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16
02
2008

Seine Beliebtheit im Lande wuchs rasch, schnell war der Hauptstadtmarathon von Warschau überflügelt, auch wenn dort immer noch die schnelleren Siegerzeiten abgeliefert werden.

8. Marathon Poznan – Polens größter Marathon – UDO MÖLLER in SPIRIDON

By GRR 0

Während nahezu überall in Europa von Stockholm über London, Paris, Berlin und Wien bis Madrid Hauptstadt-Marathons die Landesszene beherrschen, gibt in Polen zumindest Teilnehmermäßig die fünftgrößte Stadt des Landes den Ton an: Poznan (Posen).

Allerdings nimmt sich die Größe im Vergleich zu den genannten Marathons bescheiden aus, 2.328 Teilnehmer erreichten bei der diesjährigen 8. Auflage das Ziel.

Mit dem Kenianer Paul Tangus, der in 2:16:24 h gewann, lag dann wie meist bei den genannten Läufen ein Afrikaner ganz vorn. Dicht gefolgt wurde der Sieger allerdings von einem Polen: der Danziger Radoslaw Dudycz konnte lange mithalten und landete letztlich mit 2:17:17 h auf Platz 2. Die polnische Laufszene ist in der Relation zur Landesgröße und den Teilnehmerzahlen stark. Zwar tummelten sich ganz vorn Afrikaner und Ukrainer, doch zwischen 2:30 und 3:00 h ist die Leistungsdichte der polnischen Läufer groß.

Den Hauptstadtmarathon von Warschau überflügelt

Mehr als 5 % der Gesamtteilnehmer blieben unter 3:00 h, darunter auch die ersten neun Frauen. Mit den 2:39:59 h von Ewa Brych-Pajak aus dem Wallfahrtsort Tschenstochau blieb der Sieg im Lande.

Der Marathon von Poznan entstand im Jahre 2000 und trug, gesponsert von Beiersdorf, zunächst wie einst auch der Hamburger Lauf den Namen „Hansaplast Marathon“. Nach Rückzug des Sponsors sprangen ab 2003 die Stadtbehörden ein, seither ist der Lauf im Grunde städtisch und kommt ohne Namenssponsor aus.

Seine Beliebtheit im Lande wuchs rasch, schnell war der Hauptstadtmarathon von Warschau überflügelt, auch wenn dort immer noch die schnelleren Siegerzeiten abgeliefert werden.

Hannover, Poznans Partnerstadt

In Poznan steht der Streckenrekord bei 2:15:38 h, 2001 gelaufen vom mehrfachen polnischen Meister Waldemar Glinki, der ein Jahr zuvor auch den Marathon in Hannover, Poznans Partnerstadt, gewann. Grund für die Anziehungskraft ist neben der hervorragenden Organisation sicher die gefällige Strecke und das geradezu ideale Start-Zielgelände in Malta. Diese Bezeichnung mag Ortsunkundige etwas irritieren, aber das Freizeitgelände am 1952 künstlich geschaffenen Maltasee trägt diesen Namen. Der See dient nicht nur als Naherholungsgebiet, er ist Regattastrecke mit Tribünen und Infrastruktur, war Schauplatz von Welt- und Europameisterschaften der Kanuten und Ruderer.

Und rund um den See locken Grünflächen, Ferienbungalows, ein Minigolfplatz, Laufstrecken sowie ein künstlicher Skihang mit Sommerbetrieb. Der Lauf profitiert von dieser Umgebung vielfältig. Die Strecke selbst ist abwechslungsreich. Zwei Runden durch die Innenstadt und angrenzende Grünflächen sind zu absolvieren, dabei bleibt der Kurs weitgehend flach, verzeichnet aber auch leichte Anstiege. Optischer Höhepunkt ist die Querung des Rynek, des Marktplatzes, mit seinen alten Gebäuden.

Eine clevere Sponsoren-Idee.

Läufer aus dem westlichen Ausland sind noch immer rar, vielleicht auch weil die europäische Konkurrenz im Herbst so groß ist. Dabei bietet Poznan ein wohl unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis. Mit allen auch bei uns üblichen Leistungen liegt das Startgeld bei nur 15 €. Wer erstmalig in Poznan läuft, zahlt sogar gar nichts.

Nur eine Handvoll Deutsche waren in diesem Jahr am Start, zahlreicher waren da schon niederländische Starter. Egal ob Pole, Deutscher oder Ukrainer – die meisten trugen 2007 das gleiche Trikot. Jeder Läufer bekam es mit seiner Startnummer und darauf prangte natürlich ein Firmenname. Einige der Träger erhielten eine Sportausrüstung, und so wurde das Hemd massenhaft getragen. Eine clevere Sponsoren-Idee.

Beim Posener Lauf steht der Marathon im Blickpunkt, als Rahmenwettbewerbe gibt es einen Inline-Halbmarathon sowie etwas lieblos abgehandelte Läufe über 5 und 10 km. Letzterer maß auch nur 9,3 km. Verständigungsprobleme gibt es in Polen längst nicht mehr. Englisch ist weit verbreitet und auch Deutsch nicht mehr verpönt.

Die Verwendung der für uns einfacheren deutschen Städtenamen in diesem Artikel, vor Jahren noch ein „Aufreger“, wird in Polen selbst häufig praktiziert.

Und auch die Webseite des Marathons gibt es in Deutsch: www.marathon.poznan.pl/de/

Das Marathonangebot im Oktober ist auch in Polen groß, mit nur 285 km Entfernung von Berlin liegt Pozan aber weit näher als man denkt.

Ein Abstecher lohnt sich auf jeden Fall.

 

Udo Möller

SPIRIDON 2007

 

Poznan Marathon

author: GRR

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