8. Berliner 10 km Lauf für Gefangene und 5 km Lauf für Einsteiger:innen 2024 in der JVA Plötzensee – Horst Milde berichtet

Die schmale „Passarelle“ zum Sportplatz der Jugendsrafanstalt – Foto Horst Milde

Angeführt wurden die Läufer:innen während des Laufes von Reinhard Roecher, Marathonläufer und ehemals Bediensteter der JVA Plötzensee, auf einem Fahrrad. Er musste schon ganz schön in die Pedalen treten, um bei dem hohen Lauftempo die Strecke mit schrillen Pfiffen bei Überholvorgängen für die Führungsgruppe jeweils freizubekommen.

Neben der allgemeinen Organisation durch die Verantwortlichen der sozialpädagogischen Abteilung der JVA Plötzensee ist German Road Races für die sportliche Organisation zuständig und stellt für dieses Event auch externe Helferinnen und Helfer zur Verfügung, sowie Ehrenpreise.

Natürlich gibt es wie bei jeder Laufveranstaltung Preise. Die ersten Sechs (der Gefangenen) erhalten Siegespreise von German Road Races (GRR) e.V., Urkunden, BERLIN-MARATHON-Jacken (die sehr begehrt sind), T-shirts vom BERLIN-MARATHON und ebenfalls T-shirts und Sportsachen vom ISTAF Berlin. Zum dritten Mal vergab die Verwaltung ein „hausinternes T-shirt“ mit dem Logo der Veranstaltung eines Sponsors an alle Teilnehmer/-innen und Helfer/-innen.

Eine Besonderheit sei lobend erwähnt: Lauffreunde aus Basel/Schweiz stellten den Siegern:innen jeweils eine übergrosse Tafel Lindt Schokolade als besondere Auszeichnung zur Verfügung

Die Sportbediensteten der sieben Berliner Anstalten erhielten – wie schon in den beiden Vorjahren – eine Anzahl  T-shirts vom BERLIN-MARATHON und vom ISTAF BERLIN als Anreiz und Belohnung für die Häftlinge für das Training  überreicht. So können damit trainingswillige Inhaftierte in den einzelnen Anstalten belohnt und motiviert werden zur Teilnahme am Training und  für den nächsten Lauf  im Jahr 2025.

Die Siegerehrungen übernahm Dirk Feuerberg, Staatssekretär für Justiz der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz

Zur Unterhaltung der Besucherinnen und Besucher spielt die „hauseigene Band“ der JVA Plötzensee „Notorius booknumbers“ bestehend aus Inhaftierten und dem Musiklehrer Jürgen Bailey.

Betreut und unterstützt wird die Veranstaltung von den Bediensteten der teilnehmenden Justizvollzugsanstalten, aber auch von ehrenamtlich Helfenden von „draußen“. Die Ehrenamtlichen, angeführt von Dr. Erdmute Nieke, übernehmen Aufgaben wie Ausgabe von Startnummern und Urkunden, Ausgabe von Getränken, Verpflegung und Streckenposten.

Positive Effekte von sportlichen Aktivitäten von Gefangenen mit eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten – die über Liegestütze und Kraftübungen hinausgehen – sind unstrittig und bieten eine besondere Motivation.

Laufen und Lauftherapie im Gefängnis sind ein Stresspuffer und sollen den Gefängnisstress der Inhaftierten mindern. Die antidepressive und stressreduzierende Wirkung des Laufens ist wissenschaftlich bewiesen und deswegen ist Laufen in Gefängnissen ein wichtiger Bestandteil zur Resozialisierung. Die Stärkung eines positiven Selbstbildes und die Verbesserung der Wiedereingliederungschancen durch sinnvolle Freizeitgestaltung im Laufsport in der Haft sind als ein wichtiger Faktor, als therapeutische Maßnahme und als Antidepressivum in der Resozialisierung inzwischen von der Justiz anerkannt.

Diese Lauf-Veranstaltung ist nicht nur für die Berliner Justiz eine besondere Veranstaltung – und damit ein besonderes „Aushängeschild“ der Justiz – als auch für German Road Races eine Musterveranstaltung  den Laufsport allen Mitgliedern der Gesellschaft als Seelentherapeutikum näher zu bringen.

Wünsche – nach Gesprächen mit Inhaftierten: Keine Eingangsqualifizierung und Limitierung der Teilnehmerzahl in den Anstalten:

• Jede:r, der mitlaufen möchte und unter Beweis stellt, dass er die Strecke egal in welcher Zeit schafft, muss mitmachen dürfen
• 5-km-Lauf für alle ermöglichen! – In einer Anstalt galt die Devise – entweder 10 km laufen oder gar nicht (es gab einen Ausscheidungslauf füür die 10 km), nur die Besten durften mit.

• Kommunikation zwischen den internen und externen Läufern:innen fördern: während der Veranstaltung, d.h. unmittelbar vor und nach dem Lauf – Viele Externe haben verständlicherweise Hemmungen, auf die Internen zuzugehen. Sie laufen zwar mit, aber stehen ansonsten eher abseits bzw. verlassen die Veranstaltung schnell wieder. Im „AufBruch-Theater“ ist es so, dass die Produktionsleiterin unmittelbar nach der Aufführung ausdrücklich zu einem anschließenden Austausch zwischen Darstellern (Inhaftierten) und Zuschauern anregt.
• Gemeinsames Ziel für 2025 sollten 70 Inhaftierte (doppelte Anzahl gegenüber 2024 – das sollte möglich sein) und entsprechend viele externe Läufer:innen.

PS: Es werden noch einige Fotos ergänzt!