Galen Rupp ist beim Boston Marathon 2018 der prominenteste US-Starter bei den Männern. ©Sean Hartnett
122. Boston Marathon am 16. April 2018: Die US-Elite fast geschlossen am Start – Helmut Winter berichtet
Nachdem bereits im Vorfeld der Start der beiden „Titelverteidiger“ bei der 122. Ausgabe des Boston Marathon, Edna Kiplagat und Geoffrey Kirui (beide KEN) bekannt gemacht wurde, wurden nun auch die Starter aus der USA benannt.
Die Liste bei Männern sowie Frauen ist in der Tat beeindruckend, wobei immer wieder bedauert werden muss, dass der Kurs von Hopkinton ins Zentrum von Boston wegen des Höhenunterschieds von Start und Ziel und wegen des Punkt-zu-Punkt-Verlaufs nicht regelkonform ist.
Die Leistungen werden auch im kommenden Jahr wieder keinen objektiven Vergleich zulassen, keinen Eingang in eine Bestenliste finden und somit schlichtweg in der „Mülltonne“ der Statistik enden; letzteres sicherlich keine Aushängeschild für ein World Marathon Majors (WMM) Eliteevent. Vorrangig geht es somit in Boston um den Sieg in einem mit Historie überladenen Event.
Wie dem auch sei, angeführt wird das US Team von den beiden WMM-Siegern in diesem Herbst, Galen Rupp sowie Shalane Flanagan (beide USA). Rupp gewann den Marathon in Chicago, Flanagan den in New York City. In beiden Fällen wurde der Sieg mit einem schnellen Finale errungen, nachdem zuvor das Rennen im „Schlafwagen“ verlief. Somit waren die Siegerzeiten von Rupp in Chicago von 2:09:20 und Flanagan in New York City von 2:26:53 eher bescheiden. Es steht aber außer Frage, dass beide große Chancen auf einen weiteren WMM-Sieg haben, falls das Rennen nicht zu schnell angelaufen wird.
Insbesondere bei Galen Rupp musste man in Chicago den Eindruck gewinnen, dass der ehemalige US-Star auf der Bahn mit der Silbermedaille bei Olympia 2012 über 10000 m und Bronzemedaille-Gewinner bei Olympia 2016 im Marathon bei Endzeiten über vielleicht 2:07 Stunden kaum – auch von der ostafrikanischen Konkurrenz – zu bezwingen sein wird. Insofern dürfte das Hauptspannungsmoment auf seinem weiteren Sieg bei einem WMM-Event liegen.
Neben Flanagan und Rupp ist unbedingt Jordan Hasay zu nennen, die im erst zweiten Marathon im Oktober in Chicago als Dritte glänzende 2:20:57 und sich damit in die erweiterte Weltelite lief. Im April hatte sie ihr Debüt beim Boston Marathon in gleichfalls beachtlichen 2:23:00 gegeben. Molly Huddle ist die nationale Rekordhalterin über 10000 m in 30:13,17 und absolvierte ihr Debüt beim New York City Marathon 2016 in 2:28:13. Desiree „Desi“ Linden kennt die Strecke in Boston bestens. Im Jahr 2011 lief sie dort als Zweite 2:22:38, im letzten Jahr wurde sie an gleicher Stelle Vierte.
Auf dem Papier ist die 44-jährige Deena Kastor die Frau mit der besten Vorleistung bei den (bisher gemeldeten) Frauen, aber das war bereits im Jahr 2006 beim London Marathon mit 2:19:36. Diese Zeit ist nach wie vor US-Rekord im Marathon der Frauen. Ernorm verbessert hat sich in diesem Jahr Sara Hall, die Ehefrau vom mittlerweile vom Wettkampfsport zurückgetretenen Ryan Hall (der hat in Boston einmal 2:04:58 gelaufen, was allerdings nicht mehr als eine US-Kursbestzeit ist). Im Februar wurde sie Sechste beim Tokyo Marathon und Ende Oktober konnte sie sich beim Frankfurt Marathon auf respektable 2:27:21 steigern.
Bei den Männern ist neben Rupp vor allem Dathan Ritzenhein zu nennen, der mit 2:07:47 die aktuell die drittbeste Marathon-Zeit eines US-Läufers innehat. Abdi Abdirahman war im Frühjahr in Boston Sechster und Siebter beim New York City Marathon vor einem Monat. Für einen vorderen Platz wird er im kommenden Jahr wohl kaum in Frage, mögliche Masterrekorde werden leider keine Anerkennung finden können. Shadrack Biwott (USA) war Vierter im letzten Jahr in Boston und lief seine persönliche Bestzeit beim New York City Marathon im Jahr 2016 mit 2:12:01.
Helmut Winter
US-Elitefeld der Frauen: | |
Deena Kastor | 2:19:36 (London, 2006 |
Jordan Hasay | 2:20:57 (Chicago, 2017) |
Shalane Flanagan | 2:21:14 (Berlin, 2014) |
Desiree Linden | 2:22:38 (Boston, 2011) |
Serena Burla | 2:26:53 (Osaka, 2017) |
Sara Hall | 2:27:21 (Frankfurt, 2017) |
Molly Huddle | 2:28:13 (New York City, 2016) |
Kellyn Taylor | 2:28:40 (Houston, 2015) |
US-Elitefeld der Männer: | |
Dathan Ritzenhein | 2:07:47 (Chicago, 2012) |
Abdi Abdirahman | 2:08:56 (Chicago, 2006) |
Galen Rupp | 2:09:20 (Chicago, 2017) |
Ryan Vail | 2:10:57 (London, 2014) |
Shadrack Biwott | 2:12:01 (New York, 2016) |
Scott Smith | 2:12:21 (Frankfurt, 2017) |
Andrew Bumbalough | 2:13:58 (Tokyo, 2017) |