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19
09
2013

Das Werbeposter der Freien Universität Berlin von 1964. ©Horst Milde

50 Jahre Volkslauf in Berlin und Deutschland – der Cross-Country-Lauf der Freien Universität Berlin (FU) gab den „Startschuss“ in Berlin!

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Eigentlich begann in Berlin alles – wenn man von der „Geburt“ und Entwicklung  des Volkslaufs spricht – am 7. Januar 1964. Der Sportreferent der Freien Universität Berlin (FU) Hartmut Lehmann lud zu einem Ausscheidungslauf am 9. Februar 1964 ein, die Kommilitonen sollten sich, wenn sie an einem internationalen Studentenlauf in Le Mans/Frankreich am 23. Februar 1964 teilnehmen wollen, an der BAK-Waldlaufserie (2. Lauf) sich beteiligen, um sich zu qualifizieren.

Für die Freie Universität Berlin war die Teilnahme in Le Mans ein großer Erfolg, denn Hartmut („Ete“) Lehmann – der Sportreferent der  FU Berlin –  gewann das Rennen und die FU-Mannschaft wurde Zweite. Das ist wohl ein schöner Erfolg für die Berliner – aber wichtiger war für einige der Berliner Teilnehmer die Erkenntnis,  einen derartigen Lauf – quer durch das Gelände, bergauf, bergab, über Wiesen, Sand, über Hindernisse und durch Schlammlöcher auch in Berlin zu veranstalten.

Zunächst war es eine fixe Idee, weil man bisher auf „geharkten“ Waldwegen lief – jetzt sollte es aber quer durch Wald und Flur gehen – eben „Cross-Country“!  

Schon im April 1964 schrieb das FU-Sportreferat an die Berliner Vereine, daß man plane am 8. November 1964 – kurz nach den Olympischen Spielen in Tokio – „in Verbindung mit  dem Berliner Leichtathletik-Verband“ – einen „Querfeldeinlauf“ durch den Grunewald „auf schwerem Gelände“ mit möglichst großer Beteiligung der Bevölkerung  zu veranstalten.

Es wurden nicht nur die Berliner Leichtathletik-Vereine angeschrieben, sondern alle „sportlich Interessierten", die Ruderer, Kanuten, Radfahrer, die Garnisonen der westlichen Schutzmächte sowie die Abteilungen der Berliner Polizei – und sogar Schulen.

Das war neu, denn bisher gab es Läufe nur für vereinsgebundene Mitglieder – neu war auch, daß jeder im Ziel eine Anstecknadel erhalten sollte, Mannschaften (4 Läufer) einen Pokal. Unterschrieben hatten dieses Schreiben der Sportreferent der Freien Universität Berlin Hartmut Lehmann, Bernd Hartmann und Horst Milde.

Die Resonanz war positiv. Hans Rieke der Sportwart des Berliner Leichtathletik-Verbandes half sogar bei der Ausgestaltung der offiziellen Ausschreibung – man betrat Neuland durch die Beteiligung von Vereinslosen. Hans Rieke genehmigte die Veranstaltung mit dem bemerkenswerten Satz: „Die Studenten haben  eh‘  nen Jagdschein“!

Aus heutiger Sicht nicht mehr verständlich: Es gab 3 Wettbewerbe: Einen Volkslauf über 4,9 km, einen Jugendlauf über 2,5 km und einen Hauptlauf („Cross der Asse“) über 9,9 km  – aber keinen separaten Frauenlauf.

Die Werbung für dieses Ereignis war unüblich, auf dem Kurfürstendamm wurden Handzettel verteilt, beim Bundesligaspiel von Hertha BSC gab es Werbezettel und Ansagen, in den Mensen der Universitäten wurden die Ausschreibungen ausgelegt und ausgehängt, gelbe Werbeposter hingen in Sportgeschäften aus, was auch bisher nicht üblich war.

Und auch die Medien zogen mit – alle Zeitungen und Radiosender berichteten schon in Vorschauen auf dieses außergewöhnliche Ereignis, das den „vereinslosen Bürger der Stadt“ ansprach.

Am 8. November 1964 war es dann soweit: Am Auslauf der Rodelbahn am „Trümmerberg“  im Grunewald „war die Hölle los“ als um 10.00 Uhr der erste Startschuss fiel: Die Strecke hatte Rolf-Dieter Kohls, ein bekannter Berliner Langstreckler ausgesucht, der das Gelände wie seine Westentasche kannte. Es ging tatsächlich über Stock und Stein, Berge rauf und runter,  durch tiefen märkischen Sand, (das war das Panzerübungsgelände der englischen Alliierten), über gefällte Bäume, die der Förster auf Wunsch dort an einigen Stellen  platzierte.

