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09
10
2021

Christus über dem Altar der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin - Foto: Horst Milde

Ökumenisches Marathongebet zum 47. BMW BERLIN-MARATHON „Wir laufen (wieder) los!“ in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche am 25. September 2021

By GRR 0

Heute,  vor zwei Wochen am Sonnabend, dem 25. September 2021, fand um 16.00 Uhr in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche am Breitscheidplatz das ökumenische Marathongebet zum 47. BMW BERLIN-MARATHON statt.

Das Ökumenische Marathon-Gebet wurde gestaltet von:
Horst Milde, Begründer des BERLIN-MARATHONS
Ute Szameitat, Helferin beim BERLIN-MARATHON, Läuferin und Walkerin
Heinz Frei, vielfacher BERLIN-MARATHON-Sieger und erfolgreichster Schweizer Sportler aller Zeiten
Dr. Helmut Jansen, Pastoralreferent und Triathlet, x:Runners – Spiritueller Lauftref
Es predigten im Dialog die Pfarrer und Marathonläufer Peter Burkowski, (PB) Berlin, peter.burkowski@fa-kd.de und 
Pfarrer und Marathonläufer Dr. Lars Charbonnier, (LC) Berlin, lars.charbonnier@fa-kd.de

Orgelmusik zum Beginn: Kirchenmusiker Jonas Sandmeier: Ivan Bozicevic: Fandango

Eröffnung und Begrüßung (L. Charbonnier)

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. ….

Lied: z.B. Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren  (EG 316, 1. Strophe deutsch, 2. englisch, 3. franz.)

Psalmlesung – im Wechsel mit Kehrvers EG 175 (Ankündigung und Durchführung: H. Jansen)

Psalm 121

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?

G: Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.

G: Siehe der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.

Kehrvers: Ausgang und Eingang, Anfang und Ende liegen bei Dir, Herr, füll du uns die Hände. (EG 175)

Der Herr behütet dich, der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,

G: dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.

Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.

G: Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!

Kehrvers: Ausgang und Eingang, Anfang und Ende liegen bei Dir, Herr, füll du uns die Hände. (EG 175)

Die Gemeinde singt „Lobe den Herren“ – Psalm 121

Gebet des Tages

Dialog zwischen Läufern

Schriftlesung: 1. Könige 19, 5 – 8

Elia legte sich hin und schlief unter dem Ginster. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er sah sich um, und siehe, da lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. Und der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.

 

Die marathonlaufenden Pfarrer Peter Burkowski (lks.) und Lars Charbonnier

Predigt

Liebe Läuferinnen und Läufer!

Lars Charbonnier: Viel Schlaf und gutes Essen, das war Elias Vorbereitung auf das Ungewisse – 40 Tage lang auf den Beinen. Hast Du Dich auch so auf den Marathon vorbereitet, lieber Peter, viel Schlaf und gutes Essen?

Peter Burkowski:  Ach Lars, wenn es so einfach wäre, das wäre ja großartig. Dann liefen vermutlich viel mehr Menschen Marathon! Was schon stimmt – ein paar Corona-Kilos sind trotz Lauftraining dazugekommen. Aber ehrlich gesagt: mir ist das nicht so wichtig – ich freu mich einfach darüber, dass wir endlich wieder loslaufen können, endlich wieder gemeinsam am Start stehen und durchs Ziel laufen. Und dass es gerade hier in Berlin nun mit so vielen und auch vielen an der Strecke wieder losgeht, das freut mich besonders.

Lars Charbonnier: Mich auch, in der Tat! Schon der Halbmarathon war ein besonderes Ereignis. Wir haben wirklich viel durchgemacht in den vergangenen 18 Monaten. Was es heißt, mit dem Ungewissen zu leben, das wissen wir nun alle. Wie oft haben wir darüber gesprochen, was das heißt, mit dem Ungewissen leben, die Ungewissheit einfach auszuhalten und das Unverfügbare gestalten – unser religiöses Kerngebiet, wenn man so will. Es in dieser Dramatik, weit mehr als in Einzelschicksalen auch zu erleben, hatte noch einmal eine andere Tiefe. Diese Corona-Zeit wird uns in ganz besonderer Weise prägen…

Peter Burkowski: Und jede und jeder hat seinen Umgang damit finden müssen. Die Berichte gerade von euch haben mich berührt. Plötzlich waren so viele Alltagsroutinen, so viele Gewohnheiten weggebrochen. Und ich brauchte neue Rituale. Ich wollte wieder etwas Struktur in all das Ungewisse und Undurchschaubare bringen. Das Laufen war auch für mich ein ganz wichtiges Ritual in diesen Zeiten. Manchmal bin ich abends auch eine Stunde mit dem Rad gefahren und im Winter habe ich sogar die Langlaufski wieder herausgeholt. Viel regelmäßiger als davon war ich in Bewegung und habe gespürt, wie gut mir das tut.

