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02
05
2022

GERMANY und SEINE VERGESSENE GENERATION - Foto: Schneider

KINDERSPORT – GERMANY und SEINE VERGESSENE GENERATION – Ein Kommentar von Lothar Pöhlitz*

By GRR 0

Natürlich beherrschen der Ukraine-Krieg – Tod – Putin – Waffen – Öl & Gas – die Preisexplosion und der Niedergang Deutschlands einstigen Wohl-stands aktuell die Bevölkerung und die Medien.

Der Baustellen und viele zu lösende Aufgaben darüber hinaus gibt es trotzdem für die zuständigen der 736 Bundestagsabgeordneten noch reichlich. Die Kinder-Bildung und Kinder-Fitness sind im Paket eins der Riesen-Versäumnisse aus der Vergangenheit, auch wohl im aktuellen Haushalt.

Die Sportpolitik des Bundes sollte sich zuerst und umfassend auf den Bewegungsmangel der Kinder orientieren

In einen Sorgen-Brief der Chefs aus verschiedenen Spitzensport-Verbänden an den DOSB, den Deutschen Olympischen Sport-Bund ging es Michael Reinsch in FAZ vom 27.3.2022 um eine fehlende Gesamt-konzeption, um Versäumnisse aus der Vergangenheit, um Strukturen, Bürokratie, Kaderkriterien, Förderung, der Rollenverteilung von Regierung und DOSB im deutschen Spitzensport und um fehlende Unterstützung der Spitzensportverbände auf dem Weg in die internationale Spitze. Vor allem geht es um das bereits 2015 in der Spitzensportreform formulierten Ziel: Top 5 im Olympischen Sommersport und Top 3 im Olympischen Winter-sport erreichen zu wollen.

Offensichtlich sehen sich die Spitzensportverbände unter den aktuellen Bedingungen außerstande, Spitzenleistun-gen „zu produzieren“. Auch weil der Unterbau, der Kinder-, Jugend- und Schulsport kaum noch existent, den erforderlichen Beitrag wie früher nicht leistet. Ausbilder, Trainer und Schul-Sportlehrer fehlen. Aber es fehlen auch die Hilfen der Medien, die dem Kinder- und Schulsport im Rahmen des Gesamt-Sports, neben den umfangreichen Fußball – Berichten auf allen Sendern, ein paar Stunden abgeben könnten.

Als Verteidigungsministerin Lambrecht kürzlich offenbarte das „wir auf dem Papier 350 Schützenpanzer Puma haben, davon aber tatsächlich nur 150 einsatzbereit seien und von 51 Kampfhubschraubern Tiger nur 9 fliegen könnten“, war mir klar, dass bei vergleichbaren Versäumnissen im Kinder- und Jugendsport sich demnächst niemand mehr bei Olympischen Spielen vor GERMANY auf den vorderen Plätzen in der Nationenwertung bedrängt fühlen muß. Wir haben auch hier mindestens 10-15 Jahre Investitions- und Handlungs-Rückstände in unserem Nachwuchspotential, im Vergleich zu den gleichaltrigen Nachwuchstalenten in der Welt.  Auch der Kinder- Jugend- und Schulsport „ist blank“.

Wir haben kein Material aber auch kein Personal

Wer war wohl dafür in der Vergangenheit zuständig war? Aber auch in der Gegenwart, der neuen Ampel, scheint sich niemand für die Versäumnisse in der Kids-Bildung, Erziehung und Gesundheit durch anderen Kinder- und Schulsport zu interessieren oder einen Auftrag zu haben.

Sportminister in den Ländern und / oder Staatssekretär/in für Kinder- Jugend- und Schulsport mit einem schnell           verfügbaren Etat wären eine Lösung

Dem müßte man hinzufügen das es vor allem um die praktische Umsetzung vor Ort, um die Arbeit an der Basis, wo die Arbeit gemacht wird und die Ergebnisse, Leistungen sichtbar werden sollen, geht. Da geht es auch um fähiges Personal, das in der Lage wäre, die seit 2015 immer neuen Beschlüssen, auch für den Leistungssport, wie z.B. zuletzt zu den der Bundessstützpunkte, in der Praxis zu organisieren. Spürbar auch hier: es fehlen nicht nur Nachwuchstrainer, sondern auch Sportlehrer in den Schulen.

