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2022

Start zum Ägypten-Marathon 1995 in Luxor am Tempel der Pharaonin Hatschepsut. Am 11 Januar 2023 findet hier der 30. statt - Foto: Archiv Klaus Weidt

Laufen nicht nur um Lagunen – Mit dem El Gouna-Halbmarathon am Roten Meer geht Ägyptens Laufjahr noch nicht zu Ende. Im Dezember locken die Pyramiden. Klaus Weidt berichtet

By GRR 0

Die Geschichte des Urlauberstädtchens El Gouna ist unglaublich. Vor 30 Jahren wäre man hier noch in der Wüste gelaufen. Dem Kairoer Unternehmer Samih Sawiris ist es zu verdanken, dass es anders kam. Jahrelang fuhr er mit seinen Freunden, so erzählt man sich, 20 km von Hurghada entfernt zu einem uralten kleinen Hafen am Roten Meer, um zu fischen.

Da es keine Unterkünfte in dieser Wüstengegend gab, stellte er an die Regierung den Antrag, solche für sich zu bauen. Die Antwort: Genehmigung nur, wenn ein Hotel für Touristen entsteht. Der Millionär ließ sich daraufhin etwas anderes einfallen. Er kaufte eine fünf Kilometer lange Wüstenlandschaft ab Hafengelände, sah sich nach renommierten Architekten in aller Welt um und ließ ein Urlauberparadies entstehen, das er El Gouna nannte, das Lagunenstädtchen.

Was das mit dem Laufen zu tun hat?

2004 lud mich bei einem Besuch in El Gouna der Marathon rennende Direktor des neuen Golf-Hotels ein und stellte diese Frage: „Könnten wir nicht hier auch wie in Luxor einen Lauf organisieren?“ Natürlich, wir konnten. Ich rief das unternehmungsfreudige Organisations-Ehepaar Gerd und Liesel Engel in Stendal an, die El Gouna gut kannten, und bereiteten ein paar Monate später gemeinsam den ersten El Gouna Run vor.

Mit tatkräftiger Unterstützung des Bauunternehmens Orascom, das Samih Sawiris gehörte. Die Premiere war sofort ein Erfolg. Nicht nur Urlauber aus El Gouna und Hurghada gingen den 5- und 10-km-Start, auch die Schüler der dortigen Internationalen Schule und viele Familien trafen sich an der Abu Tig Marina. Hotels sponserten vor Ort Kuchen, Kaffee und Obst. Beduinen aus den nahe gelegenen Wüstenbergen ritten an und präsentierten ihre Traditionen.  Frau Sawiris nahm die Siegerehrungen vor.

Viermal wurden von uns diese El Gouna-Läufe ausgerichtet, dann übergaben wir – wie damals beim Ägypten-Marathon in Luxor – die Laufgeschichte in ägyptische Hände. Und diese bereiten seither an den Lagunen, Stränden und Meeresbuchten perfekt gestaltete und familienfreundliche Veranstaltungen für Renner, Jogger, Walker und Wanderer vor.

Urkunden für jeden El Gouna-Laufenden (November 2022) – Foto: Klaus Weidt

Am 11. November in diesem Jahr fand wieder ein El Gouna Run statt. Nicht nur mit Angeboten für Halbmarathon-, 10- und 5-km-Läufer. Auch an die Kinder und Einsteiger wurde mit einem speziellen 1-km-Kurs gedacht. Die Agentur „Tri Factory“ hatte abermals die Organisation in den Händen. Nach dem Lauf am Roten Meer lädt sie nun nach Kairo ein. „Rennen durch die Geschichte“ nennt sich ihr Pyramiden-Halbmarathon am 10. Dezember. Eine Attraktion!

Schon im Januar setzt sich die ägyptische Laufgeschichte fort.

Mit einem Marathon, durch den eigentlich erst der Run am Nil einsetzte. Der Ägypten-Marathon, 1994 von deutschen Lauforganisatoren in Kairo und danach in Luxor ins Leben gerufen, lädt zum Jubiläum ein. Am Tempel der ersten bildlich dargestellt laufenden Frau der Welt, der Pharaonin Hatschepsut, wird der „30.“ ausgerichtet. Am 13. Januar von der Agentur „EVENT Sports“ des einstigen Reiseveranstalters Gasser Riad, der aus den deutschen Händen die Rennen über Marathon, Halbmarathon, 10 und 5 km übernahm.

Dann geht es laufend weiter. Die „Cairo Runners“, die inzwischen als Ägyptens größte Laufsportvereinigung gelten, wollen im Mai an ihre gut ausgerichteten Rennen anknüpfen. Beim letzten Kairoer Halbmarathon (mit Angeboten über 7 km und 1 km) nahmen mehr als 7000 teil, darunter auch – und das ist in arabischen Ländern schon beachtlich – viele Frauen und Familien. Über das ganze Jahr verteilt veranstalten die Runners aus Kairo nicht weniger als zehn Veranstaltungen.

Ägypten ist seit Mitte der 90er Jahre zwischen Rotem Meer und Mittelmeer tatsächlich ins Laufen gekommen…

Klaus Weidt

author: GRR