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23
02
2008

So merkwürdig es sich anhört, aber ich freue mich total auf die Sahara, auch wenn ich überhaupt nicht abschätzen kann, was es wirklich bedeutet und wie weit ich mich dabei von meinen bisherigen Lebenserfahrungen entfernen werde.

8. Marathon in der Westsahara – Christian Drews schreibt über seine Teilnahme am Sahara-Marathon, der am Montag dem 25. Februar beginnt

By GRR 0

Am 25. Februar wird in der südwestlichen algerischen Sahara zum achten Mal ein Laufereignis der besonderen Art gestartet. Klassische Distanzen von 5.000 Metern bis zum Marathon werden dort auf harten Pisten und weichem, sandigem Boden gelaufen und diejenigen, die es lieber langsamer angehen wollen, können dort eine Wanderung über die Halbmarathondistanz genießen.

Mein Rucksack steht bereits seit Tagen am Bett und füllt sich langsam. Es ist nicht viel, was ich mitnehmen möchte, aber dieses Wenige will gut überlegt sein.

Für mich wird dies eine Reise in eine mir bisher völlig fremde Lebenszone der Erde. Bei dem grauen und nasskalten Wetter der letzten Tage hier in Berlin kann ich mir diesen Sprung ebensowenig vorstellen, wie ich ihn mir aber auch herbeisehne.
So merkwürdig es sich anhört, aber ich freue mich total auf die Sahara, auch wenn ich überhaupt nicht abschätzen kann, was es wirklich bedeutet und wie weit ich mich dabei von meinen bisherigen Lebenserfahrungen entfernen werde.

So ein Lauf in einer Gegend der Erde, in der man nach unseren Vorstellungen kaum leben kann, hat nicht nur sportliche Gründe. Natürlich ist da die Neugier, nachdem du dich einmal mit dem Gedanken angefreundet hast, die Wüste, diese unbegrenzte Fläche von Sand und Geröll, umgeben von einem nahtlosen Horizont, als einen Teil der Erde kennenzulernen.

Das Abenteuer, in diesem Fall wohl organisiert und damit richtig beschaulich, zieht dich in seinen Bann und verdrängt rationalere Gedanken. Das ist ein spannendes Gefühl und die innere Vorbereitung auf die Reise und was damit auf dich zukommt findet für mich mit konkreten Vorstellungen von dieser abgeschiedenen Welt statt, ohne eine einzige Erfahrung mit dem Klima, den Menschen und dem Land.

Die Menschen sind ein weiterer Grund. Es leben dort ja doch auch Menschen. Es sind nicht einmal wenige. Und sie organisieren den Lauf, auf dass eine breitere Öffentlichkeit in der restlichen Welt hinschaut und aufmerksam wird, auf die Lebenssituation dieser Menschen.
Der Lauf findet bei einem von vier Flüchtlingscamps statt, das den vor rund 30 Jahren aus ihrer Heimat vertriebenen Saharauis seit dieser Zeit einen nur trügerischen Schutz bietet. Vor allem ist hier ein organisiertes, gesellschaftliches Leben nur schwer möglich, zumal die Saharauis ein Leben als Nomaden gewohnt waren, von dessen Traditionen sie dort nichts mehr ausüben können.

Umso schöner und erwähnenswerter ist es, dass trotz dieser Situation eine Gastfreundschaft gegenüber den Fremden aus Europa möglich ist und ein sportliches Ereignis realisiert werden kann, das auch von AIMS und der UNO-Flüchtlingshilfe unterstützt wird.

Aus Deutschland werden wir wohl mit 23 engagierten Sportlern diesen Versuch zu mehr öffentlichem Interesse unterstützen. Eine kleine Delegation im Vergleich zu der Größe des Problems.
Aber wir sind ja auch nur so etwas wie die Multiplikatoren. – Es würde den Menschen helfen, wenn darüber gesprochen wird.

Christian Drews, Berlin

Nähere Informationen unter: https://www.saharamarathon.org und https://www.lauftreffreisen.de

author: GRR

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