Lars Charbonnier: Ja, das ging mir auch so. Wobei ich gemerkt habe, dass ich dies Wirkung kaum hätte spüren können, wenn ich nicht vorher schon erfahren hätte, wie es ist. Weil ich wusste, wie gut mir das Laufen tut, habe ich es gerade in diesen Lockdown-Zeiten gepflegt, so oft es ging – ja, auch gegen die Corona-Kilos! Das ist wie mit unseren christlichen Ritualen: Auch das Gebet kann ein Stoßgebet sein, das ich in Not spreche. Als so richtig entlastend werde ich es aber erleben, wenn es eingeübt ist. Auch das Gebet braucht Übung und Training. Dann entfaltet es seine Kraft auch und gerade dann, wenn es wirklich drauf ankommt.

Peter Burkowski: Bei Elia kam es ja auch drauf an, wenn Du so willst. Das ist schon eine seltsame Geschichte, die der Szene in unseren Versen vorausgeht. Da gibt es eine große und gewaltsame Auseinandersetzung und Elia fürchtete um sein Leben. Er geht in die Wüste und wünscht sich zu sterben.

Er ist müde und am Ende. Und dann diese besondere Aufforderung: Steh auf! Geh! Iss und trink, denn Du hast einen weiten Weg vor Dir. Und er stand auf und lief los – vierzig Tage und vierzig Nächte.

Dieser alte biblische Text weiß offenbar etwas davon, dass körperliche Bewegung den Menschen verändern kann, ja, dass in tiefen Lebenskrisen und großer Ungewissheit das Leben auf diese Weise eine neue Perspektive bekommt und die alten Erschütterungen nach und nach hinter mir zurückbleiben. Er weiß etwas davon, dass die körperliche Bewegung auch dem Geist und der Seele gut tun können. Der Weg, auf den Gott hier den Elia schickt, das ist ein Weg der Erneuerung.

Lars Charbonnier: Das kann ich gut verstehen. Das können Läuferinnen und alle Ausdauersportler gut verstehen. Deshalb sind wir ja in der Corona-Zeit weitergelaufen. Deshalb haben viele Menschen in dieser Zeit auch das Laufen für sich entdeckt. Wir kennen dieses Phänomen, dass die körperliche Bewegung unseren Geist verändert: nach dem Laufen geht es mir immer gut, manchmal habe ich eine gute Idee oder ich sehe einfach die Schönheit der Schöpfung wieder ganz neu.

Peter Burkowski: Wie gut, dass wir das eingeübt haben: Heinz als Handbiker, Ute als Walkerin, Helmut im Triathlon und morgen wieder so viele Läuferinnen und Läufer auf der Strecke. Wie gut ist es doch, in guten Zeiten zu üben, was wir für die schwierigen und unsicheren Zeiten in unserem Leben brauchen. Für mich sind es auch einige Lieder oder Gebete und Psalmtexte aus der Bibel – wie z.B. der Psalm 121, den wir heute gemeinsam gebetet haben. Ich spreche diese Texte oft auch voller Vertrauen beim Laufen – für mich und in mich hinein. Es ist wie ein Gepäck, eine Gewissheit, auf die man in „Elia-Zeiten“ zurückgreifen kann.

Lars Charbonnier: Morgen wird dieses Vertrauen in die eigenen Mühen ganz sicher wieder wichtig werden. Wir haben uns alle auf diesen Tag vorbereitet, viele Kilometer absolviert und manche Stunde Training hinter uns gebracht. Wir laufen wieder los! … im Vertrauen auf das Leben, im Vertrauen auf die große Gemeinschaft, im Vertrauen auf die Gegenwart Gottes, der in allen Zeiten bei uns ist: Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat (Ps. 121,2).

Wir laufen wieder los! Für morgen wünschen wir Euch allen die Ausdauer des Elia, viel ansteckende Freude mit den Vielen, die mit uns unterwegs sind und an der Strecke stehen – und das Vertrauen, dass die Vorbereitung uns trägt – im Lauf und im Leben.

Amen.

Lied: Ich sing Dir mein Lied (SJ 110, 1.2.5)

Dank- und Fürbittengebet (Helmut Jansen, Ute Szameitat, Heinz Frei, Horst Milde)

Helmut Jansen

Lasst uns beten – Läuferinnen und Läufer miteinander. Wir halten inne halten vor dem Marathon und beten für unseren Lauf. Nach jeder Strophe sprechen wir gemeinsam: Unser Gott, leite und begleite uns.

