Daniel Kibet stellte vor zwei Jahren den Streckenrekord in Istanbul auf, obwohl er nur als Tempomacher verpflichtet worden war. - Foto: Spor Istanbul - Photo: Spor Istanbul
Titelverteidiger Daniel Kibet läuft beim Istanbul-Marathon 2021 auch für zehn Geschwister
Einst inspiriert von Kenias Marathon-Weltrekordler Paul Tergat, überraschte Daniel Kibet vor zwei Jahren beim N Kolay Istanbul-Marathon: Der Kenianer war als Tempomacher ins Rennen gegangen und triumphierte am Ende mit dem nach wie vor gültigen Streckenrekord von 2:09:44 Stunden.
Jetzt ist Daniel Kibet zurück in Istanbul, um seinen Titel zu verteidigen. Dafür wird er möglicherweise erneut einen Streckenrekord laufen müssen. Denn ein Dutzend Läufer mit Bestzeiten von unter 2:10 Stunden wurden für das Rennen verpflichtet, so dass die Veranstalter berechtigte Hoffnungen haben, sich den türkischen Allcomers-Rekord zurückzuholen.
Diesen hatten sie im Frühjahr an das Rennen in Izmir verloren, wo der äthiopischen Sieger Tsegaye Getachew nach 2:09:35 im Ziel war. Die Äthiopier Bazu Worku und Mamitu Daska führen mit persönlichen Bestzeiten von 2:05:25 beziehungsweise 2:21:59 die Startlisten an.
Rahmenwettbewerbe über kürzere Distanzen hinzugerechnet, verzeichneten die Organisatoren über 35.000 Anmeldungen für das Rennen. Damit ist die Veranstaltung, die unter strikten Hygiene-Bedingungen stattfindet, einer der größten Läufe weltweit seit Beginn der Corona-Pandemie.
„Mein Ziel ist es, hier meinen Titel zu verteidigen“, sagt der 25-jährige Daniel Kibet. „Ich bin bereit für eine schnellere Zeit als vor zwei Jahren, aber mein Fokus liegt auf dem Sieg. Die Frage ist immer: nehmen die Favoriten das Tempo der ,Hasen’ an oder halten sie sich zurück.“ Daniel Kibet hat einige Erfahrung mit dem N Kolay Istanbul-Marathon, der auf der asiatischen Seite der Metropole gestartet wird und dann über den Bosporus nach Europa führt. „2018 war ich hier in wirklich guter Form, bekam dann aber zehn Kilometer vor dem Ziel ein Muskelproblem und musste aufgeben. Danach habe ich mich schlecht gefühlt und wollte unbedingt zurückkommen, um zu zeigen, was ich kann“, erzählt Daniel Kibet, der sich 2019 zunächst in Sevilla auf 2:06:49 Stunden steigerte und dann im September in Buenos Aires 2:06:52 lief. Nur eineinhalb Monate später bat er darum, in Istanbul als Tempomacher starten zu können. „Ich fühlte mich gut, setzte das Rennen fort und lief ins Ziel.“
„Die Strecke zu kennen, ist in Istanbul sicherlich ein Vorteil. Sie ist schnell, aber es gibt ein paar schwierige Passagen. Besonders die letzten drei Kilometer gehen bergauf“, erzählt Daniel Kibet, der aus Kapsait kommt, aber in Kapsabet trainiert. Dort gehört zu einer Gruppe von rund zehn Marathonläufern. „Die meisten sind schneller als ich.“ Dazu zählen Marius Kipserem und Dickson Chumba, die beide Bestzeiten von unter 2:05 Stunden aufweisen.
Zwei kenianische Ausnahmeläufer haben Daniel Kibet einst inspiriert. „Als ich in die Schule ging, waren der Marathon-Weltrekordler Paul Tergat und der zwischenzeitlich verstorbene Marathon-Olympiasieger Sammy Wanjiru unsere Idole“, erzählt der 25-Jährige, der mit zehn Geschwistern aufwuchs und 13 Jahre alt war als sein Vater verstarb.
„Er war Soldat. Aber wir haben auch eine Farm, die dann meine Mutter führte.“ Heute sind es hauptsächlich die Einnahmen von Daniel Kibet, von denen seine Mutter, seine sechs Brüder und die vier Schwestern leben. „Ich bin der einzige professionelle Läufer, aber meine jüngeren Brüder Philemon und Wisling laufen seit einiger Zeit und werden bald auch international starten. Sie können genauso gut werden wie ich.“
Vier Äthiopier sind in Istanbul im Rennen, die schon schneller gelaufen sind als Daniel Kibet. Neben dem erfahrenen Bazu Worku (Bestzeit: 2:05:25) sind dies Yitayal Atnafu Zerihun (2:06:21), Chele Dechasa (2:06:25) und Abayneh Ayele (2:06:45). Auch der Titelverteidiger Benard Sang (Kenia), der vor einem Jahr in Istanbul seine Bestzeit von 2:11:49 lief, startet am Sonntag.
Das Frauenfeld weist acht Läuferinnen mit Bestzeiten von unter 2:28 Stunden auf. Die frühere Dubai-Siegerin Mamitu Daska, die zudem zweimal den Mainova Frankfurt-Marathon gewann, ist die schnellste Athletin auf der Startliste. Allerdings ist die bereits 38-Jährige seit längerer Zeit nicht mehr in den Bereich ihres persönlichen Rekordes von 2:21:59 gelaufen.
Gute Form zeigte zuletzt Jackline Chepngeno. Die Kenianerin steigerte im September in Paris ihre Halbmarathon-Bestzeit auf 69:07. Sie hat eine Marathon-Bestzeit von 2:24:38. Die nächstschnellsten auf der Startliste sind die Kenianerinnen Janet Rono (2:26:03) und Sheila Jerotich (2:26:06).