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2021

Elaine Thompson - 2020 Tokyo Olympic Games Tokyo, Japan July 29-August 8, 2021 Photo: Jean-Pierre Durand@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET

Wer ist die schnellste Frau der Welt? FloJo oder Elaine Thompson? Eine Betrachtung von KLAUS BLUME

By GRR 0

Nie zuvor in den letzten zwölf Jahren hat man sich so oft gefragt, wie in diesem Sommer: Wer ist nun wirklich die schnellste Frau aller Zeiten?

Die 1998 mit nur 39 Jahren urplötzlich verstorbene Amerikanerin Florence Griffith-Joyner oder doch die Woche für Woche auftrumpfende 29-jährige Jamaikanerin Elaine Thompson-Herah? Gemeinsam mit ihrer schnellen Landsfrau Shelly-Ann Fraser scheint sie in diesem Sommer den Sprint der Frauen neu definierten zu wollen.

Vor allem Elaine Thompson-Herah, die mit ihren 29 Jahren – nach langjährigen wissenschaftlichen Erkenntnissen – längst ihren Leistungszenit überschritten haben sollte, verblüfft immer wieder aufs Neue. So sprintete sie im amerikanischen Eugene die klassische 100-Meter-Distanz in 10,54 Sekunden – schneller war vor 33 Jahren nur die legendäre Amerikanerin Florence Griffith-Joyner mit unglaublichen 10,49 Sekunden. „Vielleicht ist es der am meisten angezweifelte Rekord in der Leichtathletik“, bemerkte jetzt die angesehene Neue Zürcher Zeitung.

Warum sollte das so sein? Weil sich gleich nach ihrem Tode, im September 1998, Ärzte und sogenannte Teamkollegen gemeldet hatten, die allesamt beteuerten, „FloJo“ hätte sich stets mit verbotenen Substanzen versorgt? Aber belegen vermochten sie ihre Verdachtsmomente allesamt nicht. Und wieso gaben die Untersuchung ihres 39-jährigen Leichnams nie über Medikamenen- und Dopingmissbrauch Auskunft? Wissenschaftliche Studien der damaligen Zeit verweisen hingegen auf ihre fast schon außergewöhnliche akustische Reaktionsfähigkeit beim Start und auf ihre bemerkenswerte Durchschnittsgeschwindigkeit von 34,31 km/h innerhalb des 100-Meter-Sprints.

Aber es soll ja – erinnern sich dabei Gewesene – bei ihrem Weltrekord-Sprint in unmittelbarer Nähe, nämlich beim Weitsprung, ein zu kräftiger Rückenwind geweht haben. Nicht aber bei ihrem eigentlichen Weltrekordlauf. Also alles nur Spekulationen? Wenn nicht,  könnte man nun auch Elaine Thompsons 10,54 Sekunden von Eugene – ohne verbotenen Schubwind – als tatsächlichen Weltrekord werten und „FloJos“ Fabelzeit endgültig ins Reich der Fabel verbannen?

Wagt niemand und fragt lieber: Ist die Thompson für einen 100-Meter-Fabel-Weltrekord nicht eigentlich viel zu alt? Die Reaktionsfähigkeit älterer Sprinterinnen – ob visuell oder akustisch – sei zwar viel höher, als die jüngerer Konkurrenten, doch mit zunehmenden Alter erhöhe sich bekanntlich nicht die Sprintfähigkeit.. Behaupten einige Wissenschaftler, was andere aber wiederum in den Bereich der Spekulationen verweisen. Außerdem laufe die Thompson zwar im über-reifen Sprintalter von 29 Jahren zwar ihrer Zeit noch immer davon, doch keinesfalls auf perfekte Weise.

Nach Recherchen der New York Times, zum Beispiel, käme sie stets erst spät in die Gänge, erreiche aber nach 38 Metern mit einer Geschwindigkeit von 38,93 Sekunden immerhin das höchste Tempo in der Leichtathletik-Geschichte der Frauen. Und halte diese Tempo obendrein von den Besten der Welt am längsten durch. Zum Vergleich: Florence Griffith-Joyner schaffte bei ihrem noch immer offiziellen Weltrekord eine Höchstgeschwindigkeit von 34,32 km/h.

Ist Thompson demnach die schnellste Frau der Leichtathletik-Geschichte?

Wenn, so meint der niederländische Coach Laurent Meuwly, könne das womöglich auch an den seit 2020 neu entwickelten Laufschuhen liegen. Die meisten von ihnen seien mit einer Karbonplatte und einer Mittelsohle aus hochreaktivem Kunststoffschaum ausgestattet worden. Messungen auf der Bahn hätten ergeben, dass sich damit der Schritt um rund zehn Zentimeter verlängere. Weitere Testserien sollen folgen.

Wer also ist wirklich die schnellste Frau der Welt? Florence Griffith-Joyner oder Elaine Thompson-Herah? Christine Arron, seit nunmehr 23 Jahren mit 10,73 Sekunden Europarekordlerin über 100 Meter, sagt dazu:

„Der Weltrekord über 100 Meter existiert doch überhaupt nicht, er ist nur fiktiv.

Und daran sollten wir uns endlich gewöhnen.“

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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