Prof. Michael Böhnke hielt den Festvortrag "50 Jahre Volkslauf in Deutschland" in Bobingen am 21.09.2013 in der Singoldhalle ©Horst Milde
50 Jahre Volkslauf – Festvortrag von Michael Böhnke am 21.09.2013 in der Singoldhalle in Bobingen
Bereits vor 22 Jahren hat Heinrich Claussen zutreffend und doch zugleich charmant das anhaltende Leiden des Deutschen Leichtathletik‐Verbandes an der Laufbewegung zum Ausdruck gebracht: „Der Vorteil am Laufen ist, dass man dieses jederzeit allein und unorganisiert betreiben kann“.
Er hätte auch sagen können: „Das Problem am Laufen ist, dass man es jederzeit allein und
unorganisiert betreiben kann.“ Denn auch das hätte aus Sicht des Spitzenverbandes der Deutschen Leichtathletik gestimmt. Aber es wär nicht so charmant gewesen.
Die Laufbewegung hat den DLV und seine Landesverbände nämlich in eine nicht geringe Verlegenheit gestürzt. Sie ermächtigte den Einzelnen, unabhängig von formalen Vereins‐ oder Verbandsstrukturen aktiv zu sein. Einerseits wollen die Verbände den Sport und die Ausübung des Sports in all seinen Facetten fördern, andererseits wollen sie aber auch für den Sport zuständig sein, soll Bewegung den von ihnen gesetzten Regeln und
Organisationsformen folgen, soll, so die Idee, Sport ‚im Verein am schönsten‘ sein.
Und dann das: Eine Bewegung, das Laufen, das jederzeit allein, überall und unorganisiert ausgeübt werden kann, überrollt den Verband. Sie sprengt die klassischen Orte der Leichtathletik: Stadion und Halle, sie sprengt die klassischen Sozialformen, Verein und Verband, sie sprengt die klassischen Regeln: Wettkampf und Meisterschaft. Die Reaktionen haben wir erlebt und die Pioniere der Laufbewegung haben sie durchlitten: Sie wurden vom Verband zunächst nicht ernst genommen. Und auch gesellschaftlich wurden sie belächelt: „die Verrückten".
Und trotzdem: Heute feiern wir 50 Jahre Volkslauf. Der Bobinger Lauf vom 13. Oktober 1963 mit seinen 1654 Teilnehmern gilt als der erste Volkslauf in Deutschland. Im Volkslauf wird das Laufen nicht allein betrieben. Im Volkslauf wird das Laufen organisiert. Wir feiern in Bobingen die Pioniere des Volkslaufs in Deutschland. Wir feiern Walter Gelke, Werner Heimbach, Otto Hosse und Herwig Leiter, der heute unter uns weilt und gern seinen Anteil auf die Hilfe bei der Durchführung der Läufe beschränkt sehen möchte.
Doch hat er die Zeitnahme organisiert und damit ein zentrales, wenn nicht das wichtigste Element zum Erfolg der Volkslaufbewegung beigetragen.
Weder Otto Hosse, der von 1965‐1992 Volkslaufwart im DLV war, noch sein Freund Herwig Leiter, über lange Jahre Breitensportwart im Bayerischen Leichtathletikverband, dürften gewusst haben, was sie da angerichtet haben. Warum wurde der Volkslauf so erfolgreich,
wo man doch jederzeit, allein und unorganisiert laufen kann?
Warum ist er noch heute so populär, warum konnte er Vorbild für andere Wettbewerbe werden: Jedermannrennen im Radsport und Inlineskating; Triathlon, Wandern und Schwimmen: Denn all diese Sportarten kann man ja auch jederzeit, allein und unorganisiert ausüben. Welchen Nerv also haben die Pioniere des Volkslaufs getroffen?
Warum wurden und sind Volksläufe und die andern sportlichen Volks‐ beziehungsweise Jedermannwettbewerbe, die sich am Volkslauf orientieren, so beliebt? Warum ziehen sie jedes Jahr tausende in ihren Bann? Was macht sie so interessant?
Ich glaube, dass man bei den Motiven der Läuferinnen und Läufer ansetzen muss, um dem Erfolg der Volkslaufbewegung auf die Spur zu kommen, ein Erfolg, der aus bescheidenen Anfängen im Jahr 1963 jährlich heute über 2,2 Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmern
wie auch unzähligen Helferinnen und Helfern zu verdanken ist.
