Viel Schwung und Stil am Nil – In Luxor startet im Januar 2022 bereits der 29. Ägypten-Marathon, im Februar geht’s rund um die Pyramiden – Klaus Weidt berichtet

Im März gibt es einen Kairo-Marathon. Seit 1994 hat sich am Nil viel getan.

Das Jahr 1994 kam mir sofort in Erinnerung, als ich aus Kairo einige Lauf-Neuigkeiten erhielt. Damals, vor fast 28 Jahren, am 4. Februar, fand für die Männer und Frauen am Nil eine kleine Sensation statt. Der 1. Internationale Ägypten-Marathon wurde an der legendären Sphinx gestartet.

Mit Roland Winkler, dem damaligen Chef des Berliner Team-Marathons, und dem leider schon verstorbenen Lauforganisator Gerd Engel aus Stendal hoben wir gemeinsam dieses neue Laufereignis aus der Taufe. Mit Halbmarathon und 10 Kilometer dazu, immer an den Pyramiden lang. Den staunenden Ägyptern wurde per Funk, Presse und Fernsehen vorher wochenlang erläutert, was ein Marathon überhaupt sei. An die Pharaonin Hatschepsut wurde auch erinnert, die zu ihrer Zeit – was bildlich dargestellt ist – mit einem Stier lief, ein religiöses Ritual.

Dieser neue „Egyptian Marathon“ wurde dann 1995 an den Nil von Luxor verlegt.  Mit dem besonderen Start direkt vor dem Tempel der Hatschepsut-Königin. Was kaum einer vorauszusagen wagte, schafften deutsche Organisatoren mit einem Touristik-Manager. Dieser, namens Gasser Riad, hatte zuerst die Reiseagentur „Egytrav“ hinter sich und übernahm diese Event schließlich voll in ägyptische Hände. Jahr für Jahr wurde er in Luxor-Theben erfolgreich gestartet. Und nun, im kommenden Jahr eröffnet er den Reigen bemerkenswerter Laufveranstaltungen. Als bisher ältester Marathon Ägyptens – mit der 29. Auflage! Interessenten können sich den Termin vormerken:  24. Januar 2022. Übrigens auch nicht uninteressant: Inzwischen hat an der historischen Strecke ein deutschsprachiges Restaurant namens „Maratonga“ (also Marathon) aufgemacht.

Die Pyramiden von Kairo-Giseh aber laden auch wieder zum Rennen ein.

Für den 19. Februar2022 ist ein Pyramiden-Halbmarathon (auch 10 und 6 km) ausgeschrieben.  Eine neue Laufveranstaltung einer neuen Agentur namens „The TriFactory“. Diese hat sich laut ihrer Visitenkarte den „Abenteuersportarten“ verschrieben, zu denen sie auch Running, Trails und Yoga zählt. Verbündet ist sie mit dem Ministerium für Jugend und Sport, und das recht erfolgreich. Vor kurzem ließ sie am Roten Meer in El Gouna bei einem Halbmarathon laufen, unterstützt vom Eigentümer dieser schönen Lagunenstadt, der Firma Orascom. Ein El Hosseiny von den „Night Runners“ aus Kairo gewann da in 1:14:14 h. Doch was ebenso bemerkenswert war: Der Deutsche Horst Geppert, der sich trotz ungenügender Trainingsstunden an den Start wagte und auf dem letzten Platz landete, wurde als 145. genauso begeistert empfangen und auf das Podest gebeten wie die Sieger.

Letzter, aber geehrt beim El Gouna-Halbmarathon am Roten Meer: Horst Geppert aus Deutschland – Foto: Veranstalter

Immer mehr Schwung, aber auch Stimmung und Stil zwischen Meer und Nil.

Das Jahresprogramm der Agentur TriFactory, die sich 2016 gründete, kann sich sehen lassen. Da gibt es ein „Trailmaster Wadi Degla“ bei Kairo, ein „Porto Summer Race“ in Alamein, einen „Beach Race“ in Port Said und einen Ultramarathon in der Nil-Metropole. 15 Events wurden schon benannt, und es dürften noch mehr werden für 2022.

Noch eher aber hatten sich die „Cairo Runners“ etabliert. Manager Ibrahim Safwat entschied sich einst für einen Versuch, Kairo ins Laufen zu bringen. „Es klang am Anfang unmöglich“, erzählt er. „Umweltverschmutzung, dichter Verkehr und viel Vorurteile.“ Doch er gab nicht auf, sondern beschloss, etwas Neues zu starten. „Ich hatte den Traum, den Lebensstil vieler Ägypter zu einem gesünderen zu ändern. Ein Stil, bei dem es für die Menschen normal wäre, auf die Straße zu gehen und sich zu bewegen.“ Er begründete 2012 eine Laufserie zu jedem Freitag, den arabischen Feiertag, begann am 14. Dezember 2012 mit 60 Läufern und hat in den letzten Jahren bereits mehr als 2500 zu den Lauftreffs erreicht. Sogar Läuferinnen, denn für Frauen war es anfangs nicht leicht, da ungewöhnlich, im arabischen Raum zu joggen. „Ein Rezept für jede Erfolgsgeschichte“, meint der Chef der Cairo Runners selbstbewusst, „beginnt immer mit einfachen Zutaten – einer Idee, Leidenschaft und einem starken Team.“ Heute verfügt Ibrahim Safwat über 30 weibliche und männliche Mitarbeiter.

Die Cairo Runners haben einen Kairo-Marathon entwickelt – Foto: Cairo Runners

So schaffte er es sogar, auf den dichtgedrängten Straßen der größten Stadt Afrikas einen „Cairo Marathon“ ins Leben zu rufen und mit fast perfekter Organisation durchzuführen. Das war 2019 und mit 3000 Startern ein schöner Premieren-Erfolg. Für 2022 steht nun der Termin des nächsten Marathons in Kairo fest: 18. März. Auch mit einem „Halben“ sowie Einsteiger- und Familien-Laufstrecken.

Viel Schwung und Bewegung also am Nil. Nicht nur wer 1994 bei der Marathon-Premiere an den Pyramiden dabei war, wird sich darüber freuen.

Wer mehr über die Laufentwicklung in Ägypten lesen will: „Laufen in Ägypten. Running in Egypt“ von Klaus Weidt. Zu erhalten über eine Nachricht an infogermanroadraces.

Klaus Weidt