vor Marlene Dietrichs Geburtshaus - Foto: Bernd Hübner
90 Jahre Leben auf 14 Kilometern Impressionen vom Marlene-Dietrich-Erinnerungslauf – vierter Frauentagslauf für alle Geschlechter vom Lauftreff Bernd Hübner Berlin am 8. Mai 2022 von Dr. Erdmute Nieke
Sonntag Morgen um 9 Uhr in einer kleinen Grünanlage am Innsbrucker Platz in Berlin-Schöneberg stehen fünf Läuferinnen und zwei Radfahrer:innen, aus einer Musikbox erklingt das Lied „Sag mir, wo die Blumen sind…“
Passend zum Datum des Kriegsendes 1945 und zum aktuellen Krieg in der Ukraine singt Marlene Dietrich ein Lied von Pete Seeger, der eine ukrainische Volksweise darin verarbeitet hat. Marita hat für alle Teilnehmer:innen einen Button mit einer Friedenstaube und dem Text „Laufend für den Frieden – LT Hübner 8. Mai 2022“ gestaltet.
Nachdem das Lied zu Ende ist und wir unsere Button angesteckt haben, setzt sich die Gruppe in Bewegung und läuft zum Geburtshaus von Marlene Dietrich auf der roten Insel in Schöneberg, in der Leberstr. 65. Ihre ersten drei Lebensjahre hat Marie Magdalene – so ihr eigentlicher Name – hier verbracht. Wir hinterlassen eine rote Rose. Weiter läuft die Gruppe zur nahe gelegenen Wohnung in der Kolonnenstr. 48/49, hier lebte Familie Dietrich bis 1907.
Weiter läuft die Gruppe durch ein morgendlich, sonniges und fast ungewohnt stilles Berlin mitten durch das Kneipenviertel von Schöneberg zum Denkmal für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus am Nollendorfplatz. Bis zum Beginn der Naziherrschaft gab es in diesem Kiez 52 Lokale, die Treffpunkte für queere Menschen waren und in diesen Lokalen begann Marlene Dietrich ihre weltberühmte Karriere als Schauspielerin und Sängerin. Wir hinterlassen zwei rote Rosen in Erinnerung an die Opfer.
Denkmal am Nollendorfplatz – Foto: Bernd Hübner
Dann verlässt die Gruppe Schöneberg und durch den grünenden und blühenden Volkspark Wilmersdorf, gelangen wir zur Bundesallee 54. Hier wohnte Marlene Dietrich mit ihrem Ehemann von 1924 bis zu ihrem Weggang in die USA 1930.
Weiter geht es zum Rathaus Friedenau, hier heiratete Marlene am 17. Mai 1923 Rudolf Sieber. Wir hinterlassen eine weitere rote Rose und hören ein paar bunte Geschichten aus ihrem bewegten Liebesleben, die Liste ihrer Liebhaber und Liebhaberinnen ist lang. Von ihrem Ehemann hat sie sich nie scheiden lassen und ihn bis zu seinem Tode finanziell unterstützt. Seine spätere Lebensgefährtin hat die gemeinsame Tochter Maria Elisabeth mit aufgezogen, während Marlene ihre Karriere in Hollywood beginnt.
Hochzeit in Friedenau – Foto: Bernd Hübner
Weiter läuft und radelt die Gruppe zu Marlenes erster eigener Wohnung in der Bundesallee 135, von 1920 bis zu ihrer Hochzeit wohnte sie da, zu diesem Zeitpunkt verdiente sie bereits so viel Geld mit Theater und Film, dass sie sich eine eigene Wohnung leisten konnte.
Dann laufen wir zur letzten und siebten Station des Marlene-Dietrich-Erinnerungslaufes, zu ihrem Grab auf dem Friedhof Friedenau. Bevor wir ihr Grab aufsuchen, stärken wir uns mit einem kühlen Getränk im Cafe Vienna und hören ihre Lebensgeschichte von ihrem ersten Film ihn Hollywood 1930 bis zu ihrem Tod in Paris 1992.
Passend zum 8. Mai erfahren wir, wie sie die amerikanischen Soldaten an der Front in Afrika und Europa unterstützt hat und bei der Truppenbetreuung nicht nur singt und tanzt, sondern auch im Lazarett arbeitet, Essen für die Soldaten kocht und wie alle in Zelten nahe der Frontlinie schläft. Berühmt geworden ist ihr Einsatz auch durch das Lied „Lilli Marleen“, das sie auf englisch, deutsch und französisch für alle Soldaten singt.
Unterwegs: Erdmute mit Marlene – Foto: Bernd Hübner
An ihrem Grab hören wir Geschichten über ihre Beerdigung, auch diese ungewöhnlich, wie ihr ganzes Leben. Ihr Grab ist bereits mit vielen Blumen geschmückt, denn ihrer Todestag jährte sich vorgestern zum 30. Mal. Das größte Blumengebinde ist mit einer Schleife ihrer Tochter versehen. Maria Riva wird in diesem Dezember 98 Jahre alt und lebt noch immer in den USA. Wir erweitern den frischen Blumenschmuck mit unseren roten Rosen, die wir dazu stecken.
Wieder zurück am Innsbrucker Platz bei einem alkoholfreien Zielbier und einem süßen Törtchen, sind wir uns einig, dass über 90 Jahre spannendes Leben auf 14 Kilometern erzählt werden kann und wir diesen 8. Mai 2022 mit Marlene Dietrich in besonderer Erinnerung behalten werden:
Tag der Befreiung – Muttertag – nachgeholter Frauentag (am 8. März 2022 war Corona noch all zu sehr präsent) – und nicht zuletzt die Hoffnung auf Frieden in diesen Zeiten!
Marlenes Lied klingt noch lange in uns nach:
Sag mir wo die Männer sind wo sind sie geblieben? Sag mir wo die Männer sind was ist geschehen? Sag mir wo die Männer sind zogen fort der Krieg beginnt Wann wird man je verstehen? Wann wird man je verstehen?
Marlene Dietrichs Grab – Foto: Bernd Hübner
Sag wo die Soldaten sind wo sind sie geblieben? Sag wo die Soldaten sind was ist geschehen? Sag wo die Soldaten sind über Gräben weht der Wind Wann wird man je verstehen? Wann wird man je verstehen?
Dr. Erdmute Nieke
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