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05
04
2023

Klemens Wittig und Simone Raatz beim Plausch nach dem 10 km-Lauf -Foto: Wilfried Raatz - wus-media

Deutscher Goldrausch in Polen: 30 Goldmedaillen für deutsche Masters im Laufbereich – Margret Göttnauer (W70) und Klemens Wittig (M85) mit vier, Brigitte Nittel mit drei Einzel-Goldmedaillen überaus erfolgreich – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

9th World Masters Athletics Indoor Championships mit angelagerten Lauf- und Wurfwettbewerben in Torun

30mal erklang bei den 584 Siegerehrungen für deutsche Ausdauersportler bei den 9th World Masters Athletics Indoor Championships (mit angelagerten Lauf- und Wurf-Wettbewerben) in Torun (Polen) die Nationalhymne. Wenn wir schon bei Zahlen sind: In der Gesamtbilanz holte der Deutsche Leichtathletik-Verband, der mit 422 Athleten das zweitgrößte Kontingent hinter dem Gastgeber Polen mit 751 Athleten stellte, 234 Medaillen, darunter 74 goldene.

Damit rangiert der DLV hinter Polen mit 83 Goldmedaillen (bei 202 Medaillen) im Medaillenspiegel der 55 Nationen auf Position zwei vor den USA (56mal Gold) und Großbritannien (49mal Gold).

Auf Gold programmiert war in Torun Deutschlands Senioren-Leichtathlet 2022 Klemens Wittig, der neben vier Einzelsiegen auch zweimal mit einem Team auf dem Siegerpodest stand. Der für den LC Rapid Dortmund startende 86jährige startete am Eröffnungstag sogleich mit einem souveränen Sieg über 3000 m in 15:13,65 Minuten, dem am Montagmorgen bei empfindlicher Kälte sogleich der Crosstitel im Rudelka Park über 6000 m folgte.

Als Weltbester über die 10 km-Strecke wurde Klemens Wittig seiner Favoritenrolle über diese Distanz mit 55:50 Minuten gerecht. Einzeltitel Nummer vier holte sich der erstaunliche Dortmunder am Schlußtag über die Halbmarathondistanz (2:04:45). Zu dieser eindrucksvollen Bilanz kommen freilich noch die Teammedaillen im Halbmarathon (mit der M80) sowie mit der 4 x 200 m-Mixed-Staffel (!) hinzu. Eine wahrlich goldene Woche in Polen für Klemens Wittig, der übrigens beim Hamburg-Marathon den Europarekord über die längste olympische Distanz in seiner Altersklasse angreifen möchte.

Auf ebenfalls viermal Einzel-Gold kam Margret Göttnauer in der W70. Die Läuferin der LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain holte am Eröffnungstag im 3000 m-Lauf in 13:11,95 Minuten die erste von insgesamt 74 Goldmedaillen für den DLV errungen. Wie auch Klemens Wittig ließ sich Margret auch den Crosstitel im über 6000 m führenden Wettbewerb nicht nehmen. Mit 45:58 Minuten gelang ihr am vierten Meisterschaftstag eine glänzende Endzeit über die 10 km-Strecke, obwohl diese als Wendepunktstrecke auf einer Trasse im dichten Straßenverkehr angelegt war und keineswegs als läuferfreundlich bezeichnet werden konnte.  Titel Nummer vier holte sich Margret Göttnauer im Halbmarathon (1:44:05). Das fünfte Gold gab es übrigens mit der DLV-Crossmannschaft.

Neben den Goldmedaillen von Margret Göttnauer und Klemens Wittig  holten in der schmucken Leichtathletikhalle über die 3000 m-Distanz Brigitte Nittel (W75) und Dagmar Kleinemeyer (W65) Silber, dreimal Bronze gab es für Elfriede Ganter (W70), Gabriele Rost-Brasholz (W75) und Rita Schulbert (W65).

Mit „Deutschland im Goldfieber“ lässt sich das umschreiben, was sich im Rudelka Park am zweiten Veranstaltungstag im Cross abspielte. Die Bilanz: Achtmal Gold, darunter neben dem Erfolgsduo Göttnauer/ Wittig noch Brigitte Nittel (W75) und Bernd Krüger (M80). Bei den Teams waren die Damen der W65, W70 und W75 erfolgreich, für die Männer stand alleine das M80-Team auf dem Gold-Podest.

Viermal Geher-Gold gab es am dritten Wettkampftag über die 3000 m-Distanz durch Liane Jörs (W35/ 17:24,11), Bianca Schenker (W45/ 14:46,02), Nicole Best (W55/ 15:34,88) und Erna Antritter (W85/ 38:50,00).

