisher für die Frauen unerreichbar.

Eine noch deutlichere Steigerung der globalen Frauen-Bestzeit gab es über die 42,195 km zuletzt 1983. Vor 40 Jahren verbesserte die US-Amerikanerin Joan Benoit die Marke von 2:25:29 auf 2:22:43.

Eliud Kipchoge wurde zum Rekordsieger des Rennens.

Der Kenianer triumphierte zum fünften Mal in Berlin und siegte mit einer Weltklassezeit von 2:02:42 Stunden. Zwar verpasste der 38-Jährige seinen eigenen Weltrekord von 2:01:09 deutlich, doch er erreichte immer noch die achtbeste je gelaufene Zeit. Gemessen an den beiden Siegzeiten war es das schnellste Rennen aller Zeiten über die klassische Distanz. Zusammengerechnet ergibt sich eine Zeit von 4:14:35 Stunden. Zum zweiten Mal nach 1999 hält das Rennen in Berlin beide Marathon-Weltrekorde.

Einen sensationellen deutschen Rekord lief Amanal Petros (SCC Berlin/Marathon Team).

Der 28-Jährige war als Neunter nach 2:04:58 im Ziel und durchbrach damit als erster Deutscher die 2:05-Stunden-Barriere. Diese Zeit von Amanal Petros wäre vor gut 20 Jahren noch ein Weltrekord gewesen. Es ist der erste deutsche Männer-Rekord in der Geschichte des Rennens, die 1974 am Grunewald begann. Ein Jahr vor den Olympischen Spielen ist Amanal Petros auf dem Weg, den Anschluss an die erweiterte Weltspitze zu finden. Er ist jetzt der viertschnellste Europäer aller Zeiten und hat sogar Großbritanniens Lauf-Superstar Mo Farah in dieser Liste hinter sich gelassen.

Schnellste deutsche Frau war in Berlin Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), die auf Rang 14 mit einer persönlichen Bestzeit und einer deutschen Jahresbestzeit von 2:23:47 lief.

Die Rekordzahl von 47.912 Meldungen aus 156 Nationen wurde für die 49. Auflage des BMW Berlin-Marathon registriert.

Das Rennen der Frauen

Das Frauenrennen hatte vom Start weg ein sensationelles Tempo. Am 10-km-Punkt liefen 13 Athletinnen in der ersten Gruppe mit einer Zwischenzeit von 31:45 Minuten auf Weltrekordkurs. Tigst Assefa rannte derart locker, dass sie am Verpflegungsstand bei Kilometer 15 sich einen Wasserbecher griff und diesen ihren Tempomachern reichte. Kurz darauf riss sie die Führungsgruppe mit einer enormen Tempoverschärfung auseinander. Den Abschnitt zwischen 15 und 16 km lief Tigst Assefa gemeinsam mit Workenesh Edesa in 2:59 Minuten. Ihre Landsfrau fiel dann wenige Kilometer später zurück, und Assefa stürmte nach 66:20 über die Halbmarathon-Marke – eine Zeit, mit der sie viele internationale Rennen über diese Distanz gewinnen würde.

Noch schneller lief Tigst Assefa in der zweiten Hälfte des Rennens. 65:33 wurden für sie gestoppt. „In der ersten Hälfte habe ich noch etwas an Kraft gespart für den zweiten Teil“, sagte Tigst Assefa, die mit ihrer Siegzeit von 2:11:53 in den 80er Jahren das Männerrennen des BERLIN-MARATHONS hätte gewinnen können. 1983 siegte der Belgier Karel Lismont in 2:13:37, ein Jahr später triumphierte der Däne John Skovbjerg in 2:13:35. „Ich habe sechs Monate lang für dieses Rennen trainiert. Jetzt denke ich, dass ich für die Olympischen Spiele nominiert werde.“

Mit hervorragenden 2:17:49 Stunden wurde die Kenianerin Sheila Chepkirui Zweite. Auf Rang drei lief überraschend Magdalena Shaun, die mit 2:18:41 einen Rekord für Tansania aufstelle. Gleich acht Läuferinnen blieben in Berlin unter 2:20:00 Stunden.

Domenika Mayer war die mit Abstand schnellste deutsche Frau. Sie führte frühzeitig das nationale Klassement an und war nach 71:50 Minuten an der Halbmarathomarke. Die 32-Jährige konnte dieses Tempo auch in der zweiten Hälfte halten und steigerte ihre Bestzeit von 2:26:50 schließlich um gut drei Minuten auf 2:23:47.

Domenika Mayer verbesserte sich um über drei Minuten. – Foto: Berlin, Germany September 24, 2023 – Photo: Victah Sailer@PhotoRun

Damit stieg sie sogar auf zur zweitschnellsten deutschen Marathonläuferin aller Zeiten. Schneller war nur Irina Mikitenko, die in Berlin 2008 mit 2:19:19 gewonnen hatte. Domenika Mayer hat damit zurzeit gute Chancen auf einen olympischen Startplatz in Paris 2024. „Ich wusste, dass ich 2:24 laufen kann. Das Training war gut, alle Werte stimmten“, sagte Domenika Mayer. „An der Halbmarathonmarke hat es aber irgendwie in meinem Fuß gestochen. Das tat so weh, dass ich entscheiden musste, ob ich weiterlaufe oder aufhöre. Jetzt bin ich froh, dass ich es durchgezogen habe und der Fuß bis ins Ziel gehalten hat.“ Auf Platz 19 lief Deborah Schöneborn in 2:27:35 während ihre Zwillingsschwester Rabea (beide Marathon Team Berlin) das Rennen aufgab.

