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2022

Schüler, Wolfgang W. (Hrsg) Lauftherapeutin, Lauftherapeut – eine Qualifikation für dich? FAQs – Best Practices – Ausbildung - ARETE Verlag - Hildesheim 18.00 €

Ausbildung zum/zur Lauftherapeut*in – ein Vorsatz für 2023? von Wolfgang W. Schüler

By GRR 0

Zum Jahreswechsel beschäftigen einen so manche Gedanken – hoffnungs- wie sorgenvolle. Vor allem aber werden für ein neues Jahr Vorsätze gefasst. Sich etwas vorzunehmen ist richtig und gut. Nur wer sich Ziele setzt, kann auch etwas erreichen. Und damit seine Lebenszufriedenheit, ja Lebensfreude steigern.

Viele Läufer:innen nutzen gerade die ruhigere Zeit „zwischen den Jahren“ dazu, die neuen Laufkalender zu studieren, bestimmte Laufveranstaltungen für sich in Betracht zu ziehen und die weitere Trainingsplanung auf diese abzustimmen. Zuweilen fallen auch Entscheidungen zugunsten eines angebotenen Laufworkshops oder -coachings, einer Lauffort- oder -ausbildung.

Womit wir beim Thema wären. Wer sich weiterbildet, tut dies für sich und/oder für andere. Und findet dazu verschiedenste Möglichkeiten. Wem es zum Beispiel darum geht, die eigene Freude am Laufen weiterzugeben, kann zwischen Qualifizierungen zum/zur Lauftrainer:in, zum/zur Laufgruppenleiter:in/Laufcoach und zum/zur Lauftherapeut:in wählen. Und sich verorten in einem Spektrum, das vom leistungsorientierten bis zum gesundheitsorientierten Laufen reicht.

Der Lauftherapie-Ausbildungsmarkt

Im Blick auf das zu Ende gehende Jahr fällt auf, dass sich der Lauftherapie-Ausbildungsmarkt verändert hat. Und sich auf die neue Formel (3 – 1) + 2 bringen lässt. Was ist passiert?

Das erste Ausbildungsinstitut am Platze, das von Prof. Dr. Alexander Weber 1988 gegründete und geleitete Deutsche Lauftherapiezentrum e. V. (DLZ) in Bad Lippspringe, hat in 2022 seine Auflösung beschlossen. Dort wurden von 1991 bis 2019 Lauftherapeut:innen ausgebildet. Im Rückblick hat Weber, mittlerweile 85 Jahre alt, Großes geleistet. Er etablierte die von ihm in den 1980er Jahren entwickelte „Lauftherapie nach dem Paderborner Modell“, indem er sie lehr- und lernbar machte.

Damit brachte er einen Stein ins Rollen. Denn in der Folge gingen Prof. Dr. Ulrich Bartmann und Prof. Dr. Sabine Mertel mit je eigenen Ausbildungsangeboten an den Start. Bartmann ab 2003 zunächst in Würzburg unter der Trägerschaft der „Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (dgvt)“, nunmehr in Prichsenstadt unter dem Dach von „Natura. Akademie für Gesundheit (NA)“. Und Mertel ab 2015 in Hildesheim an der „Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK)“.

In 2022 den Lauftherapie-Ausbildungsmarkt betreten haben „Die Laufakademie“ und „Laufcampus“. Erstgenannte musste sich insofern nicht neu erfinden, als Leitung und Ausbilder:innen sich aus dem Dozententeam des ehemaligen DLZ rekrutieren und an dessen Philosophie anknüpfen. Verantwortlich zeichnet Urs Weber, Redakteur bei „Runner’s World“; Ausbildungsort ist Hamburg.

Andreas Butz‘ „Laufcampus“ aus Euskirchen ist bislang bekannt durch seine Ausbildungen von Lauftrainer:innen. Zusätzliche Ausbildungsmodule werden nun das Angebot ergänzen und den Qualifizierungsanforderungen für Lauftherapeut:innen Rechnung tragen.

Lauftherapie – eine Ausbildung und Tätigkeit mit Zukunft

Diese Entwicklungen auf Ausbilderseite gehen Hand in Hand mit einer feststellbaren Zunahme des allgemeinen Interesses an einer solchen Ausbildung. Und auf der praktischen Seite selbst finden sich immer mehr Umsetzungs- und Einsatzmöglichkeiten. So werden Lauftherapiekurse sowohl durch haupt- oder nebenberuflich betriebene Lauf(therapie)schulen als auch in Betrieben, Freizeit-, Sport-, Bildungs-, Erziehungs-, Therapie- und Vollzugseinrichtungen angeboten. Experten meinen, dass der Markt für Lauftherapeut:innen in Zukunft noch größer werden wird. Gerade in einer Zeit, in der der Bewegungsmangel weiter zunimmt, und mit ihm körperliche und seelische Beeinträchtigungen und Erkrankungen, werden die Stimme und das Angebot der Lauftherapie mehr denn je gebraucht.