Aufbruch ist erst gelungen, wenn sich die Praxis  an der Basis verändert zeigt. Und außerdem: Olympische Spiele wird es auch in Zukunft geben – Bei den Groß-Baustellen im Kinder-, Jugend-, Nachwuchsleistungs- und Schulsport fehlt vor allem Personal

Nachdem Außenministerin Baerbock die Berufung der Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan zur Sonderbeauftragten der Bundesregierung für Klimaschutz, der die Ernennung zur Staatssekretärin folgen soll, öffentlich machte, und der Haushalt von Kulturstaatsministerin Claudia Roth  im laufenden Jahr gerade um zehn Prozent auf 2,14 Milliarden Euro beziffert wurde, ist wohl Zeit nun auch eine/n Staatssekretär/in für den Kinder- Jugend- und Schulsport zu berufen. Natürlich wäre ein Ampel-Sportminister bzw. wären Sportminister in den Ländern besser, wenn Deutschland eines Tages wieder eine gesunde, konkurrenzfähige Sport-Nation sein soll. Denn auch der Hochleistungssport in den Sommer-sportarten ist „wie die Bundeswehr, blank“, GERMANY gehört nicht mehr – wie früher einmal – zu den Welt-Besten.

Homeoffice in den Kinderzimmern jetzt ersetzen, durch  „Fit zur und durch Schule und Verein“ – „Der Schulsport ist ein unverzichtbarer Bestandteil umfassender   Bildung und Erziehung“ (DOSB 2005)  – Das gilt auch 2022

Schulsport führt zu höheren Lernerfolgen bei Kindern. Durch Bewegung wird der Blutkreislauf im Körper angeregt, es kommt zu einer besseren Sauerstoffversorgung des Gesamtsystem und vor allem auch des Gehirns, die Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit im Unterricht – und damit die Aufnahme des Lernstoffes. Schulsport fördert die motorische. körperliche, geistige und psychosoziale Entwicklung, die Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit, das soziale Verhalten und die Werteorientierung. Im Sportunterricht werden Fähigkeiten und Talente entdeckt die sie in die Vereine, zum Breiten- und Leistungssport führen.

Der Schulsport regt Kinder und Jugendliche an und lehrt sie – auch bis ins hohe Alter – Sport zu treiben, unterstützt ihre Ge­sundheit durch mehr Wissen um die Ernährung, fördert Gewohnheiten durch regelmäßigen Sport aufzubauen und zu erhalten. Im Sportunterricht können auch sportlich besonders interessierte und talentierte Kinder und Jugendliche erkannt, gefördert, gefordert und zur Weiterentwicklung in einem Verein animiert werden. Besonders leistungsfähige Schülerinnen und Schüler müssen die Chance erhalten ihre sportlichen Neigungen und Fähigkeiten weiterentwickeln zu können. Ganztagsschulen könnten mit „außerschu-lischen Sport“ wie früher, die Vernetzung von Schul- und Vereinssport, die es früher schon einmal gab, unterstützen.

Wenn noch Geld irgendwo da ist, muß es in die 8-14-BASICS-Jahre inves-tiert werden, in spielerische und intensive körperliche Belastungen, wie früher als wir draußen Stunden gekickt haben.

Bildung und Kinder-Fitness sind wesentliche Voraussetzungen für Deutschlands Wohlstand, Gesundheit und Wirtschaftskraft in Zukunft. Das gilt nicht nur für junge Läufer, für Trainer aber auch für die Regierung.

Die derzeitige Kinder-Fitness-Krise ist für unser Land ähnlich bedrohlich wie die Klimakrise. Das Herz schmerzt, wenn man bei den Massen der Fußballzuschauer einmal näher hinblickt. Die dicksten beschimpfen die Spieler am heftigsten, wenn sie Fehler machen. Peinlich auch solche Fehlleistungen wie die Fahrrad-Show von Landwirtschaftsminister und Fußball-Fan Özdemir zur Regierungs-Vereidigung, wie es aussieht war der Fotograf auch bestellt.

