Blog
25
06
2023

Impression vom 45. Darmstädter Stadtlauf. - Foto: Tomas Ortiz-Fernandez

„Schee war’s!“- Ein nicht ganz alltäglicher Bericht über den 45. Darmstädter Stadtlauf, der als „Cup da Franco“ 1978 erstmals gestartet wurde und der zweitälteste seiner Art in Deutschland ist. Von Ludwig Reiser

By GRR 0

Eigentlich war es wie immer: „Bestes“ Stadtlaufwetter mit schwülheißer Luft, mehr als 1200 wirbelnde Läuferbeine durch die Häuserschluchten der Innenstadt, eine tolle Kulisse entlang des Laufstegs durch die Fußgängerzone, eine Vielzahl von Helfern, die das Projekt „Stadtlauf“ minutiös in die Gänge brachten, DJ’s und Live-Mucke mit „Game of Jones“ an der Strecke – und letztlich auch ein prächtig aufgelegtes Moderatorenteam am Ludwigsplatz und im Ziel.

Und die Stammgäste bekundeten einmal mehr, weshalb der Darmstädter Stadtlauf sie zu Wiederholungstäter machten, Neulinge jedenfalls versprachen, im kommenden Jahr wieder zu kommen. Zumal die Stadtlaufmacher um Wilfried Raatz immer wieder für nette „Gags“ sorgen können. So wurde bei der 45. Auflage der „Asphaltgoldsprint“ mit Partyatmosphäre kreiert. Und Pizza „for free“, als kleine Reminiszenz an den einstmals als „Cup da Franco“ im Jahr 1978 erstmals unter diesem Namen gestarteten Stadtlauf.

Wer weiß, was 2024 noch ansteht…

Bemerkenswert, dass gleich die Hälfte aller Starter aus den Jahrgängen 2008 und jünger stammt. Und diese lieferten einmal mehr begeisternde Läufe. An der Startlinie standen dabei neben dem Leichtathletik-Nachwuchs auch ganze Hockey- und Fußballteams und dem Laufen ehedem zugeneigten Jung-Triathleten, aber auch dank des Engagements einiger Lehrkräfte viele Schulklassen aus Darmstadt und den umliegenden Städten und Ortschaften. Ein absoluter Sportkenner wie es der Lilien-Sportmanager Carsten Wehlmann nun einmal ist, sagte mit großer Bewunderung am Start: „Ich finde es großartig, dass so viele Schülerinnen und Schüler hier an der Startlinie stehen und gegen die allseits angeprangerte Bewegungsträgheit ein Gegenbeispiel geben“.

Welches Standing der in Darmstadt wirkende Carsten Wehlmann hat, das mag schon alleine daraus erkennbar sein, dass durch die DJ’s angespielten „Oh Lilien“ großer Beifall aufbrandete und er viele Schülerhände abklatschen musste.

Um die Sturzgefahr bei den zumeist eher ungeübten „Bambini’s“ zu mindern, wussten die Stadtlaufmacher vor einigen Jahren den „Soft-Start“ zu kreieren, bei dem unter Anleitung erfahrener Trainer und Übungsleiter der Tross der Jüngsten auf die Originalrunde über 1300 m durch die Innenstadt geleitet wurden. Bestens angeschoben durften Laura und Liciana von der TG Traisa vor Charlotte vom TEC- Hockey bzw. der ebenfalls für den TEC-Hockey startende Lorenzo vor dem ASC-Nachwuchs Theo und den Zwillingen Till und Max erste Siege feiern, die auf der Bühne Luisenplatz vor großer Kulisse bejubelt wurden.

Die Kids erfolgreicher (ehemaliger bzw. aktueller) Sportgrößen von B wie Daniela Bleymehl über G wie Steffen Gebhardt bis S wie Kerstin Straub und T wie Eva Trautmann mischten bei den nächsten Schülerläufen über dann schon 2000 m tatkräftig mit, die Siege gingen (noch) an Magnus bzw. Pauline und an Till bzw. Nele, aber schon auffallend weit in der Spitze dann schon der Nachwuchs der im Südhessischen angesiedelten Topsportler.

Selten gab es ein spannenderes Rennen als bei der 45. Auflage bei den Masters-Läufern. Das hochkarätige Schaulaufen der regionalen Asse über 5000 m sicherte sich der gerade in die M40 aufgestiegene Guiseppe Troia knapp vor den auch national erfolgreich platzierten Jürgen Zehnder, Jan Ascher und Markus Riefer, zudem die local heroes Michael Obst und Sascha Boxheimer. Selten gab es die Duplizität der Vorjahresergebnisse, denn sowohl Marek Spriestersbach als auch die vom ASC-Ass Petra Wassiluk trainierten Franziska Baist gewannen nach 2022 auch 2023 die Läufe „Men’s Challenge“ und Women’s Challenge“ über ebenso 5000 m.

Der eigentliche Hindernisspezialist Marek hatte final vierzig Sekunden Vorsprung vor Oliver Kreuzburg und dem Australier Owen Spicer. Und Franziska brachte gleich über eine Minute Vorsprung ins Ziel vor der früheren Stadtlauf-Siegerin Kerstin Bertsch und Katja Sluijter, erstaunlich der fünfte Rang der bereits der W45 angehörenden Marina Lefort.

Dies freilich sind nur Momentaufnahmen von der Spitze, nicht minder mit viel Beifall bedacht wurden die vielen Hundert dahinter, lautstark angefeuert von ihren Arbeits- oder Teamkollegen. Mittendrin auch Herbie Siefert, der bislang keinen der 45 Starts in Darmstadt ausließ. Und das jedenfalls macht den Stadtlauf 2023 mehr denn je aus. Selbst wenn die parallel anstehende Eurobike in Frankfurt gleich ein Großteil der sportaffinen Belegschaft von Riese & Müller anderweitig forderte, mit 50 Mitarbeitern stellte aber dennoch die innovative Radmanufaktur aus Darmstadt das größte Team – neben der traditionellen Aufgabe, die Führ- und Schlussräder zu stellen.

Und Stadtlaufchef Wilfried Raatz lobte deren Engagement sogleich auch mit dem zum „Ehrenstarter“ auserkorenen Mike, der seit nunmehr zehn Jahren eines der Führräder durch die Innenstadt (einschließlich der Treppenpassage) lenkt. Angesichts der 15 Stufen langen Treppe an der Piazza, dem früheren Zielort. Die Schlussparty dauerte vielerorts weitaus länger als die reine Laufzeit zuvor…

Ludwig Reiser

author: GRR