Yalemzerf Yehualaw in Hamburg - Foto: Haspa Hamburg Marathon / Hochzwei
Yalemzerf Yehualaw im sehr starken Elitefeld des Hamburg-Marathons 2022
Mit den wohl stärksten Elitefeldern der Veranstaltungsgeschichte findet der Haspa Marathon Hamburg am Sonntag zum ersten Mal seit 2019 wieder im Frühjahr statt.
Nachdem das Rennen im vergangenen September aufgrund der Corona-Einschränkungen auf nicht einmal 5.000 Läufer begrenzt war und ein Elitefeld so gut wie nicht vorhanden war, wird der Marathon am Sonntag das Gegenteil: Über 20.000 Anmeldungen aus 65 Nationen registrierten die Veranstalter für die verschiedenen Lauf-Wettbewerbe und auf den Elite-Startlisten finden sich gleich elf Athleten mit Bestzeiten von unter 2:08 Stunden sowie sieben Frauen, die bereits unter 2:27 gelaufen sind.
Doch der eigentliche Star des Rennens ist noch nie einen Marathon gelaufen: Die äthiopische 10-km-Weltrekordlerin Yalemzerf Yehualaw rennt am Sonntag beim Haspa Marathon Hamburg ein mit Spannung erwartetes Debüt über die 42,195 km.
Deborah Schöneborn, Kristina Hendel, Johannes Motschmann und Philipp Pflieger sind die aussichtsreichsten deutschen Starter in Hamburg, wobei die aus Kroatien kommende Kristina Hendel nach wie vor noch keine internationale Startberechtigung für Deutschland erhalten hat.
Deborah Schöneborn im Ziel des Berliner Halbmarathon 2019 – Foto: Horst Milde
Der NDR wird das Rennen am Sonntag live ab 9 Uhr übertragen. Gestartet wird um 9.30 Uhr.
„Wir freuen uns, dass wir mit einem großen Rennen und einem sehr starken Elitefeld in das Frühjahr zurückkehren. Ich hoffe auf einige sehr gute Leistungen und auf einen Streckenrekord bei den Frauen“, sagte der Hamburger Chef-Organisator Frank Thaleiser.
Hamburg könnte am Sonntag zum Ausgangspunkt einer außerordentlichen Marathon-Karriere werden. Und es wäre nicht das erste Mal, dass dies in der Hansestadt passiert: Denn Kenias Superstar Eliud Kipchoge lief hier 2013 sein Marathon-Debüt, das er damals in 2:05:30 Stunden gewann. Diese Zeit ist nach wie vor der Hamburger Streckenrekord.
Startet Yalemzerf Yehualaw nun am Sonntag ihre eigene Marathon-Erfolgsstory in Hamburg?
Die 22-jährige Äthiopierin bringt alle Voraussetzungen dafür mit. Mit einer Halbmarathon-Bestzeit von 63:51 Minuten ist sie die zweitschnellste Läuferin aller Zeiten über die „halbe Distanz“. Zudem pulverisierte sie im Februar im spanischen Castellon den 10-km-Weltrekord mit einer Zeit von 29:14 Minuten.
„Yalemzerf hat sehr gut trainiert und wir freuen uns auf ein viel versprechendes und interessantes Marathon-Debüt“, sagte Jurrie van der Velden, der in Hamburg für das Elitefeld zuständig ist. Da die Läuferin zusammen mit einer Gruppe von äthiopischen Athleten am Donnerstag erst verspätet in Hamburg eintreffen sollte, verpasste sie die Pressekonferenz. Die Äthiopierin könnte eines der schnellsten Marathon-Debüts aller Zeiten laufen und auf Anhieb auch den Streckenrekord brechen. Die schnellste je gelaufene Debüt-Marathonzeit einer Frau erreichte die Britin Paula Radcliffe, die 2002 den London-Marathon in 2:18:56 Stunden gewann. Den Hamburger Kursrekord stellte die Äthiopierin Meselech Melkamu 2016 mit 2:21:54 auf. Obwohl sie ihr Debüt laufen wird, muss Yalemzerf Yehualaw als Favoritin angesehen werden.
Die schnellste Läuferin auf der Startliste ist die Olympia-Zweite von 2012, Priscah Jeptoo. Sie hat eine Bestzeit von 2:20:14, kam aber in den letzten Jahren nicht mehr an derartige Zeitbereiche heran. Zwei Frauen kehren nach Hamburg zurück, die das Rennen bereits gewonnen haben: Gadise Mulu ist die Titelverteidigerin und ihre äthiopische Landsfrau Dibabe Kuma triumphierte beim Haspa Marathon Hamburg vor drei Jahren. Sie ist mit einer Bestzeit von 2:23:24 die Nummer zwei auf der Startliste.