Das Rennen der Männer

Mit einem extrem schnellen Tempo begann Eliud Kipchoge, geführt von drei Tempomachern, das Rennen. Der zweifache kenianische Olympiasieger und Weltrekordler – 2018 war er in Berlin 2:01:39 gelaufen, vor einem Jahr dann 2:01:09 – war nach 60:21 Minuten an der Halbmarathonmarke und lag somit auf Weltrekordkurs. Überraschend lief neben ihm Derseh Kindie, der mit einer Bestzeit von 2:08:23 an den Start gegangen war. Der Äthiopier hielt lange Zeit mit, brach dann aber rund 10 km vor dem Ziel ein und gab auf. Zu dieser Zeit lag Eliud Kipchoge nicht mehr auf Weltrekordkurs. Der Kenianer konnte sein Tempo dieses Mal nicht halten. Als der hinter ihm laufende Marathon-Debütant Vincent Kipkemboi (Kenia) dichter heran kam, legte Eliud Kipchoge aber noch einmal zu, so dass er letztlich souverän in 2:02:42 gewann. Kipkemboi wurde Zweiter in 2:03:13 vor einem weiteren Debütanten, Tadese Takele (Äthiopien/2:03:24).

Eliud Kipchoge gewinnt zum fünften Mal den BMW Berlin-Marathon. – September 24, 2023 – Foto: Victah Sailer@PhotoRun – victah1111@aol.com

„Den Weltrekord habe ich verpasst, aber dafür bin ich jetzt der Rekordsieger in Berlin – das ist auch etwas besonderes“, sagte Eliud Kipchoge.

Mit neun Läufern unter 2:05:00 Stunden hatte das Rennen eine hervorragende Breite in der Spitze. Neunter war dabei Amanal Petros, der von Beginn an ein sehr ambitioniertes Tempo eingeschlagen hatte und die erste Hälfte in 62:12 Minuten lief. Bei Kilometer 30 deutete seine Zwischenzeit von 1:28:16 sogar auf eine Zielzeit von rund 2:04:00 Stunden hin, doch auf den letzten Kilometern konnte er das famose Tempo nicht mehr ganz halten. Dennoch steigerte er seine Bestzeit von 2:06:27 auf 2:04:58. Die Verbesserung der deutschen Bestzeit um 1:29 Minuten ist die deutlichste Steigerung des Rekordes seit der Marathon-Olympiasieger Waldemar Cierpinski 1976 als erster deutscher Läufer unter 2:10 Stunden blieb (2:09:55).

Amanal Petros auf dem Weg zum deutschen Rekord. – Berlin, Germany September 24, 2023 – Foto: Victah Sailer@PhotoRun

„Ich habe die Atmosphäre sehr genossen. Die letzten zwei Kilometer waren wundervoll, obwohl ich sehr müde war. Dieses Rennen war etwas ganz besonderes. Ich habe mit der Zeit schon gerechnet, obwohl im Marathon natürlich immer alles passieren kann“, sagte Amanal Petros.

Hinter Amanal Petros liefen zwei weitere deutsche Athleten deutliche Bestzeiten und blieben erstmals unter 2:10 Stunden: Auf Platz 18 kam Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier) nach 2:08:28 ins Ziel, Rang 20 belegte Hendrik Pfeiffer (TK Hannover) mit 2:08:48. Für die Olympia-Norm von 2:08:10 reichte es jedoch nicht ganz.

Ergebnisse, Männer:

1. Eliud Kipchoge      KEN      2:02:42
2. Vincent Kipkemboi   KEN         2:03:13
3. Tadese Takele             ETH         2:03:24
4. Ronald Korir              KEN          2:04:22
5. Haftu Teklu                  ETH          2:04:42
6. Andualem Shiferaw     ETH         2:04:44
7. Amos Kipruto              KEN          2:04:49
8. Philemon Kiplimo       KEN          2:04:56
9. Amanal Petros         GER       2:04:58
10. Bonface Kiplimo       KEN          2:05:05

Frauen:

1. Tigst Assefa ETH 2:11:53
2. Sheila Chepkirui KEN 2:17:49
3. Magdalena Shauri TAN 2:18:41
4. Zeineba Yimer ETH 2:19:07
5. Senbere Teferi ETH 2:19:21
6. Dera Dida ETH 2:19:24
7. Workenesh Edesa ETH 2:19:40
8. Helen Bekele ETH 2:19:44
9. Charlotte Purdue GBR 2:22:17
10. Fikrte Wereta ETH 2:23:01

Jörg Wenig / Race News Service

Zeitzeugen in Laufsport und Leichtathletik: Horst Milde – Berlin –
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