Der spektakuläre Hochgebirgslauf vom mondänen Gstaad über 25,2 km und 2015 Höhenmeter zum Gletschergebiet Glacier 3000 mit dem Gipfelrestaurant Botta - Foto: Veranstalter
Gipfeltreffen beim Berg-Klassiker Sierre-Zinal 2021 – Maude Mathys und Kilian Jornet knapp voraus – Benedikt Hoffmann gewinnt den Glacier Run 3000 in Gstaad – Wilfried Raatz berichtet
Hochkarätige Rennen in der Schweiz
Das Nonplusultra der internationalen Berg- und Trailszene ist unbestritten Sierre-Zinal, ein hochalpiner Landschaftslauf über 31 km und einer Höhendifferenz von +2100 m/-900 m, der stets am ersten Sonntag im August seit 1974 (!) durchgeführt wird.
Bei der 48. Auflage, wegen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Auflagen für Eliteläufer mit Start am 7. August und für alle interessierten Läufer eine Teilnahmemöglichkeit im Zeitraum vom 4. August bis 31. September erstmals gesplittet – angesichts der bis zu fünftausend Läufer durchaus eine lobenswerte Konzeption.
Unser Blick fällt natürlich auf das Eliterennen, ein weiteres Mal Teil der Golden Trail World Series und des WMRA-World-Cup. „La Course des Cinq 4000“, so wie der legendäre Lauf angesichts der weißen Gebirgsmassive von Weisshorn, Zinalrothorn, Übergabelhorn, Matterhorn und Dent Blanche auch gerne in der Unterzeile genannt wird, führt Jahr für Jahr die weltbesten Cracks der Szene zusammen. Die großen Sportartikelausrüster schicken ihr Topteam, schließlich geht es neben dem Preisgeld vor allem auch um Prestige und Renommee.
Ein eindrucksvolles Comeback gelang dabei dem spanischen Streckenrekordler Kilian Jornet, der das reizvolle Duell der Tops in 2:31:44 Stunden und einem knappen Vorsprung vor dem Briten Robbie Simpson (2:32:26), Cesare Maestri (2:33:51) und dem Kenianer Lengen Lolkurraru (2:34:28) gewann. Im erlesenen Feld spielten Cracks wie Rémi Bonnet(9.), Francesco Puppi (14.) Stephan Wenk (29) wie auch der Mehrfachsieger Petro Mamu (29.) nur eine Nebenrolle.
Gegen eine wie entfesselt laufende Europameisterin und Vize-Weltmeisterin Maude Mathys schien keine Konkurrentin gewachsen. Doch die vor kurzem erst beim Zermatt-Marathon siegende Niederländerin Nienke Brinkman erwies sich bei ihrem Debüt als nahezu ebenbürtig. Mit 2:46:03 Stunden und 2:48:58 Stunden blieben letztlich beide Läuferinnen unter dem seit 2019 von Maude aufgestellten Kursrekord von 2:49:20 Stunden. Die Französinnen Anais Sabrié (2.55:23) und Blandine L’Hirondel (2:59:06) sowie die Kenianerin Teresiah Omosa (2:59:28) folgten auf den nächsten Plätzen und blieben unter der begehrten 3-Stunden-Marke.
Auch hier im weiteren Spitzenfeld zahlreiche Tops wie Simone Troxler (7.), Alice Gaggi (9.), Judith Wyder (10.) und die Swissalpine-Siegerin Katie Schide (19.). Als beste deutsche Läuferin belegte die Münchenerin Kim Schreiber mit 3:30:25 Stunden Rang 31.
Der spektakuläre Hochgebirgslauf vom mondänen Gstaad über 25,2 km und 2015 Höhenmeter zum Gletschergebiet Glacier 3000 mit dem Gipfelrestaurant Botta auf 2.050 m. Seinen vierten Sieg in Folge auf Schweizer Terrain holte sich dabei Benedikt Hoffmann nach 2:27:05 Stunden und einem serpentinartigen Schlußaufstieg im Tiefschnee vor dem Kenianer Geoffrey Ndungu, der gerade einmal dreißig Sekunden dahinter folgte. Deutlich zurück als Dritter der Schweizer Francois Leboeuf (2:31:26). Bei den Frauen gab es einen dreifachen Schweizer Erfolg durch Karen Schultheiss (3:09:47) vor Seraina Ummel (3:11:26) und Laurence Yerly (3:13:02).
Angesichts drohender Gewitter musste die Zwischenmarke bei der Verpflegungsstation Cabane auf 2500 m um 45 Minuten vorverlegt werden, sodass viele LäuferInnen das Rennen vorzeitig beenden mussten. Diese Maßnahme erwies sich bei der 13. Auflage als absolut erforderlich, denn zahlreiche Läufer wurden im steilen Schlussaufstieg vom Gewitter und Schneefällen überrascht.
Die 39. Auflage des Klassikers Thyon-Dixence katapultierte mit dem Erfolg des im run2gether-Team laufenden Kenianers Lengen Lolkurraru einen neuen Sieger in der Ehrentafel des traditionsreichen Berglaufes von Thyon 2000 zum Stausee Grande Dixence über selektive 16,3 km und einer Höhendifferenz von +700/-140 m. Der 29jährige, übrigens auch bereits Sieger beim Großglockner-Berglauf, gewann nach 1:09:08 und der viertschnellsten Zeit nach dem Rekordlauf des Kolumbianers Jairo Corea (1990/ 1:08:28) vor den US-amerikanischen Berglauf-Weltmeister 2019 Joe Gray (1:10:28), dem Kolumbianer Diego Vera (1:11:36) und dem Italiener Cesare Maestri (1:13:12).
Auch bei den Frauen kommt die Tagesbeste einmal mehr aus Kenia: Purity Gitonga setzte zudem mit 1:19:26 Stunden eine neue Streckenbestmarke, die seit 2015 ihre mit Weltmeistertitel dekorierte Landsfrau Lucy Murigi mit 1:19:51 Stunden gehalten hatte und es bei Thyon-Dixence auf schon sechs Siege gebracht hatte. Für die Waliserin Maude Mathys lief es hingegen nicht wie erwartet, eine Woche vor ihrem Rekordlauf bei Sierre-Zinal wurde sie mit deutlichem Abstand hinter Purity Gitonga und Teresiah Omosa (Kenia/ 1:22:16) in 1:25:30 Stunden nur Dritte.
Die Traditionsveranstaltung war mit 900 Teilnehmern unter Corona bedingten Auflagen genehmigt, nachdem es im Vorjahr eine Alternativveranstaltung bei einem Zeitfenster von drei Monaten auf der Originalstrecke gab.
Wilfried Raatz