Erhard Bader in Luxor - Foto: privat
Mit 90 hat man noch Träume – Der Köpenicker Erhard Bader wird am 11. März 90 Jahre alt. Er dürfte damit der älteste aktive Berliner Läufer sein. Klaus Weidt berichtet
Vor kurzem kam er aus Afrika zurück. Da hatte er in Luxor am 30. Ägypten-Marathon teilgenommen. Obwohl bald 90 reist Erhard Bader noch gern mit seiner Claudia durch die Welt.
Ein kleiner oder größerer Lauf sollte möglichst dabei sein. So war er in vergangenen Jahren auch schon mal beim New York City Marathon, lief in Neuseeland am Ende der Welt und erfreute sich am Silvesterlauf in Sao Paulo ebenso wie bei den GutsMuths Rennsteigläufen in den Thüringer Bergen.
Wie kam der nun wohl älteste Berliner Läufer zum Lauf?
„Es war der innere Antrieb, der mich dazu brachte, vom passiven in ein aktives Leben einzusteigen“, erinnert er sich. Das war Anfang der siebziger Jahre, eine Zeit, wo manch Jogger noch belächelt wurde ob seines vergossenen Schweißes. Ein wenig hatte auch die damalige Meilenbewegung in der DDR, von Sportjournalisten initiiert, beigetragen, sich mit Ausdauer gesund zu halten. Jedenfalls mischte er sich an einem Jahresende unter die Neujahrsläufer und „dann arbeitete ich mich“, wie er zurückblickt „über kleine Kilometerstrecken bis zu 10 Kilometer hoch“.
Erhard Bader mit seiner Partnerin Claudia Richter, die ihn immer betreut – Foto: privat
Sein erster großer Wettkampf war dann der Rennsteiglauf 1977. Der wird ihm ewig in Erinnerung bleiben. Ohne Wettkampferfahrung meldete er sich gleich für den „Großen“ über 75 Kilometer an. Und hielt ihn tatsächlich durch. In 9 Stunden und 35 Minuten. Schnee, Schlamm, völlig unpassende Kleidung und Schuhe. Doch Bader hatte das Lauffieber gepackt. 10 Jahre später wagte er sich an den Swiss Alpine-Ultra in Biel. Auch diese 75 Kilometer-Herausforderung bewltigte er.
Jahrelang wirkte Erhard Bader im Vertrieb der 1990 gegründeten Laufzeit mit. Da der Berlin-Marathon das neue Monatsorgan tatkräftig unterstützte, freundete er sich auch schnell mit der Laufvielfalt des größten deutschen Marathon-Events an. Und nicht zuletzt mit den Laufreisen, die sich entwickelten. Der Ägypten-Marathon, 1994 durch die Laufzeit ins Leben gerufen, wurde auch für ihn ein neues Ziel. Auf den Spuren der Pharaonen lief er nicht nur in Luxor oder an den Pyramiden in Kairo, sondern auch am Berg Moses und in El Gouna am Roten Meer.
So wie er einst die Leser und Leserinnen betreute und akribisch in einer Datei erfasste, heftete er auch alle seine Läufe ab. Dicke Ordner stehen in seinem Zimmer eines Köpenicker Häuschens. Jedem Ungläubigen kann er nachweisen: Bis einschließlich 11. Januar 2023, dem Tag des 30. Ägypten-Marathons, hatte er es auf 786 Wettkämpfe gebracht.
Erhard Bader beim München-Marathon – Foto: privat
Hat er ein „Rezept“ für ein Laufen bis ins hohe Alter hinein?
„Nein“, sagt er, „es gab und gibt keins. Das Laufen, mit 39 erst begonnen, ist Teil meines Lebens geworden Ich bin zwar ehrgeizig, aber auch moderat, und ich achte darauf, was meinem Körper gut tut. Geist und Körper müssen im Einklang stehen.“
Erhard Bader braucht, wie er betont, aber Anreize zum Wettkampflaufen. Da Mitstreiter in seiner Alterskategorie rar sind, sucht er andere Motivationen, wählt Veranstaltungen, die noch keiner in der M85/90 bewältigt hat. So träumt er vom Trail Run Berlin, sucht die härtesten Kilometer Berlins. Denkt aber auch schon wieder an eine Fernreise. In der Dominikanischen Republik gibt es einen Einzelzeitlauf „Durch die grüne Hölle“.
„Es geht doch nicht um Zeiten“, sagt der Mann, der am 10. März glatte 90 wird. „Aber mich reizt schon die Gewissheit, dass zuvor noch kein Läufer in meinem Alter solch eine Leistung vollbracht hat.“
Der Jubilar hat noch Träume. Er hofft, dass er noch manch außergewöhnliches Laufabenteuer erleben kann. Und dass er gesund bleibt. Wofür er laufend etwas tut.
Wir schließen uns gern den vielen Glückwünschen für Erhard Bader an.
Klaus Weidt