Der Fahrdienst des BERLIN-MARATHON - rd. 90 % des Teams - Foto: Victah Sailer
Der BMW BERLIN-MARATHON und sein Fahrdienst – Mario Mahn seit mehr als 30 Jahren dabei – Horst Milde berichtet
Wenn man über den Erfolg des BMW BERLIN-MARATHON spricht – und das nur an seinen Rekorden festmacht – dann ist zu wenig.
Die gewaltige „Maschinerie“ des Marathons besteht aus einer großen Zahl von Einheiten, die gut geölt zusammenarbeiten müssen, damit das „GESAMTKUNSTWERK“ BMW BERLIN-MARATHON sich nach außen erfolgreich darstellen kann.
Unabhängig von den vielen ehrenamtlichen Helfern/innen von denen man spricht, die am Tage des Laufes auf den Straßen stehen und die Strecke absichern, sowie an den Verpflegungspunkten und Erfrischungsstellen arbeiten, und denen die Startnummern herausgeben und die auf die Garderobe aufpassen. Hier soll jetzt mal der Fokus auf einen Bereich gelenkt werden, der mit großem Einsatz für das Gelingen der Gesamtveranstaltung mitverantwortlich ist:
Das ist der Fahrdienst!
Von dem hört man nichts, bzw. nicht allzu viel, aber man sieht ihn, wenn die Fahrzeuge vor dem Feld mit Uhrenwagen, oder den Spitzenläufern, bzw. die Spitzenläuferinnen begleitet.
In Berlin fing es eigentlich erst Mitte der Achtziger Jahre an, das die Spitzenläufer mit dem eigenen PKW des Veranstalters oder von Freunden vom Flughafen abgeholt wurden.
Das Wort Fahrdienst kannte man auch noch nicht, jedenfalls nicht bei Lauf – oder Leichtathletikveranstaltungen oder auf Zuruf mussten Freiwillige sich zur Verfügung stellen. So erinnere ich mich, daß ich für das ISTAF Berlin einen US Athleten vor dem Sportfest die Wahrzeichen Berlins zeigen musste. Da sass der baumlange Athlet in meinem Fiat 500 (so ein kleines Auto hat er wahrscheinlich in den USA noch nie gesehen), er wusste mit seinen langen Sprinterbeinen nicht wohin.
Ein anderes Mal kutschierte ich 7 Langstreckler in meinem schon etwas grösseren Firmen-Renault R4 auf die Trainingsstrecke.
Einsatzbesprechung im Hotel – Mario Mahn (stehend in blau) – Foto: Horst Milde
Später war es für den BERLIN-MARATHON Mitte der 80-er Jahre Christoph Kopp, der für die TOPS verantwortlich war, der entweder selber oder dann schon bald eigene Teams einsetzte, so mit Jörg Scharrelmann, Manuel Milde und Axel Dumke die den „Abhol- und Rückbringe“-Bedarf zum Flughafen abdeckten. Das hört sich heute sehr amateurhaft an, das war aber die Realität – und reichte aus.
Auch die Fahrzeugsponsoren wechselten, so unterstützten u.a. den BERLIN-MARATHON auch Daimler Benz für einige Zeit. Da kam es vor, dass Fahrzeuge mit Batterien ausgerüstet waren, die keine Abgase ausstiessen, aber dann plötzlich, während des Einsatzes stehen blieben. Jetzt ist der Fahrzeugsponsor seit längerer Zeit BMW – und sogar Titelsponsor – und das mit sehr grossem Einsatz.
Seit über 30 Jahren ist der „Chef“ des Fahrdienstes Mario Mahn, zuerst noch von Frank Tschugg unterstützt, dann aber seit längerer Zeit allein an der Spitze. Seit mehreren Jahren bildet er mit seiner Frau Gabi eine Doppelspitze.
Insgesamt gehören zum Fahrdienst des BMW BERLIN-MARATHON 50 ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer, die von BMW 53 Fahrzeuge erhalten, die im vollen Einsatz für den Lauf benötigt werden. Die Fahrzeuge werden nach und nach auf “e-Fahrzeuge“ umgestellt.
Mit 50 Mitarbeitern kann man schon einen „normalen“ Volkslauf organisieren, in Berlin gehören diese Ehrenamtler NUR dem Fahrdienst an.
Eine Woche vor dem Lauf werden die Fahrzeuge mit großem Aufwand angeliefert und für den Einsatz vorbereitet. Allein 7 Fahrzeuge werden aufwendig mit Uhren ausgerüstet, das ist allein eine Sonderaufgabe, die nur noch von Spezialisten erledigt werden kann. Zusätzlich werden die Führungsfahrzeuge für die erste Frau und den ersten Mann mit einer besonderen LED-Lauflichtanzeige ausgestattet, damit er die Läufer/-in während des Laufes über die gelaufene Zeit – und die daraus zu erwartende Zeit im Ziel – informiert ist. Für dieses Programm ist Dr. Helmut Winter in Berlin verantwortlich, der inzwischen sich damit eine herausragende Position mit seinen technischen Fähigkeiten im weltweiten Laufsport erarbeitet hat.
