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04
2022

Hendrik Pfeiffer und diverse andere Topathleten liefen trotz einer Fehlleitung in Hannover die korrekte Marathon-Distanz - es war aber ganz knapp. - Foto: Norbert Wilhelmi

Hannover-Marathon 2022: Strecke trotz Fehlleitung haarscharf im Limit, Hendrik Pfeiffer reagiert

By GRR 0

Beim HAJ Hannover-Marathon wurde am 3. April eine kleine Gruppe der führenden Läufer versehentlich fehlgeleitet, was zunächst nicht bekannt wurde. Befürchtungen, dass dadurch die Athleten möglicherweise eine zu kurze Strecke liefen, bestätigten sich jedoch nicht.

Allerdings war es haarscharf: Der in der Nacht zum Dienstag vom Hamburger Streckenvermesser Wolfgang Timm vermessene Kurs, der tatsächlich von den betroffenen Athleten gelaufen wurde, ergab eine Distanz von 42,196 km. Dies ist genau ein Meter mehr als die offizielle Distanz.

Zwischen Kilometer 28 und 29 war ein falsch postiertes Schild der Grund dafür, dass die Spitzengruppen der Marathonläufer eine andere Route liefen. Diese gehörte zur Halbmarathonstrecke. Am Ende fehlten dadurch fast 90 Meter zur eigentlichen Strecke. Allerdings waren die Verantwortlichen relativ optimistisch, dass die Streckenlänge trotzdem stimmte, was die Nachmessung nun bestätige. Es ist im internationalen Reglement vorgeschrieben, dass bei einer derartigen Vermessung von relevanten Straßenrennen pro Kilometer vorsichtshalber ein Meter zugeschlagen wird. In Hannover wurden bei der ursprünglichen Vermessung jedoch 25 weitere Meter hinzugerechnet. Dadurch gab es einen Puffer von rund 67 Metern und die vermeintlich fehlende Distanz betrug nur noch rund 20 Meter. „Auf der Strecke gab es in diesem Jahr eine ungewöhnlich große Anzahl von Baustellen, so dass die Athleten ohnehin nicht die Ideallinie laufen konnte. Durch diese Mini-Umwege kamen wir nun auf die 42,196 Kilometer“, erklärte der für das Eliterennen in Hannover zuständige Christoph Kopp.

„Ich hatte natürlich ein paar schlaflose Nächte, bin aber jetzt einfach nur froh, dass unsere Spitzenathleten den Fehler nicht ausbaden müssen“, sagte Race-Direktorin Stefanie Eichel. „Ein ganz besonderer Dank gilt dem Vermesser-Team und auch der Polizei, die so schnell diesen Termin für die Nachmessung ermöglicht haben – das ist keine Selbstverständlichkeit.“

Diverse Athleten hatten in Hannover die Normen für die Welt- beziehungsweise Europameisterschaften unterboten. Allen voran die Sieger Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid) und Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg). Ob ihre Zeiten bei einer zu kurzen Strecke als Norm hätten gelten können, wäre fraglich gewesen. Im schlimmsten Fall hätte dies den Athleten den Start bei der EM beziehungsweise WM kosten können. In den vergangenen Tagen hatten Medien bereits von dem Faux-pas berichtet. Dabei titelte die „Bild“-Zeitung sogar: „Wirbel um Deutschen Meister: Marathon-Sieger kürzte Strecke ab“. Unter dieser Überschrift war das Bild von Hendrik Pfeiffer platziert. Dies ist als eine Rufschädigung für den Läufer einzuordnen, da mit der Schlagzeile Absicht suggeriert wird.

Hendrik Pfeiffer reagierte in der Folge der reißerischen Berichterstattung verschiedenen Medien mit dem folgenden Statement:

„Ich bin erleichtert, dass die Strecke wie erwartet lang genug war. Ich habe dem Ausgang zwar entspannt entgegengeblickt, da sich schon früh angedeutet hatte, dass die Länge aufgrund des Puffers ausreichte und meine GPS-Daten dies untermauerten, doch nun herrscht endlich Gewissheit.

Was mich in den letzten Tagen deutlich mehr belastet hat, war die Art und Weise der Berichterstattung. Hier wurde nicht erst das Ergebnis der Nachmessung abgewartet, sondern direkt überregional und im großen Stil über die drohenden Konsequenzen berichtet, obwohl alle am Vermessungsprozess involvierten Instanzen frühzeitig angedeutet haben, dass die Länge wahrscheinlich ausreicht. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Lust nach einer schnellen und polarisierenden Story in der Berichterstattung überwog.

Dass Medien wie die Bild-Zeitung mit einer irreführenden Überschrift ganz vorn dabei waren, ist traurig, war aber fast schon zu erwarten, doch insbesondere vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk hätte ich mehr Fingerspitzengefühl erwartet. Die Konsequenzen in Form von wilden Diskussionen in Foren und bei Social Media sowie polarisierenden Schlagzeilen waren für alle Beteiligten absehbar und wären mir erspart geblieben, wenn einfach die Vermessung der Strecke abgewartet worden wäre. Nun freue ich mich, endlich wieder ruhig schlafen zu können und den Erfolg zu genießen.

Bei der EM in München kann unser deutsches Team vor heimischen Publikum Großes erreichen und dazu werde ich meinen Teil beitragen.“

race-news-service.com

 

author: GRR