Fotos: privat / LCA
2024 Paris – 2028 Los Angeles – 2032 Brisbane – was tun? Lothar Pöhlitz bei LG Telis Finanz Regenburg
In Paris 2024 – Los Angeles 2028 – Brisbane 2032 wieder gegen die Welt
© Lothar Pöhlitz* – Was für eine großartige Weltmeisterschaft 2023 der Olympischen Leichtathletik! Wie in den Jahrzehnten zuvor ging es bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen um Medaillen und für die Fans auch um den Stolz auf ihre erfolgreichen Athletinnen und Athleten. Bei „wieder warmem“ Sommerwetter, wie schon bei solchen Höhepunkten zuvor, gab es Spitzenleistungen am laufenden Band.
Stadion, Organisation, Marathonstrecke und Zuschauer waren toll.
Die Leistungsdichte, nicht nur in den Läufen, hat weiter zugenommen. 46 Länder gewannen Medaillen – 71 Länder kamen unter die ersten 8. Neu waren die grenzwertigen Spurtanforderungen, um eine Runde weiterzukommen. Auffällige Fortschritte waren nicht nur bei unseren „Sport-Nachbarn“ in den Niederlanden, in der Schweiz und Norwegen festzustellen. Die USA war wie immer „on Top“, ebenso die Frauen Kenias und die Stars aus Jamaika. Auch Spanien ist mit den Läufern wieder vorn dabei.
Wer bei Olympia 2024 Kanada, Australien und vielleicht auch Indien unterschätzt, schätzt sicher die zukünftige Lage falsch ein. Mich haben Trainerkollegen aus dem Ausland und auch einheimische Insider gefragt, was mit Deutschland in den letzten Jahren passiert ist, ob wir nur noch „Breitensport“ wollen, wie offensichtlich die Regierung, die den Leistungssport anscheinend einfach verkommen lässt. Warum haben wir eine solche Leistungsexplosion nicht vorausgesehen und wie kommen wir aus dieser Katastrophe wieder heraus?
Keine einzige Medaille für Deutschland – sehr peinlich
Deutschland ist nun in der Olympischen Leichtathletik am Tiefpunkt der Geschichte. Aber nicht nur die Sprinter, Springer, Läufer, Werfer und ihre Trainer haben diesen Tiefpunkt zu verantworten, sondern auch die Funktionäre, und zwar alle. Hochleistungssport ist kein Wunschkonzert für Funktionäre oder auch die Medien. Hochleistungssport war immer schon ein Ergebnis- und Medaillensport als Ergebnis investierter „Arbeit“.
Deshalb sollten wir uns auch nicht von Gold – Silber – Bronze – Zielen, als dem Größten von Olympischen Spielen – als Repräsentation der Leistungsfähigkeit eines Landes – verabschieden. Wir haben es schon gekonnt und müssen den Ehrgeiz haben, wieder zurückzukommen. Dafür sollten alle mithelfen, ihren Beitrag leisten, es wird nicht leicht. Das mögliche T r a i n i n g in allen Altersklassen wird entscheiden, ob wir das können. Das muss deshalb im Zentrum eines vielfältigen Neuanfangs stehen.
Ein Rückblick – Ausblick und wie nun raus aus der Krise
Ein ehrlicher Rückblick auf Budapest 2023 und Ausblick auf die drei Olympischen Spiele im nächsten Jahrzehnt ist schwer. Es ist Zeit über Hochleistungssport in Deutschland noch einmal nachzudenken, ehrlich darüber zu reden und Personal zu finden, das es besser kann. Da sind auch alle Verantwortlichen zu Veränderungen aufgerufen, die die Sportlehrer und Trainer für die Sportarten ausbilden. Nicht nur die zwei großen deutschen Sportarten Fußball und Leichtathletik sind Ende des Sportjahres 2023 nur noch Mittelmaß. Im Fußball spürte man die große Enttäuschung beim Schlusspfiff in Australien, in der Leichtathletik nach den einzelnen Finals der WM-Woche in Budapest. Die Fans leiden.
Nicht nur über die Wirtschaft, auch über den Hochleistungssport wird hierzulande geklagt. Warum nur haben wir die Ansprüche auf Wettkampfsport aus dem Schulsport und von den Schulsportanlagen verbannt? 1992 gehörte „GERMANY“ bei Olympia noch zu den drei großen Sportländern. Die Krise raste auf uns zu, weil der deutsche Sport zwischenzeitlich vernachlässigt, nicht renoviert und auch nicht offensiv geführt wurde. Wieder wurde ein 4-Jahres-Olympiazyklus verpasst, 2023 ein nächstes enttäuschendes Leichtathletikjahr hinzugefügt.
Im tollen, oft vollen Stadion wurden eine Woche Spitzenleistungen gefeiert
Budapest hat alles geboten, was sich Leichtathletikfans wünschen: Großartige Organisatoren, aber auch großartige Fans! Auffällig war, dass die Konkurrenz, nicht nur im Mittel- und Langstreckenlauf nicht nur aus Kenia, Äthiopien und Uganda kam, sondern sich auch immer mehr kleine Länder im Vorfeld der meist um die fünfzig Starter/Innen pro Disziplin platzierten. Immer mehr Länder haben also die notwendigen Bedingungen dafür installiert. Alle die, die Medaillen bei der WM in Budapest mit den Siegern „mitgefeiert“ haben, wissen, welche Aufgaben von den Verantwortlichen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes nun schnell in Angriff genommen werden müssten. Nach der Prüfung müssen aber nun die praktischen Konsequenzen folgen.
Wie aber kommt man aus einem solchen Tief?
Da reichen nun nicht länger Vorsätze, Statements, die vom Umbruch nur reden. Erst wenn die notwendigen Veränderungen ganz unten ankommen, Personal installiert wurde, beim Kindersport in den Vereinen, beim Schulsport und bei einem anspruchsvolleren Basis-Nachwuchsleistungssport für die gewünschten Spitzenleistungen oben, haben wir wieder Chancen. Es wird dauern. Öffnet die Sportstätten, investiert in Trainer, organisiert den Schulsport und bietet den Fans wieder große Events wie früher. Wir sind ein 84-Millionen-Volk, dass das alles schon einmal konnte. Der Maßstab für eine wieder erfolgreiche Zukunft muss in der Annäherung unserer Nachwuchs-Bestleistungen an das internationale Niveau in den Altersklassen liegen. Da müssen die Medien nicht nur kritisieren, sondern die Leichtathletik in den einzelnen Regionen unterstützen. Sponsoren sollten vor allem im Kindersport helfen, Trainer zu installieren, damit die Eltern wissen, wohin sie ihre Kleinen fahren sollen.
Und alle müssen verlorengegangene Ansprüche zurückholen wollen
Bei der U23-EM in Finnland – weltweit gesehen schon Frauen- oder Männerklasse – gab es anstatt 12 nur noch 8 Medaillen, anstatt 6x Gold nur 2x Gold gegenüber 2021 als wichtigste Leistungsreserve für Olympia nach Paris. Und das bei 45 angebotenen Disziplinen, 75 Nominierten. Peinlich war auch, dass in 10 Mittel- und Langstrecken-Disziplinen der Frauen und Männer nur Olivia Gürth und Lucia Sturm zum Jahreshöhepunkt topfit waren.
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