7. Berliner 10 km Lauf der Gefangenen in Plötzensee am Freitag, dem 5. Mai 2023 – Sonnenschein, aber starker Wind – Horst Milde berichtet

Dennis Chemnitz wurde Sieger bei den „externen“ Läufern in 37:55 – im Vorjahr gewann er in 37:27 , bei den externen Frauen gewann Alena Kühlein  54:53, im Vorjahr Linda Burmeister in 52:39. Der Berliner Leichtathletik-Verband (BLV) war anwesend mit zwei Kampfrichtern:innen, die den sportlichen Ablauf überwachten.

Insgesamt standen um 16.00 Uhr 53 Gefangene (Vorjahr 43) und 8 Frauen (Vorjahr 3 Frauen) an der Startlinie und 41 externe Läufer:innen (Vorjahr 41).

Die ehemalige Senatorin für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung Prof. Dr. Lena Kreck, die im Vorjahr die Siegerehrungen vornahm, beteiligte sich in diesem Jahr erfolgreich am 10 km  Lauf der „externen“ Frauen.

Auch die ehemalige Senatorin für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung Prof. Dr. Lena Kreck lief mit – Foto: Horst Milde

Der Richter Jörg Pervelz, Leiter der Jugend-Arrest-Anstalt Berlin-Brandenburg, wiederholte seinen Sieg des Vorjahres als bester mitlaufender Justizangehöriger vor Jens Müller.

Der Richter Jörg Pervelz, Leiter der Jugend-Arrest-Anstalt Berlin-Brandenburg, siegt bei den Angehörigen der Justiz – Foto: Horst Milde

Am 10 km Lauf der „Externen“ beteiligte sich auch eine Gruppe von Läufern:innen aus Ahlbeck (Ostsee) der „Usedomer Laufmützen“ (siehe https://germanroadraces.de/?p=212832 – https://germanroadraces.de/?p=212832 , mit Christina Kämmerer an der Spitze, die sich für karikative Projekte seit Jahren engagiert und Spenden sammelt (Bau eines Kinder- und Jugendhospiz in Mecklenburg-Vorpommern)  und im Vorjahr vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) ausgezeichnet wurde.

Die Laufgruppe der „Laufmützen Usedom“ mit Christina Kämmerer (r.)  – Foto: Horst Milde

Die Laufstrecke ist eine 1.000m-Runde auf dem Gelände der JVA Plötzensee und der Jugendstrafanstalt Plötzensee. Sie muss zehn Mal absolviert werden. Vermessen wurde die Strecke vom World Athletics/AIMS-A-grade-Vermesser John Kunkeler, der u.a. auch die Laufstrecke des BERLIN-MARATHON und des Berliner Halbmarathon genau und penibel vermisst. John Kunkeler hatte auch traditionell das Amt des Sprechers der Veranstaltung.

Der Bauhof der JVA Plötzensee mit ihrem Leiter Köster  markiert vorschriftsmäßig jeweils die genaue Laufstrecke, damit Abkürzungen („schnippeln“) nicht möglich ist. Die Strecke ist wettkampfgerecht vermessen, wenn Rekorde gelaufen würden, müssten sie offiziell anerkannt werden.

Angeführt wurden die Läufer von Reinhard Roecher, Marathonläufer und ehemals Bediensteter der JVA Plötzensee, auf einem Fahrrad. Er musste schon ganz schön in die Pedalen treten, um bei dem hohen Lauftempo die Strecke mit schrillen Pfiffen bei Überholvorgängen für die Führungsgruppe jeweils freizubekommen.

