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27
09
2017

Blick auf die Burg in Nürnberg ©Horst Milde

Halbmarathon Nürnberg – ein sportlicher und ein historischer – Impressionen vom Halbmarathon Nürnberg – von Dr. Erdmute Nieke

By GRR 0

Wie kommt man als Berlinerin darauf, in Nürnberg einen Halbmarathon zu laufen? Ganz einfach, meine Kindheitsfreundin lebt da und wir wollten sie schon lange mal wieder besuchen.

Also das Schöne mit dem Sportlichen verbinden und das Internet nach einem passenden Lauf in den Sommerferien befragen. Es ist der einzige Lauf, den ich finde: „Sissy Baumann runningConcept" bietet am am 26. August 2017 einen Halbmarathon im Zerzabelshofer Forst, östlich des Tiergartens und nördlich des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes an.

Also alles gebucht und los ging es.

Es wurde ein lustiger Lauf mit 233 HM-Teilnehmer*innen. Das Wetter hatte 31 Grad zu bieten und die hügelige Waldstrecke (170 Höhenmeter) viel Sonne. Lustig war es, weil es eine interessante Abwechslung zwischen km 7 und dem Ziel gab. Denn die vielen schnellen und sehr ernsten fränkischen Laufmänner folgten einem Führungsfahrrad, das sich bei einem guten Kilometer verfuhr und in einen Waldweg falsch abbog.

Deshalb gab es für die schnellen (fast nur) Männer einen Fehlstart und sie starteten nochmal und überholten mich dann alle ab km 7 und das wiederum mit sehr großer Ernsthaftigkeit, immer schweigend und sehr zielstrebig.

So hatte ich auf den sonnigen und hügeligen Waldwegen immer etwas zu sehen. Lediglich ein Läufer entdeckte mein Berlin-Marathon-Armband und kommunizierte mit mir beim Überholen und zeigte mir dabei sein blaues Berlin-Armband von 2016 und freute sich auch auf den 24. September 2017 in Berlin. Die Strecke durch den sommerlichen Forst war eigentlich gut markiert, jedenfalls habe ich mich nicht verlaufen.

Da dem Laufwald gegenüber das ehemalige Reichsparteitagsgelände der Nazis liegt, trafen wir uns nach dem Duschen auf dem Zeppelinfeld. Das, die sogenannte Große Straße und das ehemalige Parteitagsgebäude mit dem Dokumentationszentrum (https://www.museen.nuernberg.de/dokuzentrum/) erwanderten wir mit unserem Freunden und stellten fest, wie größenwahnsinnig die Nazis waren.

Als historische Fortsetzung zum Größenwahn besuchten wir auch noch das Memorium für die Nürnberger Prozesse und vergegenwärtigten uns die große Leistung der drei Alliierten von 1945 bis 1946 diesen internationalen Militärgerichtshof zum ersten Mal in der Geschichte einzurichten.(https://museen.nuernberg.de/memorium-nuernberger-prozesse/themen/die-nuernberger-prozesse/der-internationale-militaergerichtshof/)

Die Gerichtsverhandlungen verdeutlichten bereits unmittelbar nach dem Krieg – wenigstens in Ansätzen – die schrecklichen Verbrechen, die Deutschen zwischen 1933 und 1945 begangen haben. Der Ort mit dem Gerichtssaal ist Erinnerung an das Grauen und Mahnung für uns Nachgeborene, es besser zu machen.

Kurzum: Dieser warme Sommertag bot einen zweifachen Halbmarathon — einen sportlichen und einen historischen.

Nürnberg ist also eine Sommerreise wert.

Dr. Erdmute Nieke

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author: GRR

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