Mit 700 Teilnehmern war es  ein überwältigender Erfolg für die Öffentlichkeit und die Fachwelt. Ekkehard zur Megede, berühmter Fachjournalist des „Tagesspiegel“ und der IAAF schrieb am nächsten Tag mit der Überschrift: „Da flog der Tümmler an dem Hecht vorbei“, denn Bodo Tümmler (SCC), der aufstrebende deutsche  Mittelstreckenstar, „flog gerade mit den Sätzen eines Delphins“ an den bekannten  Berliner Langstreckler Bernd Dieter Hecht (PSV) heran und schlug ihn im Finish.

Rainer Podlesch (Zehlendorfer Eichhörnchen), amtierender Steher-Weltmeister siegte im Volkslauf. Die Begeisterung der Teilnehmer war überwältigend, die Presse überschlug sich in Lobeshymnen  zu der Initiative der Studenten. Gerhard  Schlegel, der Vorsitzender des Berliner Leichtathletik Verbandes gratulierte und beglückwünschte  zum „schönen Erfolg“ – „nun werden wir den Cross-Country-Lauf ganz gewiß als Standard-Veranstaltung in das Leichtathletik-Programm eines jeden Jahres aufnehmen.“

Gleichzeitig wurde mit diesem Lauf auch eine weitere Initiative  realisiert, daß ab jetzt jeden Sonnabend um 15.00 Uhr ein Training an diesem Ort für Jedermann angeboten wurde  – der Vorläufer, des viel später eingeführten heute sehr populären Lauftreffs.

1965 wiederholte das FU Sportreferat die Veranstaltung – hier verdoppelte sich die Beteiligung schon auf 1800 Teilnehmer – und hier war auch schon auf den Werbepostern das „Logo“ der Veranstaltung zu erkennen – das Wildschwein!

Dieses nette Tier war ständig an der Laufstrecke zu finden und wühlte den Rasen am Auslauf der Rodelbahn auch regelmäßig auf der Suche nach Engerlingen um. Ein Partner der Veranstaltung war die Berliner Boulevardzeitung die „BZ“, die Fähnchen für die Streckenbeschilderung „spendierte“ – hier half der Sportredakteur Ekkehard Reinke, dessen Frau eine bekannte lokale Langstreckenläuferin wurde .

Die beiden ersten Cross-Läufe 1964 und 1965 der FU Berlin mit der Teilnahme von „Jedermann“ wirbelten innerhalb des Verbandes die Veranstalterstrukturen ziemlich durcheinander – und zeigten mit deren Initiativen eine Richtungsänderung der Leichtathletik an – den Weg zum Breiten– und Gesundheitssport für die Bevölkerung.

Ab 1966 übernahm der SCC den Crosslauf von der FU, führte aber die Kooperation mit dem „Institut  für Leibeserziehung der FU Berlin“ fort.

In Bobingen findet in diesem Jahr am 21. September 2013 das 50-jährige Volkslauf-Jubiläum mit einem DLV-Festakt und  – als Erinnerung an den 1. Volkslauf 1963 – die Deutschen Meisterschaften über 10 Kilometer statt.

Am 13. Oktober 1963 fand in Bobingen/Bayern – bei Augsburg –  der erste „Volkslauf„ statt, eine Bezeichnung, an die man sich damals erst noch gewöhnen musste. Otto Hosse, der spätere DLV Volkslaufwart  von  1965 – 1992 – und Herwig Leiter gehörten zu den “Geburtshelfern“ der neuen Laufidee.

Als man in Berlin am 8. November 1964 den 1. Berliner Cross-Country-Lauf aus der Taufe hob, war der Lauf von Bobingen hier völlig unbekannt, da natürlich die Presse in Berlin von diesem lokalen Ereignis keine Notiz nahm.
Insofern kann man den Berliner Lauf  auch – wie Bobingen – als Geburtshelfer der deutschen Volkslaufbewegung ansehen.

Der SCC übernahm nicht nur den Crosslauf in seine Regie, sondern führte am 26. März 1966 auch den „1. Berliner Volksmarsch/Gehen“ über 15 km mit 520 Teilnehmern ein und dann am 10. Juni 1967 den „1. Berliner Volkslanglauf über 10 km“ durch den Grunewald .

