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19
09
2021

Laura Hottenrott - Foto: Wilfried Raatz - wus-media

Erneute Überraschung durch Laura Hottenrott – Nach dem verpassten Marathon-Olympiastart holt sich die Kasseler Läuferin nach dem Sieg beim Jungfrau-Marathon ihren ersten deutschen Meistertitel – bei den Deutschen Berglauf-Meisterschaften 2021 in Bad Kohlgrub – Wilfried Raatz berichtet

By GRR 0

Zeus gewinnt nach 2017 und 2018 zum dritten Mal den Titel

„Das ist mein allererster Meistertitel“ freute sich Laura Hottenrott im Ziel vor der Hörnle Hütte auf 1386 m Höhe. Nach einer kurzen Arbeitszeit von 36:48 Minuten stand nach zahlreichen zweiten und dritten Rängen über 10 km und Halbmarathon der erste Titelgewinn fest.

Eine Woche nach dem Überraschungscoup beim Jungfrau-Marathon setzte die im Frühjahr trotz einer Marathonsteigerung auf 2:28:02 Stunden an der Olympiateilnahme gescheiterte 29jährige im Trikot des PSV Grün-Weiß Kassel der „Late Season“ ein kleines Krönchen auf. Die favorisierte Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) war bereits am Ortsausgang von Bad Kohlgrub geschlagen, als es der erst seit Mitte der Woche in den Startlisten verzeichneten Laura Hottenrott gelang, einen kleinen Vorsprung herauszulaufen.

Und dieser wuchs von Kilometer zu Kilometer auf der stark in Wellen hinaufführenden Strecke von 7,03 km und 639 Höhenmetern zum Zielhang. Knapp dreißig Sekunden dahinter kam ihre Regensburger Konkurrentin ins Ziel, die erst am frühen Morgen aus dem Höhentrainingslager in St. Moritz angereist war und sich auf die beiden im Oktober folgenden Titelkämpfe über 10 km und Halbmarathon im Oktober vorbereitet.

Im Regensburger Tross war auch Maximilian Zeus angereist, der überraschend sicher nach 2017 und 2018 den dritten Meistertitel seiner Karriere in 32:06 Minuten erlaufen konnte. Hinter dem erst 16jährigen (!) Lukas Ehrle (LG Brandenkopf/ 32:24) folgte mit dem mitfavorisierten Konstantin Wedel (32:51) schon der zweite LG Telis-Finanz-Läufer.

Der Start bei den Deutschen Berglaufmeisterschaften in den Ammergauer Alpen war bei Laura Hottenrott keineswegs geplant, sondern vielmehr ein Start beim BMW Berlin Marathon. „Die Gespräche über einen Start in Berlin mit dem für die Athletenverpflichtung zuständigen Mark Milde liefen für uns enttäuschend, sodass ich mich über meinen Verein kurzfristig zu den Berglaufmeisterschaften nachmelden ließ“, so Laura Hoffenrott. Eine sicherlich in der Saisonbilanz des Olympiajahres doch glückliche Entscheidung mit letztlich dem ersten Meistertitel. „Wir haben uns nach dem Frust im Frühjahr entschlossen, in den Sommermonaten einmal andere Prioritäten zu setzen. Der Jungfrau-Marathon war ein tolles Erlebnis, es hat einfach nur Spaß gemacht!“

Für Domenika Mayer war der Start von Laura Hottenrott gewiß ein schlag ins Kontor.

„Wir sind in der Vorbereitung auf die Titelkämpfe über 10 km und Halbmarathon und haben den Start bei den Berglaufmeisterschaften ohne entsprechende Vorbereitung mitnehmen wollen“, so eine sichtlich nicht zufriedene Domenika Mayer, die allerdings im Gegensatz zur neuen Titelträgerin schon eine gewisse Bergaffinität hat, zumal sie 2017 schon bei den Berglauf-Europameisterschaften in Skopje am Start war. „Da der Sommer für mich krankheitsbedingt nicht gut lief, bin ich mit dem Ergebnis nicht einmal unzufrieden!“

Überraschend schob sich die in Zürich promovierende Hanna Gröber auf Rang drei in 38:11 Minuten. „Nach einem ersten Versuch vor acht Jahren am Hochfelln ist dies praktisch mein erster Berglauf“, freute sich die Immunologie studierende 25jährige, die bei der TG Hütten in der Trainingsgruppe von Fabienne Schlumpf eine ideale Trainingspartnerin gefunden hat. „Den eigentlichen Anstoß zum Berglauf hat allerdings meine Freundin Anais Sabrie gegeben, die inzwischen zur Weltklasse im Berg- und Traillauf zählt“.

Aber auch andere wie Regina Högl (39:50), die eigentliche Duathletin Annika Vössing (39:54) und die vor zwei Wochen W45-Berglauf-Weltmeisterin gewordene Simone Raatz (40:27) waren nicht unbedingt unter den Tagesschnellsten erwartet worden. Die chancenreichen Sarah Kistner und Melanie Noll hingegen kamen nicht über die Ränge 13 und 14 auf diesem schwer zu laufenden Parcours hinaus.

Die Überraschung bei den Männern war die Vizemeisterschaft für den erst 16jährigen Schwarzwälder Lukas Ehrle im Trikot der LG Brandenburg, der bislang über die Landesgrenzen hinaus kaum in Erscheinung getreten war und unter seinem Trainer, dem früheren Berglaufass Timo Zeiler, glänzend auf diese Titelkämpfe vorbereitet wurde. „Ich bin mit dem schnellen Anfangstempo bestens zurecht gekommen und habe mich gewundert, dass die anderen mir nicht weglaufen konnten. Ich glaube, ich habe meine Disziplin gefunden!“ freut sich der in die elfte Gymnasialklasse gehende Lukas.

In welcher Verfassung der alte und neue Meister Maximilian Zeus ins Rennen gehen würde, war weitgehend offen. Im Frühjahr hatte er marathonspezifisch trainiert und seine Clubkollegin Anja Scherl beim Mailand-Marathon begleitet, ehe er sich mit kleineren Läufen auf diese Titelkämpfe vorbereiten konnte. „Ich bin seit Frühjahr zudem ganztägig berufstätig und habe dementsprechend einen anderen Rhythmus.

Mit der LG Telis-Finanz-Truppe stehen für mich nun allerdings erst die Straßenmeisterschaften an, vielleicht aber auch noch der eine oder andere Berglauf. Natürlich interessiert mich der Nationscup, der anstelle der gestrichenen Weltmeisterschaften im November in Italien stattfinden wird!“

Wilfried Raatz

 

 

 

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