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14
07
2021

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Patrick Konrad oder: Tu felix austria – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

Man muss eben an sich selbst glauben, wie der Österreicher Patrick Konrad. „Ich hatte mir am Start gesagt: Patrick, heute bist du derjenige, der gewinnt. Es geht gar nicht anders. Denn ich habe vornherein  gewusst, ich habe die Beine, die Form und das Talent, dass ich gewinnen kann.“

Konrad hatte zwar zuvor schon einige Top-Erfolge eingefahren, wie den zweiten Rang auf der Etappe am Sonnabend, oder schon 2020 beim ebenfalls dreiwöchigen Giro d‘Italia. Er hatte sogar die renommierte neuntägige Etappenfahrt Tour de Suisse 2019 als Dritter beendet, doch das i-Tüpfelchen fehlte – bis zum letzten Dienstag.

Also setzte Konrad alles das auf der 16. Etappe der 108. Tour de France von Pas de la Case über 169 Kilometer  nach Saint Gaudens in eine beeindruckende Soloflucht um – und triumphierte.

Und zwar im Stil eines Großen!

Dabei ist Patrick Konrad, mit seinen 29 Jahren, alles andere als ein heuriger Hase. Er kennt sich aus in diesem Geschäft und fährt seit seinem Debüt in der World Tour, im Jahre 2015, für die deutsche Crew Bora-hansgrohe. Für seine nun siebte dreiwöchige Rundfahrt und die schon dritte Tour de France erhielt er vom Team-Management bislang viele Freiheiten – und dankte es nun mit einem bemerkenswerten Tagessieg in den Pyrenäen.

Wobei Patrick Konrad der Ausdauersport in den Genen liegt. Vater Wolfgang war ein erfolgreicher Mittel- und Langstreckenkäufer (8:17:22 min. 3000m Hindernis –  2:23:17 Marathon, – 13 österreichische Titel) . Und das Laufen blieb immer seine Passion. Seit eh und je organisiert er erfolgreich den populären Vienna City Marathon. Es gilt als  Österreichs größtes Lauf-Event und findet jeweils seit 1984 im Frühjahr statt.

In diesem Jahr soll es den  Wiener Marathon zum 38. Male geben –  sofern es Corona zulässt;  aber erst im Herbst, am 12. September. Wolfgang Konrad ist voller Zuversicht, zumal der Wien-Marathon auch ein herausragendes wirtschaftliches Ereignis darstellt. Bei dessen letzter Ausführung, im Jahre 2019, registrierte man 94 000 Besucher und 127 000 Übernachtungen.

Wolfgang Konrad mit Laufstar Haile Gebrselassie – Foto: VCM

Sollte der nächste Wien-Marathon tatsächlich am 12. September 2021 ausgetragen werden können, wollen sich Unternehmen wie Adidas und BMW aber auch einige Wiener Banken dafür engagieren. Zusagen und Anfragen liegen bereits vor, doch Wolfgang Konrad sagt: „Vor allem aber wünsche ich mir, dass die Bedeutung des Laufsports für Gesundheit, Psyche und Wirtschaft stärker anerkannt wird. Denn wir brauchen eine gesündere Gesellschaft.“

Aber zurück zu Wolfgang Konrads Sohn Patrick, der 16 Jahre nach Georg Totschnig erst der dritte Österreicher gewesen ist, dem ein Tour-Tagessieg gelang. Auch Totschnig hatte sich auf der 14. Etappe mit der Bergankunft in Ax-3-Domaines auf einer Bergankunft in den Pyrenäen durchgesetzt.

Auf den Tag damals genau, allerdings 90 Jahre zuvor, hatte Max Bulla die 12. Etappe der Grand Boucle gewonnen – und danach gleich noch zwei weitere. Auch Peter Luttenberger trug sich in die Siegerliste der Tour de France ein: 2000, im Teamzeitfahren.

Doch der österreichische Radsport wurde auch von einem Doping-Skandal erschüttert, der seinesgleichen bis heute sucht, zumal die einstigen Doping-Beschuldigungen um Totschnig weitgehend ins Leere liefen. Aber dann blieb auf einmal doch kein Stein auf dem anderen. Im Jahre 2008 hatte Bernhard Kohl, der seinerzeit für die bis dato hoch geachtete deutsche Crew Gerolsteiner in die Pedale trat, die Tour in Paris als dessen „Bergkönig“ und Gesamtdritter beendet.

Österreich stand kopf! Doch urplötzlich war alles nur noch Makulatur, weil Kohl auf das verbotene EPO-Dopingmittel CERA getestet worden war.  Am 15. Oktober 2008 gab er  dann in einer öffentlichen Anhörung die Benutzung dieses Dopingmittels zu. 2009 trat er vom Radsport zurück, 2010 eröffnete er in der Triester Straße in Wien ein Radgeschäft. Seitdem ist es still um ihn geworden.

Aber zurück zu Österreichs neuestem Rad-Helden, zu Patrick Konrad, dem nationalen Meister von 2019 und 2021. Er weiß, bei allen Anstrengungen, die in der dritten Tour-Woche von ihm erwartet werden, bleibt danach wenig Zeit zum Verschnaufen.

Denn Konrad tritt bei den Olympischen Sommerspielen für Österreich in die Pedale  – auf einem extrem anspruchsvollen Kurs. Was gerade jemanden, wie ihn, herausfordern sollte – und zu einer Medaille führen könnte.

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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