Der Verein entwickelte sich zum „Platzhirsch“ unter den Breitensport-Veranstaltern in Berlin. 1971 gewann man als Partner wieder die Zeitung „BZ“ mit der die Volkswanderung über 25 km „Rund um die Grunewaldseen“  durchgeführt wurde – mit bis zu 10.000 Wanderern, hier wurde das Sportfest zu einem Volksfest mit Musike und allem Drum und Dran!

Die anderen Berliner Vereine taten sich zunächst schwer, Volksläufe zu organisieren – einer der ersten Vereine war der BFC Preußen in der Malteserstraße, der seinen Volkslauf ab 1968 zu einer Institution ausbaute. Andere Vereine folgten erst Anfang der 70-er Jahre – so am 30.09.1973 der 1. Volkslauf des Nordens von „Rehberge“,  der 1. Parklauf von NSF am 17. März 1974, die OSC Volksläufe ab 3. März 1974.

Es gehörte aber dann zum guten Ton, daß die Vereine jetzt begannen, Volksläufe anzubieten – sowohl für ihre eigenen Mitglieder als auch für die Bevölkerung – um sich damit in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Winterlaufserien der LG Süd, Straßenläufe des BSV 92 , ASC Spandau, SC Siemensstadt, der Meilenlauf in Lichtenrade u.a.m. prägten das Bild in der Volkslauflandschaft.

Für Otto Hosse und seinen  „Volkssportkalender“ existierte der Landesverband Berlin (BLV) gar nicht. Bis zum Jahr 1968 fanden in seinem Volkssportkalender gar keine Läufe in Berlin statt, obwohl es sie gab. Berlin lag eben damals „zu weit weg“.

Im Februar 1966 schickte er mir Musterausschreibungen, einen graphischen Zeitplan, sowie Muster für den Zielaufbau und Muster-Startkarten zu und auch das Angebot  für die leihweise Übernahme der von ihm entwickelten Zeitmeßanlagen. Er machte auch einen Vorschlag einen "Gedenklauf" auf der "Straße des 17. Juni" zu machen.

Die Berliner Veranstalter hatten allerdings andere Systeme für ihre Läufe entwickelt,  richteten sich wenig – oder gar nicht – nach den Vorgaben aus Bobingen.

In Berlin hatte der SCC am 13. Oktober 1974 schon seinen „1. Berliner Volksmarathon„ auf die Beine gestellt mit 286 Teilnehmern und 244 Läufern/-innen im Ziel. 1976 folgte der Spandauer Marathon ebenfalls für Breitensportler.

Die Berliner Laufszene erlebte einen massiven Aufschwung als die französischen Alliierten 1980 beschlossen, einen Lauf nach dem Muster „Paris-Versailles“  in Berlin quer durch die Innenstadt auf die Beine zu stellen – in Zusammenarbeit mit dem BLV und dem LSB.

Allerdings nahmen sie keine Rücksicht auf Polizei und  „Vorrechtstermine“ der lokalen Vereine u.a.m. – was sie anordneten, musste gemacht werden. Die „25 km de Berlin“ ab Mai 1981 wurden eine Erfolgsgeschichte. Der Berlin-Marathon zog sofort nach und beantragte gleich bei der Polizei ebenfalls durch die Stadt laufen zu können, was zunächst viel Ärger mit den Behörden hervorrief – heute ist der Berlin-Marathon DAS sportliche Aushängeschild der Stadt (auch für die Polizei!).

Berlins sportliche Vergangenheit ist eng mit der Entwicklung des Laufsports verbunden – schon vor/nach 1890 gab es viele große Läufe auf den Straßen und im Grunewald, ab 1908 war die Staffel „Potsdam-Berlin“ ebenfalls ein „Leuchtturm“ der Laufgeschichte mit Tausenden von Teilnehmern und vielen Zuschauern – es gab viele Vereine, die Berlin zu einer Hochburg des Laufsports schon damals entwickelten.

Insofern ist die Entwicklung Berlin im Laufsport jetzt mit den größten Läufen in Deutschland verbunden folgerichtig, dem Berlin-Marathon, dem Berliner Halbmarathon, dem AVON Frauenlauf, der Teamstaffel, dem MINI-Marathon der Schulen, dem BIG 25km Lauf, den 10km Läufen von SCC und „Berlin läuft“.

John Kunkeler, Marathonläufer zuerst beim BSV 92, dann beim SCC, war für Jahre auch Volkslaufwart beim BLV. Er war innovativ für die Berliner Läuferszene tätig. Die BSV-Winterserie – als Vorbereitung für die Frühlingsläufe – brachte er zu voller Blüte, den „10 Meilenlauf“ des BSV 92 (nach Muster Borgholzhausen) initiierte er, der „Anglo-German“ -Laufserie der Engländer auf dem Maifeld am Olympiastadion stand er vor.