Für Deborah Schöneborn (SCC Berlin) geht es nach einer längeren Verletzung im Herbst und Winter darum, sich im Marathon zurück zu melden. Nachdem sie beim Berliner Halbmarathon vor wenigen Wochen 73:19 gelaufen war, will sie in Hamburg zumindest die Einzel-Norm für die Europameisterschaften von 2:32:00 unterbieten. Es spricht einiges dafür, dass Kristina Hendel (LG Braunschweig) am Sonntag die schnellste deutsche Läuferin sein wird. Sie lief in Essen im vergangenen Herbst mit 2:27:31 ein gutes Marathon-Debüt und steigerte sich im März beim Istanbul-Marathon auf 70:38 Minuten. Sie will sich in Hamburg weiter verbessern und hofft, dass sie dann rechtzeitig vor der EM in München die Startberechtigung für Deutschland erhält. Mit Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg/Bestzeit: 2:41:58) ist auch die Deutsche Meisterin des vergangenen Jahres in Hamburg am Start.
Die Essener Marathon-Siegerin 2021 Kristina Hendel und Organisationsleiter Gerd Zachäus – Foto: Veranstalter
Drei Läufer gehen am Sonntag an den Start, die schnellere Bestzeiten aufweisen als der Streckenrekord, den Eliud Kipchoge 2013 in Hamburg aufstellte (2:05:30). Nachdem Guye Adola verletzungsbedingt passen musste, ist sein äthiopischer Landsmann Abebe Negewo jetzt der schnellste Läufer auf der Startliste. Er hat eine persönliche Bestzeit von 2:04:06 Stunden, die er 2019 in Valencia erzielte. Mit Tsegaye Mekonnen kehrt der Sieger des Haspa Marathon Hamburg 2017 zurück. Der Äthiopier ist nach wie vor der inoffizielle Junioren-Weltrekordler mit einer Zeit von 2:04:32. In sehr guter Form präsentierte sich im vergangenen Herbst Barselius Kipyego. Der Kenianer steigerte sich in Paris auf 2:04:48.
Johannes Motschmann im Ziel des Berliner Halbmarathon 2022 – Foto: Horst Milde
Philipp Pflieger und Johannes Motschmann (beide SCC Berlin) gehen mit persönlichen Bestzeiten von 2:12:15 beziehungsweise 2:12:18 Stunden an den Start. Motschmann zeigte vor kurzem beim Berliner Halbmarathon viel versprechende Form mit einer Steigerung auf 61:45 Minuten. Wie eine Reihe von anderen Athleten hofft er, in Hamburg die WM-Norm von 2:11:30 Stunden zu unterbieten. Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) und Florian Röser (TV Konstanz) laufen in Hamburg ihre Marathon-Debüts.
Philipp Pflieger im Ziel in Berlin – Foto: Horst Milde
Topläufer mit persönlichen Bestzeiten
Männer:
Abebe Negewo Degefa ETH 2:04:06
Tsegaye Mekonnen ETH 2:04:32
Barselius Kipyego KEN 2:04:48
Dejene Debele ETH 2:05:46
Simon Kipkosgei KEN 2:07:07
Cybrian Kotut KEN 2:07:11
Bernard Ngeno KEN 2:07:18
Amos Mitei KEN 2:07:28
Workineh Tadesse ETH 2:07:42
Abrar Osman ERI 2:07:46
Mustafa Kedir ETH 2:07:49
Alfred Koech KEN 2:09:01
Victor Kiplangat UGA 2:10:18
Bazezew Asmare ETH 2:10:51
Masresha Bere ETH 2:10:55
Arturo Esparza MEX 2:11:04
Philipp Pflieger GER 2:12:15
Johannes Motschmann GER 2:12:18
Gasper Csere HUN 2:14:34
Dario Castro MEX 2:14:51
Marco Salami ITA 2:14:57
Stephen Kissa UGA Debüt
Ronald Kirui KEN Debüt
Ibrahim Hassan DJI Debüt
Filimon Abraham GER Debüt
Florian Röser GER Debüt
Frauen:
Priscah Jeptoo KEN 2:20:14
Dibabe Kuma ETH 2:23:24
Carla Rocha POR 2:24:47
Tseginesh Mekonnen ETH 2:24:50
Gadise Mulu ETH 2:26:20
Alice Cherono KEN 2:26:51
Deborah Schöneborn GER 2:26:55
Kristina Hendel CRO 2:27:31
Rosa Chacha ECU 2:28:17
Andreia Hessel BRA 2:34:55
Maria Sagnes Wagan NOR 2:35:34
Camilla Elofsson SWE 2:35:37
Corinna Harrer GER 2:41:58
Yalemzerf Yehualaw ETH Debüt
Alia Mohamed UAE Debüt