Das Ehepaar Mahn schläft im Hotel, sonst wäre der Einsatz über die Marathontage nicht zu schaffen.
Der Fahrdienst holt die Athleten und Athletinnen vom Flughafen, fährt sie zu Interviews, zu den verschiedenen Veranstaltungen und natürlich zum Start und wieder Ziel zurück ins Hotel.
Mario Mahn (r.) und Mark Milde zusammen im Büro nach dem Lauf – Foto: Horst Milde
Während des Laufes befinden sich sehr viele Fahrzeuge auf der Strecke. Angefangen von den Uhrenwagen über Fahrzeuge, die Manager und Presse sowie Kampfrichter transportieren. Ebenso gibt es ein Fahrzeug das mögliche Tops, die den Lauf abbrechen aufnehmen.
Natürlich werden auch die sogenannten Hasen wieder eingefangen und zum Ziel transportiert. Uhrenwagen stehen an den diversen Kilometerpunkten. Nicht zu vergessen ist die Verteilung der Topverpflegung. Diese wird am Abend vorher eingesammelt und die Nacht über bewacht. Diese Fahrer müssen als erste um 06:00 schon auf die Piste sein, um sie an den Getränkepunkten zu verteilen.
Nach dem Lauf ist die Arbeit aber noch lange nicht zu Ende. Es stehen dann schon div. Fahrten zu den Flughäfen an. Autos werden schon wieder zum Abtransport zur Sammelstelle zurückgebracht.
Des öfteren werden verletzte Sportler aus Krankenhäusern abgeholt
Es ist auch schon 2mal vorgekommen das Läufer während des Laufes ausgestiegen sind, die weder Deutsch noch Englisch sprechen. Der Fahrdienst hat sie dann im Stadtgebiet gesucht und mit Hilfe der Berliner Taxifahrer wieder gefunden.
Natürlich werden auch die Trainer, Coaches und Gäste am Freitag vor dem Lauf zum Marathon get-together gefahren – und manchmal auch nach Hause!
Ein Sonderdienst für den Fahrdienst ist die RTL-Spendenstaffel. Dabei müssen die einzelnen Läufer/-innen zu ihren Einsatzorten hin und zurück gefahren werden. Dann gibt es zusätzlich noch die RBB-Staffel mit 42 Läufern/-innen. Auch hier müssen die einzelnen Läufer zu ihren Startorten hin und zurück gefahren werden.
Abends steht dann noch die Läuferparty an, so dass der Tag meist erst nach Mitternacht endet.
Einige Jahren mussten auch die Dopingproben nach dem Lauf nach Kreischa bzw. nach Köln zur Auswertung gefahren werden.
Natürlich besteht der BMW BERLIN-MARATHON nicht nur aus dem Lauf am Sonntag. Der Fahrdienst ist auch beim Frühstückslauf vom Schloß Charlottenburg zum Olympiastadion, beim Mini Marathon der Berliner Schulen und beim Skater Marathon in vollen Einsatz.
Damit der Marathon ein voller Erfolg wird, wird schon am Montag vor den Lauf die „blaue“ bzw. „grüne“ Linie gezogen. Hierbei ist der Fahrdienst mit 6 bis 7 Autos dabei.
Zu den Aufgaben des Fahrdienstes gehören auch div. Materialtransporte.
Der neue Flughafen Schönefeld macht es für den Fahrdienst auch nicht einfacher, weil er viel weiter weg ist, als früher der Flughafen Tegel. Auf dem Flughafen stehen Hostessen des Veranstalters, die sich um die ankommenden Gäste kümmern, ein eigener Empfangstand, wie in Tegel, ist in Schönefeld nicht zu finanzieren, da zu teuer.
Alles in allen kommen so um die 800 bis 900 Fahrdienstaufträge zusammen.
Stolz ist Mario Mahn auf seine Truppe, die in den letzten 4 Jahren unfallfrei gefahren ist – und dem Sponsor „unzerstörte“ Fahrzeuge zurückgeben konnte. Zu erwähnen sei noch, dass das Team aus vielen lang „gedienten“ und erfahrenen Helfern/-innen besteht, die nichts mehr erschüttern kann, denen man auch anmerkt, dass ihnen dieser Einsatz auch Spass macht. Was man auch verstehen kann, denn wer kann sich schon einen derart hochwertigen BMW privat leisten.
Wie sagte Sepp Herberger schon: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. In diesen Sinne laufen die Vorbereitungen schon wieder an.
Insofern wünschen wir weiter „Gute und unfallfreie Fahrt“!
Horst Milde