Starke Läufer bestimmten beim 10 km-Straßenlauf vor der schmucken Leichtathletik-Halle das Geschehen. „Standesgemäss“ gab dabei der kenianische M45-Sieger Keneth Mburu eine Solovorstellung mit einer Endzeit von 28:28 Minuten und gleich zwei Minuten Vorsprung auf die weitere Konkurrenz. In die Phalanx der M40/M45-Läufer auf den ersten Plätzen schob sich alleine der Italiener Maurizio Raimond Vanotti als M35-Sieger (31:38). Einziger Deutscher in der erweiterten Einlaufspitze war auf Platz 13 Michael Lang, der mit 32:48 die Bronzemedaille der M40 gewann. Überragend im weiteren Feld der 260 Starter war der M65-Sieger Alastair Walker mit seinen 34:18 Minuten.

 

Im Goldrausch: Margret Göttnauer gewinnt vier Einzel-Goldmedaillen – Foto: Wilfried Raatz – wus-media

Bei den Frauen dominierten auf der 10 km-Strecke mit Andreina Santos (34:58) und Sandra Michalak (35:24) zwei W35-Läuferinnen das Geschehen, bevor auf Gesamtrang drei die Tunesierin Somaya Bousaid mit 35:31 Minuten als W40-Siegerin ins Ziel kam. Ein starkes Rennen zeigte auf Position fünf die Italienerin Carla Primo als W50-Siegerin in 35:36 Minuten. Dann folgten mit Zoe Quinn (36:46) und Simone Raatz (37:15) die schnellsten W45-Frauen. Neben Margret Göttnauer (45:58) holte stockte auch Brigitte Nittel ihre Medaillensammlung als W75-Siegerin (57:06) weiter auf.

Bei den 800 m-Finals holten die DLV-Läuferinnen gleich dreimal Gold. Nachdem Elisabeth Westphal in der W70 mit 3:18,81 und 26 Sekunden Vorsprung den Goldreigen eröffnet hatte, folgten Eva Trost (W55) und Olga Köppen (W40) mit zwei überzeugenden Ergebnissen. Eva lief mit 2:23,11 Minuten sogar deutschen Rekord, Olga gelang dabei nach ihrem 400 m-Sieg mit 2:16,85 Minuten über die doppelte Distanz sogar ein perfektes Double. Das dritte Gold sollte ihr aber im 1500 m-Finale verwehrt bleiben, in 4:47,75 wurde sie respektable Dritte.

Ganz nach dem Motto „Deutschland geht voran“ holten am sechsten Wettkampftag die Geher gleich 21 Medaillen, neben drei Teamerfolgen (M35, M70, M75) holte Wolf-Dieter Giese in der M80 das einzige Einzelgold.

Am letzten Wettkampftag sahnten die deutschen Halbmarathonläufer mit sechs Goldmedaillen noch einmal kräftig ab. Wie bereits eingangs bereits erwähnt, holte Margret Göttnauer nach starken 1:44:05 Stunden die vierte Einzel-Goldmedaille ebenso wie Klemens Wittig mit 2:04:45 Stunden ab. Ihre dritte W75-Goldmedaille gewann die Schwarzwälderin Brigitte Nittel in 2:03:44 Stunden (übrigens vor Gabriele Rost-Brasholz und Elisabeth Springer), während Karl-Walter Trümper nach 1:56:50 Stunden als M80-Sieger seine erste Goldmedaille bejubeln durfte. Hier wurde Siegfried Kalweit Zweiter. Hinzu kamen noch zwei Teamerfolge in der W75 sowie der M80.

Nicht unerwähnt sollte bei dem Goldrausch aber auch die Leistungen von Patrick König (M 35/ 1:08:07) und Bettina Englisch (W40/ 1:20:17), die jeweils die Silbermedaille gewinnen konnten. Tagesschnellste waren der Belgier Justin Mahieu (M35/ 1:06:44) und Agnieszka Gortel-Maciuk aus Polen, die zugleich als W45-Erste bemerkenswerte 1:15:30 Stunden lief. Das Double mit Siegen über 10 km und Halbmarathon holten dabei der Spanier Javier Diaz Carretero (1:06:50) und die US-Läuferin April Lund (1:17:54) in der M45- bzw. W40-Klasse.

Angesichts des straffen Wettkampfprogramms dürften allerdings die wenigsten der Teilnehmer aus 88 Nationen die Reize der gotischen Altstadt mit dem mächtigen Rathaus und dem Denkmal des berühmtesten Bürger Toruns, dem Astronomen Mikolai Kopernik (Kopernikus), wahrgenommen haben. Gegründet wurde Torun (zu deutsche: Thorn) übrigens vom Deutschen Orden im 13 Jahrhundert an der Weichsel.

Seit 1997 ist die von roten Backsteinbauten dominierten Altstadt UNESCO-Welterbe. Vielleicht lässt sich dies bereits im kommenden Jahr nachholen, wenn praktisch zur gleichen Jahreszeit die europäischen Indoor-Meisterschaften ausgetragen werden.

Wilfried Raatz

 

 

author: GRR