Reinhard Roecher, Marathonläufer, führt mit dem Fahrrad das Läuferfeld an – Foto: Horst Milde

Neben der allgemeinen Organisation durch die Verantwortlichen der sozialpädagogischen Abteilung der JVA Plötzensee ist German Road Races für die sportliche Organisation zuständig und stellt für dieses Event auch externe Helferinnen und Helfer zur Verfügun

Natürlich gibt es wie bei jeder Laufveranstaltung Preise. Die ersten Sechs (der Gefangenen) erhalten Siegespreise von German Road Races (GRR) e.V., Urkunden, BERLIN-MARATHON-Jacken (die sehr begehrt sind), T-shirts vom BERLIN-MARATHON und ebenfalls T-shirts und Sportsachen vom ISTAF Berlin. Zum zweiten Mal vergabtdie Verwaltung ein „hausinternes T-shirt“ mit dem Logo der Veranstaltung eines Sponsors an alle Teilnehmer/-innen und Helfer/-innen.

Das „hausinterne T-shirt“ eines Sponsors – Foto: Horst Milde

Eine Besonderheit sei erwähnt: Lauffreunde aus der Schweiz stellten den Siegern:innen jeweils eine übergrosse Tafel Lindt Schokolade als besondere Auszeichnung zur Verfügung

Die Sportbediensteten der sieben Berliner Anstalten erhielten – wie im Vorjahr – eine Anzahl  T-shirts vom BERLIN-MARATHON und vom ISTAF BERLIN als Anreiz und Belohnung für die Häftlinge für das Training  überreicht. So können damit trainingswillige Zöglinge in den einzelnen Anstalten belohnt und motiviert werden zur Teilnahme am Training und  für den nächsten Lauf  im Jahr 2024.

Der Behördenleiter der JVA Dr. Uwe Meyer-Odewald überreichte die Auszeichnungen bei der Ehrung an die Sieger und Siegerinnen, sowie die T-shirts an die Sportbediensteten(Trainer) der einzelnen Anstalten.

Die Ehrenpreise von GRR für die Sieger:innen – Foto: Horst Milde

Auch das ABC Zentrum Berlin e.V. (Zeitmessuhr) und das Sportamt Charlottenburg-Wilmersdorf sind mit dem Rundenzähler (Glocke) mit technischer Ausrüstung unterstützend dabei gewesen.

Zur Unterhaltung der Besucherinnen und Besucher spielt die „hauseigene Band“ der JVA Plötzensee „Notorius booknumbers“ bestehend aus Inhaftierten und dem Musiklehrer Jürgen Bailey.

Musiklehrer Jürgen Bailey und seine anstaltseigene band spielten zur Stimmungsaufhellung zwischendurch flotte Rhythmen.

Betreut und unterstützt wird die Veranstaltung von den Bediensteten der teilnehmenden Justizvollzugsanstalten, aber auch von ehrenamtlich Helfenden von „draußen“. Die Ehrenamtlichen, angeführt von Dr. Erdmute Nieke, übernehmen Aufgaben wie Ausgabe von Startnummern und Urkunden, Ausgabe von Getränken, Verpflegung und Streckenposten.

Positive Effekte von sportlichen Aktivitäten von Gefangenen mit eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten – die über Liegestütze und Kraftübungen hinausgehen – sind unstrittig und bieten eine besondere Motivation. Laufen und Lauftherapie im Gefängnis sind ein Stresspuffer und sollen den Gefängnisstress der Häftlinge mindern. Die antidepressive und stressreduzierende Wirkung des Laufens ist wissenschaftlich bewiesen und deswegen ist Laufen in Gefängnissen ein wichtiger Bestandteil zur Resozialisierung. Die Stärkung eines positiven Selbstbildes und die Verbesserung der Wiedereingliederungschancen durch sinnvolle Freizeitgestaltung im Laufsport in der Haft sind als ein wichtiger Faktor, als therapeutische Maßnahme und als Antidepressivum in der Resozialisierung inzwischen von der Justiz anerkannt.

Diese Lauf-Veranstaltung ist nicht nur für die Berliner Justiz eine besondere Veranstaltung – und damit ein besonderes „Aushängeschild“ der Justiz – als auch für German Road Races eine Musterveranstaltung  den Laufsport allen Mitgliedern der Gesellschaft als Seelentherapeutikum näher zu bringen.

Ehren-Urkunde der Gefangenen der LVA Plötzensee für Horst Milde als Iniatiator des 1. Knästelaufes“ in Berlin – Foto: privat