Till Lufft - Foto: Wilfried Raatz - wus-media
Der „Macher“ Till Lufft ist tot
Wer kennt den „kleinen Wirbelwind“ in der Laufszene des vergangenen Jahrhunderts nicht? Sicherlich sind die Nachfolgegenerationen längst am Ruder – und in vielen Fällen auch bereits auch längst wieder abgetaucht.
Doch „qua amt“ ist einer nach wie vor präsent: Till Lufft, Langstreckenläufer mit einer stark ausgeprägten kommunikativen Wesensart, in mehreren Vorstandspositionen des ASC Darmstadt ehrenamtlich tätig, hauptberuflich in leitender Funktion beim Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh) und dem Europäischen Leichtathletik-Fachverband (EAA). Ein Sportfunktionär im bestverstandenen Sinn.
Am 19. Dezember feierte er direkt nach seiner Rückkehr aus einem Kurz-Skiurlaub noch seinen 82. Geburtstag und – am Tag darauf verstarb er bei einem Saunabesuch. Plötzlich und für uns alle unerwartet.
„Till, Du wirst uns allen fehlen!“ steht in einem Nachruf des Vereins, zu dem er 1968 zum Eintritt ins Berufsleben als Gerichtsreferendar nach seinem Umzug aus dem Norddeutschen wechselte. Als trainingsfleißiger Läufer fiel er sogleich in der leistungsstarken Trainingsgruppe um Lutz Philipp, Hans Hellbach und Co. auf, holte in den 70er Jahren mit seinem ASC fünf deutsche Meisterschaften. Die Palette reicht dabei mit Einsätzen von 1500 m bis hin zum Marathonlauf und vor allem dem Crosslaufen.
Ich erinnere mich an unzählige Fahrten nach Belgien, Frankreich oder Luxemburg. Länder, in denen Cross eine Philosophie, ein Stück Lebensqualität, bedeutet. Und er war immer dabei. Zumeist sehr weit vorne. Von Statur her klein, aber mit großem Kämpferherz ausgestattet. Seine Wohnung in der Landwehrstraße wurde für nationale und internationale Cracks zur kurz- und auch längerfristigen Bleibe wie für Domingo Tibaduiza, Victor Mora und Co. Legendäre Parties gingen oftmals bis in die frühen Morgenstunden – und wurden standesgemäß mit einem Läufchen abgerundet. Und Till immer hochmotiviert, nicht nur einfach nur dabei, sondern vorweg mit Mut zum Tempo.
Nach seinem zweiten Staatsexamen wurde er Generalsekretär beim Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (ADH) in der Schaltzentrale in der Havelstraße. Dort blieb er gleich 21 Jahre, bevor er erster hauptamtlicher Generalsekretär beim Europäischen Leichtathletik-Verband (EAA) mit zunächst Sitz in Darmstadt und später in Lausanne wurde.
Diese Position bekleidete er bis zu seinem Ruhestand 2005. „Till war ein Macher“ schrieb ich in einem Nachruf, und dies meinte ich im sprichwörtlichen Sinne. Hier unerschöpfliches Detailwissen, dort den Blick für das Große und Ganze. Als Generalsekretär der Fachverbände war er dabei auch hauptverantwortlich für die Durchführung von Universiaden und Europameisterschaften und platzierte spektakulär die Studenten-Cross-Weltmeisterschaften 1982 auf seinem Trainingsgelände, dem Hochschulstadion mit angrenzender Wäldchenrunde.
Bei „seinem“ ASC arbeitete er seit 1972 in unterschiedlichen Vorstandspositionen mit, 1986 wurde er Zweiter Vorsitzender, war von 2006 bis 2018 Erster Vorsitzender und danach wieder Stellvertretender Vorsitzender bis nun zu seinem Tod. Unter dem Strich bedeutet dies fünfzig Jahre (!) ehrenamtliche Vorstandsarbeit.
Neben der Vorstandsarbeit engagierte er sich beim Sport mit Flüchtlingen, dem Sport- und Spielfest im Herrngarten und bei der Darmstädter Sektion der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG), für die er noch vor wenigen Tagen in Arheilgen eine interessante Podiumsdiskussion mit Olympioniken wie Christiane Krause, Gerhard Hennige und Lothar Krieg leitete.
Till, Du wirst uns fehlen!
Ein Nachruf von Wilfried Raatz