Wolfgang W. Schüler: Prof. Weber and the Paderborn Model of Running Therapy. English – Espanol – Francais – Deutsch. (International Studies on running Therapy, Vol. 2). Hamburg 2022: tredition. 208 S.; 29,99 € (Hard-Cover-Ausgabe).
Lauflesetipps für den Sommer (Teil II): Wolfgang W. Schüler (Hrsg.): Lauftherapeutin, Lauftherapeut – eine Qualifikation für dich?- Arete Verlag
Sommerzeit ist Lesezeit. Wer wollte sich nicht an diesen (Urlaubs-)Tagen mit Muße dem widmen, was sonst im Alltag zu kurz kommt – neben dem regelmäßigen Laufen: nämlich z.B. Bücher über das Laufen zu lesen!
Unser Laufliteratur-Experte Prof. Dr. Detlef Kuhlmann (im Hauptberuf Sportpädagoge an der Leibniz Universität Hannover und seit 1990 ehrenamtlicher Leiter des Literatur-Marathons beim BERLIN-MARATHON) stellt in lockerer Folge neuere und (fast) vergessene Laufbücher vor – so ganz nach dem Motto:
Wer vieles bietet, bietet manchem etwas: Nur lesen müssen alle dann selbst … am Ende der Serie stehen sieben Titel zur Auswahl!
Lauftherapie oder: andere zum Laufen anleiten
Laufen können wir alle. Aber anderen beim Laufen helfen? Muss das überhaupt sein? Wie soll das denn gehen? Und: Kann man das irgendwie lernen? Spätestens bei diesen Fragen kommt das gerade erschienene Buch von Herausgeber Wolfgang W. Schüler in Spiel. Schüler ist im Hauptberuf tätig als (Sozial-) Pädagoge im Amt für Soziale Arbeit der Stadt Wiesbaden und als „Lebensläufer“ einer der profilitertesten Lauftherapeuten: als Autor und Ausbilder national unterwegs sowie international vernetzt.
Alle Beiträge im Buch widmen sich dem Laufen in gesundheitlicher Perspektive. Hier kommen Stimmen zu Wort von Expertinnen und Experten, die aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln das Laufen therapeutisch betrachten und hier jeweils ihre eigenen Erfahrungen mit jenen Menschen einbringen, die sie selbst über Jahre lauftherapeutisch betreut haben. Dadurch erhält das Buch sein „originäres“ Alleinstellungsmerkmal.
Konkret geht es z.B. um Lauftherapie durch Gewichtsmanagement (bei Maria Liebeck), um Lauftherapie mit Langzeitarbeitslosen (bei Thorsten Schubert), um Lauftherapie mit Frauen nach Brustkrebs (bei Silke Gilljam), um Lauftherapie in der Justizvollzugsanstalt (bei Joanna Zybon) und um Lauftherapie mit Suchtkranken (bei Franz Kuhnlein, Manuela Prelicz und Jörg-Werner Runge). Insgesamt 24 Beiträge aus dem lauftherapeutischen Alltag versammelt der Band. Die Beispiele sind „Erfolgsgeschichten“, wie Herausgeber Schüler schon im Vorwort schreibt. Aber unter all diesen Erfolgsgeschichten befindet sich (noch) keine aus dem klassischen Sportvereins- bzw. Verbandsumfeld, so dass die Aufsätze speziell bzw. der lauftherapeutische Ansatz generell womöglich ein willkommenes Startsignal sein können für die Konzeption neuer Lauf-Angebote im Verein.
Ähnliches gilt für die lauftherapeutische Ausbildung: Deutschland gilt zwar als Hochburg, aber unter den Ausbildungsanbietern befinden sich derzeit z.B. kaum Sportvereine bzw. Leichtathletikabteilungen, dieses gesundheitsbewusste Angebotssegment für sich entdecken und dieses für ihre Mitglieder und die es noch werden können/sollen, als willkommene Angebotserweiterung nutzen.
Zum Einstieg in das Thema Lauftherapie sei der Auftaktbeitrag von Wolfgang W. Schüler mit „FAQs zur Lauftherapie“ empfohlen. Auf zehn Seiten beantwortet er 18 Fragen sehr verständnisvoll im Stil von: Wie wird Lauftherapie durchgeführt? Durch wen wird Lauftherapie geleistet? Was sind Inhalte der Lauftherapie-Ausbildungen? Was sagen Praktiker:innen über ihre Tätigkeit? Und ganz am Ende des Fragenkatalogs geht es dann gemäß Buchtitel um die „Gretchenfrage“: „Ist „Lauftherapeut:in“ auch etwas für dich?“
Das Geleitwort (in Englisch) hat die US-Amerikanerin Dr. Teresa Kostrubala geschrieben, die weltweit erste ausgebildete Lauftherapeutin. In der deutschen Übersetzung sei ein Kernsatz wiedergegeben, der das Laufen mit seinen therapeutischen Wirkungen auf den Punkt bringt: „Wir sind besser in der Lage, Probleme zu lösen, Schwierigkeiten zu tolerieren, sie zu diskutieren und Lösungen für Probleme zu finden. Es ist das Geschenk, das immer wieder zu unserem Wohlbefinden beiträgt.“
Dieses Wohlbefinden durch regelmäßiges (moderates) Laufen zu erzielen, genau das hatte sich einst auch der Psychologe und Pädagoge Prof. Dr. Alexander Weber (Universität Paderborn) auf die Fahne geschrieben. Er ist der Begründer und inzwischen Ehrenvorsitzende des (ersten und bisher einzigen) Deutschen Lauftherapiezentrums in Bad Lippspringe. Weber wurde im letzten Jahr für seine Verdienste in der Laufbewegung in Berlin mit dem Horst-Milde-Award ausgezeichnet.
Wolfgang W. Schüler (Hrsg.): Lauftherapeutin, Lauftherapeut – eine Qualifikation für dich? FAQs – Best Practices – Ausbildung. Hildesheim 2022: Arete Verlag. 164 S.; 18,- €.
Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
Vom Autor der Serie zuletzt erschienen: Detlef Kuhlmann (Hg.): Lit. BERLIN-MARATHON. Texte von der Strecke. Hildesheim 2013: Arete-Verlag. 184 S.; 20 €.