Unter den 92 Athleten, die der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in fast alle der 47 Disziplinentscheidungen schickte, gingen insgesamt 18 Sportsoldaten der Bundeswehr an den Start.
9,58 Sekunden: Danke Berlino! – Bei der 12. Leichathletik-WM in Berlin trumpfte Deutschlands Nationalteam mit einer erfreulichen Medaillenbilanz auf. Zum Edelmetallsegen trugen auch Sportsoldaten der Bundeswehr bei. Volker Schubert berichtet
Natürlich waren die zwei Fabelweltrekorde, die Usain Bolt bei den 12. Leichtathletik-Weltmeisterschaften im 100 Meter Lauf in 9,58 Sekunden und mit 19,19 Sekunden über 200 Meter unter tosendem Beifall im August im Berliner Olympiastadion aufstellte, ein vergoldeter Ausnahmeerfolg mit einem Hauch von sporthistorischer Unsterblichkeit.
Spurtete der Supersprinter aus Jamaika doch in bisher sportwissenschaftlich für unmöglich gehaltene „Galaxien“. Doch auch deutsche Athleten, die sich im Starterfeld der 1.984 Aktiven aus 201 Ländern – neuer Teilnehmerrekord – beim weltgrößten Sportereignis 2009 der Konkurrenz stellten, sorgten vor den geschätzten 1,8 Millionen Zuschauern, die im Olympiastadion und an den innerstädtischen Geher- und Marathonstrecken verweilten, gehörig für Furore.
Unter den 92 Athleten, die der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in fast alle der 47 Disziplinentscheidungen schickte, gingen insgesamt 18 Sportsoldaten der Bundeswehr an den Start. Dabei trat der Berliner Diskuswerfer, Stabsgefreiter Robert Harting, besonders augenscheinlich ins Rampenlicht, als der wurfgewaltige 2,01 Meter Hüne in seinem letzten Versuch mit einem gewaltigen Kraftakt über 69,43 Meter zum „Berliner Goldbären“ empor stieg.
Den Auftakt zum höchst erfreulichen Medaillensegen für den DLV bot Oberfeldwebel Ralf Bartels, der am ersten Wettkampftag mit neuer persönlicher Bestleitung über 21,37 Meter die Bronzemedaille erstritt. Bärenstark stieß auch Disziplinkameradin Oberfeldwebel Nadine Kleinert und versilberte ihre WM-Karriere nun zum dritten Mal als Vizeweltmeisterin mit der Weltklasseweite von 20,20 Metern.
Neben den herausragenden Leistungen in den Wurfdisziplinen, konnten Deutschlands Sprintdamen gegen die äußerst starke Konkurrenz frohlocken. Zusammen mit der 4 mal 100 Meter Staffel stürmte dabei Gefreiter Cathleen Tschirch zu Bronze. Einen überaus achtbaren fünften Platz belegte der Berliner und Weltklasse-Geher Oberfeldwebel André Höhne, der bei seinem schmerzvollen Passionsweg über 50 Kilometer auf Berlins Prachtboulevard „Unter den Linden“ seine persönliche Bestzeit um knapp sechs Minuten unterbot und mit 3:43:19 Stunden völlig erschöpft das Ziel am Brandenburger Tor erreichte.
Für einen weiteren überragenden deutschen Erfolg sorgte Christina Obergföll mit ihrer Goldmedaille im Speerwurf. Außergewöhnlichen Kampfgeist zeigte die Siebenkämpferin Jennifer Oeser, die trotz ihres Sturzes im abschließenden 800 Meter Rennen, das WM-Mehrkampffinale mit der Silbermedaille veredelte. Auch die deutschen Hochspringer, Ariane Friedrich (2,02 Meter) und Raul Spank (2,32 Meter), zeigten absolutes Weltklasseformat und überquerten die Latte jeweils mit Bronze.
Und die Berliner Hammerwerferin Betty Heidler katapultierte sich mit persönlicher Bestweite (76,55 Meter) als Vizeweltmeisterin in die Herzen des Publikums. Von den insgesamt neun deutschen Medaillen belegten Sportsoldaten der Bundeswehr insgesamt vier der heißbegehrten Edelmetallränge.
Mit der WM-Medaillenausbeute schaut der DLV nun zuversichtlich in die Zukunft. „Die WM hat uns Rückenwind, Mut und Selbstvertrauen gegeben“, betonte DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop, der durch den Generationswechsel gute Medaillenperspektiven für die EM 2010 im spanischen Barcelona prognostizierte. „See you in Daegu 2011“, hieß es am Ende beim äußerst notdürftig zusammengestrickten wie künstlerisch konzeptlos anmutenden WM-Abschluss, der an der Grenze zur Peinlichkeit für die kommende WM in Korea zu werben versuchte.
Statt einer würdevollen Abschiedsinszenierung, eingerahmt in glanzvolle Töne, Bilder und Lichteffekte, bot die wohl unter „kostenoptimierenden Gesichtspunkten“ orchestrierte Billigvariante in Form eines „frisch, fröhlich, frei“ wirkend sollenden „Jubeleinzugs“ tausender freiwilliger Helfer – die sich teils völlig unkoordiniert auf dem Fußballgrün herumlümmelten – eine eher beschämende Nabelschau über das, was die BOC-Chefetage unter Organisation eines Weltklasse-Events zu verstehen meint.
Fazit: Chance vertan!
Dennoch, die Sportmetropole Berlin mit ihrer vorzüglichen Nobelarena und dem putzig-pfiffigen, gar nicht so tollpatschigen Berlino, der die herausragenden Leistung der internationalen Leichtathletik-Equipe erfrischend in Szene setzte, werden im Herzen der Zuschauer bleiben – als die wirklichen Sternstunden der WM auf deutschem Boden.
Bleiben wird auch die Erinnerung an ein authentisch wie selbstbewusst auftretendes deutsches Leichtathletik-Team, dass mit Fairness und im Geiste guter, international verbindender Sportskameradschaft überzeugte.
Volker Schubert