Hierin mag mit ihre gegenwärtige Attraktion liegen. Zudem ermöglicht die Ausbildung zum/zur Lauftherapeut:in die höchste Gesundheitsqualifikation, die im Rahmen einer Laufausbildung erworben werden kann. Davon dürfen sich erfahrene Läufer:innen angesprochen fühlen, die beruflich im physiotherapeutischen, medizinischen, psychiatrischen, pädagogischen oder psychologischen Bereich tätig sind. Im Ausnahmefall stammen die Auszubildenden auch aus anderen Berufsfeldern, können jedoch auf einschlägige sozial-kommunikative Erfahrungen und Befähigungen verweisen. Die Ausbildungen dauern maximal 12 Monate, finden in der Regel an Wochenenden statt und können so neben dem Beruf absolviert werden.

Zur Durchführung der Lauftherapie

Die Auszubildenden lernen, das Laufen als Therapie durchzuführen. Hierbei finden bestimmte konstitutive Elemente des Sports Ausschluss: Spezialisierung, Höchstleistung und Wettkampf. Die Ausrichtung liegt nur insoweit in der Förderung körperlicher Leistungs- und Widerstandsfähigkeit, als sie der Erhaltung, Wiederherstellung bzw. graduellen Absicherung von Gesundheit und Wohlbefinden dient. Wichtig dabei: die richtige Dosierung der Bewegungsaktivität.

Die Laufprogramme – weit überwiegend in Gruppen praktiziert – gründen auf Zeit- anstatt auf Streckenvorgaben. Weil Strecken eher zu flotterem Tempo verleiten – nach dem Motto „Das bringe ich schnell hinter mich“ – als Minuten, die ungeachtet des Tempos gleichbleiben. Dementsprechend wechseln sich Lauf- und Gehminuten in bestimmter Anzahl miteinander ab, wobei mit fortschreitender Übung die Laufphasen zu- und die Gehphasen abnehmen. Der Körper (Herz-Kreislauf-System und Bewegungsapparat) erhält dabei ausreichend Zeit zur Anpassung; die Laufleistung wird schrittweise und stressfrei aufgebaut. Wesentliche Voraussetzung dafür, dass sich die gewünschten positiven Wirkungen und Empfindungen einstellen können.

Abgerundet wird das Laufen von Kräftigungs- und Dehnübungen, von individueller Beratung und Gruppengesprächen. Je nach Erfordernissen und Zielsetzungen gelangen die Laufanfänger:innen nach einer bestimmten Wochenzahl und in der Regel bei zwei Laufeinheiten pro Woche zu 30 Laufminuten am Stück. Eine begleitete Fortsetzung, von Klient:innen meist gewünscht, ist möglich; dem Konzept des Anfänger:innenkurses ist das eines Fortgeschrittenenkurses (60 Laufminuten) nachgeschaltet.

Vor dem Beginn der Lauftherapie wird von den Lauftherapeut:innen eine Diagnostik (Vorliegen von Indikationen, Ausschluss von Kontraindikationen) durchgeführt, in ihrem Verlauf erfolgt die Behandlungskontrolle und am Ende steht die Messung des Erfolgs. Hierfür finden sich verschiedene Instrumentarien.

Die Inhalte und Themen der Ausbildungen orientieren sich an der Praxis und sind wissenschaftlich fundiert. Sie stammen u. a. aus der Medizin, Physiotherapie, Trainingslehre, Psychologie, Pädagogik, Gruppendynamik und Kommunikation. Ein eigenes Praxisprojekt ermöglicht Vertiefung, Fragen zum Marketing helfen bei der Klärung des zukünftigen eigenen Profils. Hierfür stehen interdisziplinär besetzte Dozenten-Teams zur Verfügung.

Was sagen die Praktiker:innen über ihre Tätigkeit?

Die eigene Leidenschaft für das Laufen zu teilen und in den Dienst der Gesundheit Anderer (Klient:innen, Patient:innen) zu stellen, ist in der Regel beglückend. Auch da, wo der organisatorische Aufwand oder der Umgang mit speziellen Patient:innengruppen viel von einem fordern mag.

