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2014

2014 Lake Biwa Marathon Otsu, Japan March 2, 2014 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET

69. Lake Biwa Marathon (Japan): Bazu Work gewinnt auch in Otsu – Helmut Winter berichtet

By GRR 0

Der Äthiopier Bazu Worku gewann nach dem Houston-Marathon (2:07:32) im Januar dieses Jahres auch 1 ½ Monate später den Lake Biwa Marathon in 2:09:10. Damit blieb die traditionsreiche Veranstaltung auch diesmal vom Resultat her wieder hinter den hohen Erwartungen zurück und rechtfertigt nach wie vor vom Leistungsniveau her kaum das „Golden Label" der IAAF.

Dabei hatte es bis zur Hälfte recht gut hinsichtlich einer schnellen Zeit im Bereich des Kursrekordes von 2:06:13 durch Weltrekordler Wilson Kipsang ausgesehen. Aber schon die ersten 5 km, die 62 Läufer nach 15:10 Minuten passierten, wurden mit km-Abschnitten von 2:57, 3:04, 2:57, 3:04 und 3:08 recht ungleichmäßig angegangen. Dann zogen die drei Tempomacher nicht nur die Fahrt an, sondern fanden mit 3:01, 3:01, 3:00, 2:56 und 2:59 auf den zweiten 5 km ein nahezu konstantes Tempo. Erstaunliche 40 Läufer lagen nach 10 km in 30:07 noch zusammen und waren auf Kurs zu einer Zeit von knapp über 2:07 Stunden; mit Blick auf die Zeiten später im Ziel hatten hier schon so gut wie alle Teilnehmer die Pace überzogen.

Die kommenden 5 km wurden mit 14:55 noch schneller gelaufen und man näherte sich immer mehr dem im Vorfeld gehandelten 3 Minuten-Durchschnitt an, den man bei 15 km in 45:02 und 20 km in 1:00:03 erreichte. Entsprechend schnell war in der Nähe der Wende der Pendelstrecke die Zwischenzeit beim Halbmarathon in 1:03:22. Danach fiel allerdings die noch 17 Mann starke Spitze schnell auseinander, ein erstes prominentes Opfer war das japanische Lauf-Unikum Yuki Kawauchi, der den Anschluss verlor und bei 25 km bereits gut 10 Sekunden hinter einer 13-köpfigen Spitze zurücklag.

Als die letzten beiden Tempomacher (Peter Kirui und Kimutai Kiplimo, beide Kenia) bei 30 km nach 1.30:29 das Feld räumten, brach die Spitze ganz auseinander und die beiden im Vorfeld als Favoriten gehandelten Läufer, Vorjahressieger Vincent Kipruto (KEN) sowie Bazu Worku (ETH) ließen die Verfolger hinter sich. Erstaunlicherweise war hier ein weiterer Favorit, der Fukuoka-Marathon-Sieger von 2012 Joseph Gitau, schon lange zurückgefallen und ausgestiegen. Durch Taktieren der beiden Spitzenreiter wurde das Tempo bald wieder langsamer, so dass der Japaner Satoru Sasaki zu den Beiden aufschließen konnte. Kurz vor der 35 km-Marke, die nach 1:46:19 passiert wurde, lief Sasaki Kipruto in den Weg und beide konnten nur mit Mühe einen Sturz vermeiden.

Der Japaner, den mit einer Bestzeit von 2:11:28 (Tokyo 2013) niemand auf der Rechnung hatte, sorgte für einem Antritt, bei dem Worku überraschend zurück fiel. Doch Worku fand schnell wieder Anschluss, weil das Tempo immer moderater wurde. Nur noch 3:16, 3:12, 3:10, 3:15 und 3:14 waren die km-Abschnitte nach 40 km in 2:02:25, wobei Sasaki ab ca. 38 km nicht mehr folgen konnte.

