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23
09
2017

Aus dem Elefanten wird wieder eine Mücke ©Jörg Scheider

Aus dem Elefanten wird wieder eine Mücke – Gedanken zum Ökumenischen Abendgebet zum 44. Berlin-Marathon 2017 – von Dr. Erdmute Nieke

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Frisch genudelt und im strömenden Regen fuhr ich heute Abend in die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche zum Ökumenischen Abendgebet.

Irgendwie mag ich diese Kirche ja, der so traurig drein schauende und segnende Christus im goldenen Gewand vor den blauen Glasfenstern. Auf dem Altar 11 brennende Kerzen, die Kirche gut gefüllt.

Eingeladen war zum Ökumenischen Abendgebet. Begrüßt wurden wir von einer jungen Pfarrerin zu einem Gottesdienst, was war es nun? Nach einem erfrischenden Orgelvorspiel wurden die Mitwirkenden mit Beifall begrüßt und einzeln vorgestellt. Gottesdienst? Menschenhuldigung? Vor Gott sollten doch alle gleich sein!

Der gemeinsam gesprochene Psalm 139 war herrlich passend zum Anlass ausgewählt: „Nähme ich die Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort DEINE Hand mich führen und DEINE Rechte mich halten."

Das Motto des Gottesdienstes „Hier laufe ich und kann nicht anders" war wohl im Reformationsjahr 2017 nicht zu vermeiden. Pfarrer Burkowski hat den Bogen zu den katholischen Glaubensgeschwistern von diesem abgewandelten Lutherzitat aus Worms vom 1521 gut gespannt, denn sonst wäre die Einladung zum Ökumenischen Abendgebet unpassend gewesen. Gott steht bei allen Christen an der ersten Stelle. Der schönste Satz der Predigt war die Beschreibung, was das Laufen mit einem im Kopf so macht.

Da sprach ein Fachmann: Aus dem Elefanten wird wieder eine Mücke, so manches rückt sich zurecht in den Gedanken beim Laufen. Interessant auch der Vergleich zwischen Marathonis und Gläubigen, beide werden manchmal von Außenstehenden mit Kopfschütteln betrachtet.

Ganz ökumenisch hat dann der Franziskanerpater Wagner Fürbitten und Segen mit gesprochen.

Was fiel mir noch auf: Morgen ist auch Wahl, dazu kein einziges Wort, alle vier Fürbitten befassten sich nur mit dem Marathon morgen. Sollten wir Christen nicht an so einem Abend auch größer und weiter denken und beten?

In meinem stillen Gebet habe ich auch an Deniz Yücel – klar laufe ich morgen wieder im # Free Deniz Shirt – und Peter Steundtner gedacht, die keine Freiheit zum Laufen haben und an die Bundestagswahl morgen. Mögen die Wähler*innen sich morgen nicht von rechten und ausländerfeindlichen Parolen verleiten lassen!

Segen, Orgelnachspiel und der Händedruck vom Pater am Ausgang ließen mich beschwingt durch den Regen nach Hause fahren.

Dabei erinnerte ich mich an den Marathongottesdienst im Frühjahr in Hamburg. Er war irgendwie persönlicher und mehr auf das gelebte Miteinander beim Laufen gestaltet, so haben wir uns da gegenseitig Segensbänder umgebunden, auf denen ein schöner Satz aufgedruckt war: „Möge der Weg sich vor dir öffnen und möge Gott mit dir sein."

Mögen sich morgen gute Wege öffnen, nicht nur für die Berliner Marathonis! Bleibt behütet!

Dr. Erdmute Nieke

 

 

author: GRR

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