Wie viel „Herzblut“ und Begeisterung im Tun von Lauftherapeut:innen steckt, was ihnen leicht, aber auch mal schwer fällt, zeigen die Praxisberichte des neuen Buches „Lauftherapeutin, Lauftherapeut – eine Qualifikation für dich?“ In einem Bericht heißt es: „Die gesamte lauftherapeutische Arbeit macht uns auch im 20. Jahr immer noch unheimlich viel Spaß. Es gibt nichts Schöneres für uns, als in die frohen und dankbaren Gesichter unserer Klienten zu schauen.“

Hier kann man Lauftherapeut*in werden:

Zu guter Letzt

Wer mehr über die Lauftherapie und ihre Anwendungsmöglichkeiten erfahren möchte, sei auf die Neuerscheinung „Lauftherapeutin, Lauftherapeut – eine Qualifikation für dich? FAQs – Best Practices – Ausbildung“ aus dem Arete Verlag Hildesheim (164 Seiten) verwiesen. Sie beantwortet häufig gestellte Fragen, zeigt anhand von zwei Dutzend Praxisberichten das weite Feld der Lauftherapie auf und gibt Hinweise auf Ausbildungsmöglichkeiten und vertiefende Literatur.

Die Autor:innen und Themen des Buches sind:

  • Teresa Kostrubala, USA – Geleitwort
  • Wolfgang W. Schüler – FAQs zur Lauftherapie
  • Karin Severin-Lenz – Lauftherapie mit „Normalos“
  • Maria Liebeck – Lauftherapie und Gewichtsmanagement
  • Torsten Schubert – Lauftherapie mit Langzeitarbeitslosen
  • Günther Bergs – Lauftherapie im betrieblichen Gesundheitsmanagement
  • Arwed Bonnemann – Lauftherapieworkshop als betriebliche Weiterbildungsmaßnahme
  • Manuela Bünger – Lauftherapie in der Kirchengemeinde
  • Burkhard Boenigk – Lauftherapie und Kräuterpädagogik
  • Jörg Schimitzek – Lauftherapie und Rückverbindung mit der Natur
  • Elisabeth Springer – Lauftherapie und Hyperkinetik bei Kindern
  • Klaus Gerhardus – Lauftherapie bei Mukoviszidose
  • Silke Gilljam – Lauftherapie mit Frauen nach Brustkrebs
  • Barthel Schumacher – Lauftherapie bei geistiger Behinderung
  • Anke Hub – Lauftherapie mit psychisch beeinträchtigten Menschen
  • Franz Kuhnlein, Manuela Prelicz & Jörg Runge – Lauftherapie mit Suchtkranken
  • Wolfgang W. Schüler – Lauftherapie als Sozialer Trainingskurs
  • Mirko Stellmacher – Lauftherapie im Maßregelvollzug
  • Joanna Zybon – Lauftherapie in der Justizvollzugsanstalt
  • Verena Wegener – Lauftherapie bei Sehbehinderung und Blindheit
  • Rüdiger Carlberg – Lauftherapie nach dem Lüneburger Konzept
  • Ralph Schmitt – Lauftherapie im privaten Umfeld
  • Ute Bischoff – Lauftherapie und Marketing
  • Klaus Assenmacher – Lauftherapie und Berufsverband
  • Wolfgang W. Schüler – Lauftherapie und internationale Kontakte

Feedbacks zum Buch

  • Dr. Detlef Kuhlmann (Bielefeld): „Hier kommen Stimmen zu Wort von Expertinnen und Experten, die aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln das Laufen therapeutisch betrachten und jeweils ihre eigenen Erfahrungen mit jenen Menschen einbringen, die sie selbst über Jahre lauftherapeutisch betreut haben. Dadurch erhält das Buch sein ‚originäres‘ Alleinstellungsmerkmal.“
  • Redaktion „Running & Fitness“ (Österreich): „Eine Neuerscheinung, die bei der Lauf- und Sportgemeinde besonders gut ankommen wird.“
  • Erdmute Nieke (Berlin): „Beiden Gruppen – den Läufer:innen und den Unsportlichen“ – sei dieses Buch empfohlen.“

Zum Herausgeber des Buches und Autor dieses Beitrags:

Wolfgang W. Schüler aus Wiesbaden ist Sozialpädagoge und Pädagoge sowie zertifizierter Lauftherapeut DLZ und IART/USA. Er lehrte von 1995 bis 2019 am Deutschen Lauftherapiezentrum (DLZ) unter der Leitung von Prof. Dr. Alexander Weber. Zum gesundheitsorientierten bzw. therapeutischen Laufen hat er 16 Bücher geschrieben bzw. herausgegeben. Er läuft seit seinem 8. Lebensjahr (1967).

Wolfgang W. Schüler

 

author: GRR