Gott, unser Schöpfer, du Quelle des Lebens,
du Ursprung von Kraft und Zuversicht und Geduld –
am Vorabend des großen Laufs, auf den viele von uns schon seit langem hin leben,
auf den die Läuferinnen und Läufer sich vorbereitet haben,
am Vorabend dieses Laufes bitten wir dich um deinen Segen.

Wir beten gemeinsam:

Gesungener Kehrvers: Meine Hoffnung und meine Freude…

Horst Milde:

Gott, du Quelle des Lebens.

Uns alle verbindet die Freude an der Ausdauer,
das Hinspüren auf die Kraft, die du uns schenkst,
das Erleben der Ausdauer, in der Geist und Körper schließlich eins werden.

Wie gut, dass wir das wieder miteinander tun können.
Alle miteinander suchen wir den Rhythmus, der zu uns passt,
und leben durch den Atem, der uns erfüllt und trägt.
Allesamt kennen wir das Glück, wenn es einfach läuft,
und der Kopf frei ist.
Allesamt kennen wir auch das Gefühl der Überwindung,
die es vielleicht auch morgen brauchen wird, wenn der Körper nicht mehr will.
Und uns verbindet umso mehr das besondere Glück, das sich danach einstellt,
wenn wir doch weiterlaufen konnten und scheinbare Grenzen überschritten wurden.

Kehrvers

Ute Szameitat

Gott, Du Quelle des Lebens.

Lass den morgigen Tag zu einem Festtag werden und schenke allen ein gutes Gefühl für das eigene Maß und die eigenen Grenzen.
Gib, dass viele unter uns die Ziele erreichen, die sie sich gesteckt haben;
und hilf, dass wir uns dabei auf der Strecke gegenseitig bestärken.
Lass auch bei denen, die das Gewollte diesmal nicht ganz erreichen,
die Freude und Dankbarkeit überwiegen.
Diejenigen, die womöglich vorzeitig aussteigen müssen,
bewahre vor übergroßer Enttäuschung.
Eines haben wir erfahren: unser Leben ist mehr als der Sport und die Leistung, die wir uns abverlangen. Aber wie gut, dass wir wissen und spüren, wie heilsam es für uns ist, wenn wir uns bewegen und fordern.

Kehrvers

Heinz Frei

Gott, Du Quelle des Lebens.

Wir danken dir für alle, die diese Veranstaltung in diesem Jahr überhaupt ermöglichen:
die Verantwortlichen und Organisatoren, die so sehr darum gerungen und dafür gearbeitet haben;
die Helferinnen und Helfer an der Strecke;
die Ärztinnen und Ärzte, Sanitäterinnen und Sanitäter
in ihrem Einsatz für unsere Gesundheit;
die Einsatzkräfte von Polizei und Verkehrsbetrieben und Stadtreinigung;
alle, die mit ihren Trommeln und Musikinstrumenten für Stimmung sorgen.
Wir danken für die alljährliche Begeisterung der Zuschauerinnen und Zuschauer an der Strecke, ihre Anfeuerungsrufe, ihre Freude und ihr Mitgefühl.
Wir danken für die Treue und Unterstützung der Angehörigen und für ihre Geduld,
und bitten, dass es auch für sie alle wieder ein großer Tag werden möge.

Kehrvers

Peter Burkowski

Lasst uns gemeinsam das Vater Unser beten. Let us pray together the Lord’s Prayer. Everyone prays in his own mother tongue.

Vater unser im Himmel… Amen.

Lied: Vertraut den neuen Wegen (EG 395)

Ansage Kollekte usw. Lars Charbonnier

Die Kollekte ist bestimmt für die Arbeit mit behinderten Kindern im Haus Rheinsberg der Fürst-Donnersmarck-Stiftung

Wenn Sie Ihre Spende überweisen möchten, erbitten wir sie
auf unser Postbankkonto: BIC: PBNKDEFF; IBAN: DE48 1001 0010 0012 2761 05
Stichwort: „Marathon-Gottesdienst“. – Fürst-Donnersmarck-Stiftung

Segenshandlung (Ökumenisch)

Peter Burkowski und Helmut Jansen

Orgelmusik: Tim Tikker: Ruchenitsa und gemeinsamer Auszug

https://www.gedaechtniskirche-berlin.de/

Die Mitwirkenden des Ökumenischen Marathongebetes zum 47. BMW BERLIN-MARATHON „Wir laufen (wieder) los!“: (v.lks.): Ute Szameitat, Horst Milde, Peter Burkowski, Dr. Helmut Jansen, Dr. Lars Charbonnier und mittig: Heinz Frei – Foto: Sabine Milde

 

 

 

author: GRR