Auch ein Lauf-Auswertungs- und Erfassungsprogramm sowie Ergebnislisten für die Berliner Läuf/Vereine geht auf sein innovatives Konto. Ebenso den „Berlin-Cup“ mit einem Punktsystem für 12 verschiedene Berliner Läufe (u.a. nach Fritz Orlowskis „Spiridon-Cup“ mit einer Wertung für 10km, Halbmarathon und Marathon) unterschiedlicher Distanzen entwickelte er und verschaffte damit den einzelnen Läufen einen neuen Anreiz und neue Teilnehmer.

 

Die Berliner Volksläufe 1987 (Ausschnitt) des Berliner Leichtathletik-Verband (West)

Winter-Straßenpreis BSV 1892
Volkslauf SC  Siemensstadt
Volkswanderserie LG Süd
Volkslauf um die „Rixdorfer  Höhe“  der NSF
25 km Lauf SCC „Arthur Lemcke“
Berliner Volkslauf im Tiergarten SCC
OSC Volkslauf
ASV Volkslauf „Gerhard-Schlegel-Gedächtnislauf“
Spandauer  Marathonlauf
Berliner Volkswandern BZ-SCC
Die Lichtenrader Meile
Straßenlauf durch Frohnau – SC Tegeler Forst
AVON Frauenlauf SCC
City-Lauf über den Kurfürstendamm BSV 1892
Abendlauf über 15 km LC Stolpertruppe
Volkswandertag TuS Lichterfelde
Mit dem SCC in die Ferien auf dem Kurfürstendamm
Straßen-Nachtlauf „Lange Nacht von Reinickendorf  TSV Wittenau
Berliner Halbmarathon SCC
Wandertag der Berlin – LG Süd
25km Straßenlauf BSV 1892
Volkslauf des Nordens  BSC Rehberge
Volks-Straßenlauf Sonnenallee-Meile NSF
Volkslauf und Wandern des ASC Spandau
Berlin-Marathon des SCC
Volkslauf  des SC Siemensstadt
Volkslauf des TSV Wittenau  
Volkslauf der LG Süd
Volks-Crosslauf im Jahnpark TuS Neukölln
Cross-Country-Lauf  SCC
Herbstwaldlauf SC Tegeler Forst
Parklauf des BFC Preußen
Silvesterlauf des SCC.

Viele Läufe von rührigen Veranstaltern sind entstanden – und auch wieder verschwunden, die Laufszene an der Basis verändert sich ständig und setzt immer wieder neue Impulse.

 

Die Läufe in Berlin (Ost) ein Überblick (Ausschnitt)

 

Berliner Team-Marathon (1979-2009) – Roland Winkler war lange der Veranstalter.
Hellersdorfer Marathon (1995-2000)
100km-Lauf Grünheide (seit 1977) seit 1992 in Kienbaum – Wolfgang Kahms
Frühjahrsmarathon "Rund um den Kulturpark" (1975-?)
Veteranen-Marathon Wuhlheide
Lichtenberger Marathon (1981), daraus entstand ab 1982 der Berliner Friedenslauf
Straßenläufe von Einheit Berliner Bär (EBB) im Plänterwald (10/20km) – begannen Ende der 60-er Jahre
25km-Lauf "Quer durch Weißensee"  – Beginn am Ende der 60-er Jahre
Serien-Cross-Lauf Buschallee(6/12km) – Beginn am Anfang der 60-er  Jahre
Diverse Stundenläufe (Paarläufe, Gewichtsläufe, Läufe mit Musik von vielen Sportgemeinschaften veranstaltet (Mitte der 60-er Jahre).
Werner-Seelenbinder-Gedenklauf  "Rund um die Müggelberge" (11-22-33km) – seit 1983
Willi-Sänger-Gedenklauf im Plänterwald (8km) – mindestens Anfang der 60-er Jahre
Berliner Bergmeisterschaft an der Oderbruchkippe (15km) – seit 1980.
Schloßparklauf Biesdorf (10km-Halbmarathon)
Birkenwäldchenlauf  (10/20km)
Pfannkuchenlauf in Pankow (6km)
HfÖ-Läufe im Stadtpark Lichtenberg (meist 15km)
Silvesterläufe (im Plänterwald, in Weißensee)

Folker Lorenz entwickelte in Ost-Berlin Straßenläufe im Plänterwald und auch den Kulturparkmarathon im Plänterwald (ab 1975). Seriencross-Läufe in der Buschallee in Weißensee wurden von Jürgen Friede entwickelt („Quer durch Weißensee“)  – Werner Zock war einer der Motoren der Laufbewegung und er war auch gleichzeitig Sprecher in Ost-Berlin.