Großbaustelle Kids-Bildung, Erziehung und Bewegung

Stillstand überwinden, jetzt. Wir sind nicht nur in der Digitalisierung, in der Infrastruktur, Digitalisierung, in der internationalen sportlichen Konkurrenzfähigkeit im Rückstand. Eine dieser Riesenbaustellen ist die Kids-Bildung, Erziehung und Bewegung in den unterschiedlichsten Schulformen und Vereinen. Dafür müssten sich endlich die dafür Verantwortlichen bewegen, investieren, vor allem die die in unserem Lande für Bildung, Gesundheit und die Zukunft unserer Kinder zuständig sind. Vor allem muss die Bundesregierung ihre innenpolitische Verantwortung wahrnehmen und ihnen den Auftrag erteilen. Die Zukunft erfordert Handeln, jetzt.

„Fit zur und durch Schule und Verein“ – Die Gesellschaft muß sich bewegen und auch die „Ampel“ muß es wollen, am besten sollte man die Versäumnisse zuerst bei den Kleinsten aufarbeiten.

BILDUNG & KINDER- & SCHULSPORT FOR GERMANY´S – FUTURE

Die junge Generation ist immer weniger konkurrenzfähig, innovativ, leistungsbereit, Studium und die ihnen gebotenen Bedingungen für ihre Ausbildung sind oft noch wie vor 30 Jahren. Dafür gehen sie lieber demonstrieren als zur Vorlesung und ruinieren was ihre Eltern aufgebaut haben. Dabei wissen alle, zumindest die Älteren, wer nicht investiert wird nicht ernten, wie beispielsweise die Ergebnisse bei den letzten Olympischen Sommer-Spielen bewiesen haben.

Auch Teambildung wäre eine Aufgabe des Sports          Foto Boyde

Die Bewegung „der Kleinen“ ist den Bach runtergegangen, für den Schulsport gibt es keine Initiativen, keine Ansprüche, kaum Bedingungen. Auch wenn die Zunahme der Fettleibigen und die Abhängigkeit von smartphone und Tablet seit Jahren immer wieder beklagt wird, es gab bisher keine Reaktionen aus der Zentrale und den Landesregierungen. Die Pandemie wurde zur Entschuldigung für alles. Sogar die Bundesliga ist inzwischen nur noch mit einen hohen Ausländeranteil überlebensfähig.

Auch im Sport in Ostdeutschland ging es nach der Wende „weiter wie bisher“ (wie Frau Merkel für alle Bereiche einmal formulierte), auch sie brauchten Hilfen.

Die Verantwortlichen innerhalb der Ampel (SPD – FDP und GRÜNE) müssten sich endlich auch zur Bildung, Kinder-Jugend-, Schulsport und Olympia bekennen

Die ersten Aufgaben wäre wohl die Kreis- und Landessportbünde an ihre einst angedachten Führungsaufgaben wieder zu erinnern, den Sport an der Basis zu organisieren und nicht nur die Nutzung oft veralteter Sport-anlagen zu überwachen.

Es wird schwer die großen Versäumnisse in kurzer Zeit ins Positive zu drehen. Deshalb wäre es sinnvoll in einem ersten Schritt gemeinsam mit den Bildungsministern Bewegungs-Kitas zu schaffen und zu investieren und im Schulsport zunächst in den Klassen 1-4 eine neue Bewegungs-kultur mit 3-4 x 2 Doppelstunden Sport / Bewegung und für die Älteren gemeinsam mit Trainern aus ansässigen Sportvereinen den von früher bekannten außerschulischen Sport (z.B. in Ganztagsschulen) neu zu erwecken.

Dafür wird natürlich geeignetes, engagiertes Personal gebraucht, das die Fenster öffnet und frischen Wind in die Klassen, Vereine und Sporthallen läßt.

Lothar Pöhlitz

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© Lothar Pöhlitz – Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / 1971 – 1979 Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums Lauf – Trainingsmethodik des DVfL / 1979-1985 Sprint-Trainer beim TSV Bayer 04 / 1980-1998 DLV-Bundestrainer Mittelstrecke – Langstrecke – Marathon / zuletzt Teamleiter Marathon-Straßenlauf / 3x Olympia-Trainer für Deutschland / Langjähriger Dozent an der Trainerakademie und DLV-Trainerschule / seit 2006 Leichtathletik Coaching Academy / 4 Fachbücher

 

 

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