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24
04
2022

Radrennen - Symbolbild - Foto: Horst Milde

Belgischer Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich- doch die Niederländer bestimmten die Klassiker-Saison – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

LÜTTICH – Es war der 59. belgische Sieg, der am Sonntag beim klassischen Eintagsrennen Lüttich-Bastogne-Lüttich gefeiert wurde. Der 22jährige Remco Evenopoel entschied nach einer 30 Kilometer langen Alleinfahrt das 257 Kilometer lange Rennen für sich. Er jubelte im ältesten noch immer gefahrenen Eintagsrennen, das nun schon seit 1892 ausgetragen wird. 

Dieser Klassiker gilt Ende April im internationalen Radsport vor allem aber als Zäsur. Denn es war der letzte große Eintags-Klassiker vor den berühmten Etappenrennen, die am 6. Mai in Budapest mit dem dreiwöchigen Giro d‘Italia beginnen. Wer von den Klassiker-Jägern aber konnte sich bis zum 24. April am eindrucksvollsten in Szene setzten?
Nicht die sieggewohnten Belgier, nicht der schwer gestürzte französische Weltmeister Julian Alaphilippe, sondern zwei Niederländer: der weithin unbekannte Dylan van Baarle (29) vom englischen Elite-Team Ineos und dessen Landsmann Matthieu van der Poel von der belgischen Creew Alpenin-Fenix. Dylan van Baarle überraschte mit seinem Triumph im französischen Kopfstein-Klassiker Paris-Roubaix, Matthieu van der Poel mit seinen Siegen in der Flandern-Rundfahrt und dem Halbklassiker „Quer durch Flandern“. 
Wer ist dieser Dylan van Baarle, der als Sieger von Paris-Roubiax und Zweiter der „Ronde van Vlaanderen“ zum „König des Frühjahrs“ („Telegraaf“) aufstieg? Seit 2019 tritt van Baarle bereits für das britische Ineos-Team in die Pedale, das sich vom Radsport bis zum Segeln mit den Millionen seines Geldgebers, einem Chemie-Giganten, im internationalen Sport engagiert. Im letzten Herbst überraschte Dylan van Baarle bei der Weltmeisterschaft im belgischen Leuwen, als er hinter dem Franzosen Julian Alaphlippe die Silbermedaille gewann. Er überraschte vor allem die Fachwelt, die eine solche Platzierung dem energischen Niederländer nach dessen schlimmen Sturz in der Spanien-Rundfaahrt nie und nimmer mehr zugetraut hatte. Dylan van Baarle erzählte denn auch, er habe damals, statt trainieren zu können, hauptsächlich daheim – mit viel Schmerzen – auf dem Sofa gelegen .
„Verrückt, was?“ fragt er in die Runde.
So verrückt, wie sein 27jähriger Landsmann Matthieu van der Poel, der sich im vorigen Jahr nach drei Tagen im Gelben Trikot von der Tour de France verabschiedete, um sich auf seine Querfeldein-Einsätze bei Olympia vor zu bereiten. „Diesmal“, verspricht er, „werde ich bei keiner der großen Rundfahrten vorzeitig aussteigen, versprochen ist versprochen.“  Wir werden sehen: Am 6. Mai startet Matthieu van der Poel in der ungarischen Hauptstadt Budapest in den dreiwöchigen Giro d‘Italia, anschließend geht‘s zur ebenfalls dreiwöchigen Tour de France. Ob das nicht etwas zu viel sei? Matthieu vn der Poel lacht: „Vielleicht, aber die erste Woche des Giro ist nun mal so attraktiv, dass ich sie nicht missen möchte.“ 
Aber im Grunde sei der Radsport keine große Freude mehr, es gehe leider nur noch um Siege, nicht um den großen Spaß, um das Ausleben einer Leidenschaft. Jeder taktische Schnitzer, auch wenn er – warum denn nicht? – der schieren Provokation diene, würde knallhart bestraft. „Das ist schade und das bedauere ich sehr.“
Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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