Hinter den drei Führenden hatte sich Yuki Kawauchi mittlerweile halbwegs generiert und holte in dem für ihn typischen Kampf am Limit einen Mitstreiter nach dem anderen wieder ein und wurde am Ende immerhin Vierter, allerdings in für ihn indiskutablen 2:10:38. Enttäuschend war sein Lauf nicht nur wegen des Verfehlens seines Ziels einer Zeit von 2:07, sondern beim dem Provinzmarathon in Kumamoto war er vor erst 14 Tagen recht locker sogar 24 Sekunden schneller gelaufen. Der gute Yuki muss sich langsam überlegen, ob er seine Einsätze nicht etwas mehr konzentriert, als fast im Wochentakt am Limit zu laufen. Vor seinem Start beim Hamburg-Marathon u.a. gegen Haile Gebrselassie sollte er sich im Vorfeld schonen, um dann mit dem Altmeister die 2:07 erneut anzugehen.

Bei 40 km war klar, dass es auch im Jahr 2014 in Otsu keine Zeit von internationaler Klasse geben würde, dazu trugen vor allem die letzten 10 km bei, der 5 km-Abschnitt von 35 km nach 40 km wurde nur noch in 16:06 zurückgelegt. Diesbezüglich half Bazu Worku auch sein Antritt nach 40 km wenig, er siegte zwar recht überlegen, aber blieb hinsichtlich der Siegerzeit von 2:09:10 weit hinter den Erwartungen zurück. Dass die Spitze beim Halbmarathon deutlich über ihren Möglichkeiten agierte, belegt die Zeit von 1:05:48 für die zweite Hälfte, die man also 2 ½ Minuten langsamer absolvierte. Hinter dem Sieger konnte der Japaner Sasaki im Stadion Kipruto noch abfangen und wurde in 2:09:47 Zweiter vor Kipruto in 2:09:54, der seinen Vorjahreserfolg nicht wiederholen konnte. Yuki Kawauchi wurde Vierter und die weiteren hocheingeschätzten ausländischen Athleten lagen deutlich zurück oder stiegen aus. So wurde James Mwangi in 2:13:05 nur Neunter.

Somit muss man in Otsu weiterhin auf Spitzenresultate warten, die die hohe Einschätzung der IAAF rechtfertigen. Am Wetter kann es kaum gelegen haben. Entgegen der Vorhersagen waren die Bedingungen nahezu ideal: leicht bedeckter Himmel, Temperaturen um 12°C und kaum Wind. Allerdings beklagte der Sieger, der als Kind beim Kühehüten ein Auge verlor, die ungewohnt hohe Luftfeuchtigkeit durch den Regen, der einen Tag früher als angekündigt kam, und verwies ferner auf eine Blase an der Hacke, die er demonstrativ bei der Pressekonferenz präsentierte. Wie dem auch sei, in Otsu muss man an den Anschluss an die Weltelite warten und einmal überlegen, ob das Konzept weniger eingeladener ausländischer Athleten noch zeitgemäß ist. Denn ähnlich wie bei der anderen japanischen Traditionsveranstaltung in Fukuoka läuft die globale Marathonszene den beiden Städten immer weiter davon.

Allerdings von der Leistungsbreite sind die japanischen Elite-Marathons immer noch eine Klasse für sich. Am Sonntag liefen in Otsu 137 Männer (Frauen sind nicht am Start) unter 2:30 Stunden. Beim Berlin-Marathon liegen diese Zahlen in den letzten Jahren um die 60, und dabei erreichten beim Lauf am Ufer des Lake Biwa gerade einmal 203 Teilnehmer das Ziel.

 

Helmut Winter

  

Resultat 69. Lake Biwa Mainichi Marathon 2014

 

1.

Bazu Worku

ETH

2:09:10

2.

Satoru Sasaki

JPN

2:09:47

3.

Vincent Kipruto

KEN

2:09:54

4.

Yuki Kawauchi

JPN

2:10:38

5.

Ryosuke Fukuyama

JPN

2:11:18

6.

Rui Yonezawa

 

2:11:59

7.

Noriaki Takahashi

 

2:12:04

8.

Muryo Takase

 

2:12:31

9.

James Mwangi

KEN

2:13:05

10.

Agato Yashin Hassan

ETH

2:13:07

  

Die Splits der Spitze:

 

 5 km

15:10

 

10 km

30:07

14:57

15 km

45:02

14:55

20 km

1:00:03

15:01

 HM

1:03:22

 

25 km

1:15:13

15:10

30 km

1:30:29

15:16

35 km

1:46:19

15:50

40 km

2:02:25

16:06

 Ziel

2:09:10

 6:45

 

 

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