Die Laufbewegung in Ost-Berlin (vor 1990) entwickelte sich unabhängig vom Geschehen im „Westen“, wie die kurze Aufzählung zeigt. Nur beim Marathon schaute man „über die Mauer“ und begann zunächst den Lichtenberger Marathon (1981) zu organisieren, daraus entstand ab 1982 der Berliner Friedenslauf, der unterschiedliche Distanzen anbot bis zum Marathon. Beim IOC-Kongress 1987 nahmen damals Zehntausende von Läufern teil.

Dieser Überblick über das Laufgeschehen seit 1964 in Berlin kann nur ein kleiner Ausschnitt der historischen Laufgeschichte sein – ohne Vollständigkeit von Namen, Zahlen und Daten.

Viele der Läufe sind inzwischen verschwunden, viele der Organisatoren sind verstorben, ihre Geschichte hat keiner dokumentiert, Unterlagen und Dokumente sind vernichtet worden.
Insofern bedarf dieser Überblick einer weiteren Überarbeitung um Namen, Daten und Ergebnisse zu vervollständigen und denen ein Denkmal zu setzen, die ihre Ideen und Arbeitskraft für den Laufsport eingesetzt haben. Die nachfolgenden Generationen sollten den Begründern der Laufbewegung dankbar sein und helfen, die Geschichte aufzuarbeiten.

Das Sportmuseum Berlin – AIMS Marathon Museum of Running  hat viele Dokumente und Exponate des Laufsports und der Leichtathletik in den Archiven gesammelt und bewahrt.

Herwig Leiter aus Bobingen stellte vor längerer Zeit eine der von Otto Hosse für die DLV-Veranstalter genutzten „Stempeluhren“ mit  den Muster-Startkarten dem Museum zur Verfügung – mit der Original Transport-Holzkiste. Daneben steht die Zeitmessung des Champion-Chip Systems. Schon diese Ausstellungsstücke zeigen den großen Wandel den der  Laufsport – auch technisch – in den letzten 50 Jahren durchgemacht hat.

Otto Hosse, Herwig Leiter und anderen ist zu danken für ihren unermüdlichen Einsatz für die Entwicklung des Laufsports in Deutschland – Otto Hosse hat  immer darunter gelitten, daß er zwar jahrzehntelang der oberste  DLV-Volkslaufwart war, aber nie Mitglied des Präsidiums werden konnte.  

In den jährlichen Volkslaufwartesitzungen ging es teilweise hoch her, wenn die diversen Meinungen und Auffassungen aufeinanderprallten. Die Einbringung des „Härtefonds des DLV“ war ein wichtiger Impuls der Volkslaufwarte und deren Einsicht auch die Risiken des Laufens zu erkennen. Der DLV verdankt der Arbeit der  Volkslaufwarte seinen heutigen Reichtum  an Laufsportveranstaltungen.

Der DLV  – und auch die anderen Landesverbände – haben jahrzehntelang den Wert und das Entwicklungspotential des Volkslaufes – von der Basis entwickelt – zugunsten der Bahnleichtathletik ignoriert, und sind erst sehr spät – fast zu spät – auf das galoppierende Pferd  des Volkslaufes aufgesprungen.

Wenn heute in der Öffentlichkeit und den Medien über Leichtathletik gesprochen wird, dann über den Wert und die Vielfalt des Laufsports, insbesondere jetzt auch über den Gesundheitswert und Prävention durch den Laufsport.

Großveranstaltungen wie in Berlin, Hamburg oder Frankfurt sind die Leuchttürme der Sportart. Der Werbewert ist unbezahlbar.

Wie wenig man sich 1974 vorstellen konnte, daß aus einem Lauf mit 286 Teilnehmern sich ein Marathon mit über 40.000 Läuferinnen und Läufern entwickeln würde, so wird sich auch der Laufsport in Zukunft weiterentwickeln, es müssen aber genügend „Visionäre“ sich dafür engagieren.

Den Vätern und Müttern der Laufbewegung von Bobingen 1963 und Berlin 1964 sei der Dank für ihr Engagement und Einsatz geschuldet.

Horst Milde
Berlin


PS: Anregungen, Korrekturen und Ergänzungen sind erwünscht.

horst.milde@germanroadraces.de

 

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