Was reizt so viele Läuferinnen und Läufer über das Laufen allein und in der Natur hinaus, an Volksläufen teilzunehmen?
Studenten der Universität Münster haben Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Volksläufen nach ihren Motiven gefragt: Die häufigste Nennung: Die Zeit! Meine Zeit! Wie schnell bin ich? Kann ich 10 km unter 50 min schaffen? Bin ich besser als im vergangenen Jahr? Das
ist das am häufigsten genannte Motiv. Man hätte von alleine darauf kommen können. Man muss nur einmal hinhören, wie Läufer untereinander reden: Welche Zeit willst du heute laufen? Was hast Du drauf? So lauten Standardfragen vor dem Start. Ohne Zeitmessung keine Zeit. Zeitmessung ist die wichtigste Organisationsform des Laufens.
Die Vereinfachung der Zeitmessung gegenüber der Stadionleichtathletik, der technische Fortschritt, die Erfassung von Brutto‐ und Nettozeiten, die Übermittlung und Aufzeichnung von Zwischenzeiten, das alles hat den Volkslauf attraktiv werden lassen, hat zu steigenden Anforderungen an die Veranstalter und auch zu guten Umsätzen bei den Sportuhrenherstellern geführt.
Kein Startfoto und kaum ein Zielfoto ohne Uhrendrücken. Also die Zeitmessung: Hierzu hat Bobingen, hierzu hat Herwig Leiter Grundlegendes geleistet. Denn alles, was man organisiert, muss auch organisatorisch bewältigt werden. Und die Zeitmessung für knapp 1700 Läuferinnen und Läufer war seinerzeit eine Herkulesaufgabe. Eine Herausforderung ist sie noch heute.
Die Erfindung des Sechskanalsystems hat Volksläufe dieser Größenordnung erst möglich gemacht. So banal es auch klingen mag: Die Zeit ist die erste Organisationsform des Volkslaufs. Darauf, das erkannt zu haben, können die Pioniere aus Bobingen stolz sein.
Das am zweithäufigsten benannte Motiv: Erleben von Gemeinschaft.
Ein Volkslauf kommt dem Bedürfnis, gemeinschaftlich zu laufen, entgegen. Otto Hosse hat 1971 Volksläufe als „Familienfeste des Sports" bezeichnet. Dafür hat er viel Zustimmung erfahren. Andere haben diese Aussage allerdings als Wunschdenken kritisiert.
Die Realität sehe anders aus. Spitzenleistungen und Kommerzialisierung durchwirkten in weitaus höherem Maß die Entwicklung des Volkslaufs als die Orientierung an Fest und Feier. Heute würden wir vielleicht eher als von einem Fest oder einer Feier von einem Event
sprechen. Und der Eventcharakter, der hat sich bei den Läuferinnen und Läufern durchgesetzt. Ein Volkslauf muss heute ein Event sein.
Das Drumherum ist wichtig. Perfekte Organisation sowieso, dann aber auch Vorberichte, Newsletter, Läufermesse, Pastaparty, Aufwärmprogramm, Kaffee und Kuchen, gute Musik, professionelle Fotos, Erinnerungsshirts, etc. Volksläufe, die das bieten, prägen sich ein.
Erinnerungen, die man mitteilen, die man mit anderen teilen kann. In unserer Vereinszeitschrift „Der Rennschuh" gab es mal eine Artikelserie, in der Volksläufe nach der angebotenen Verpflegung bewertet und klassifiziert wurden, sozusagen der Michelin der
Volkslaufverpflegung mit einem bis drei Sternen. Die Artikel waren, was die Resonanz im Verein anging, ein Volltreffer.
Der Volkslauf als Event, als Feier, und zu einer Feier gehört wenigstens zweierlei: Eine
Gemeinschaft, die gut drauf ist, und gutes Essen. Der Gourmetlauf in Saarbrücken bietet ein aktuelles Beispiel.
Erst an dritter Stelle wurde in der Umfrage der Leistungsvergleich genannt, also das klassische Wettkampfmotiv, sich sportlich mit anderen messen zu wollen. Auch hier haben Otto Hosse und seine Mitstreiter sensibel und läufergerecht reagiert, indem sie auf
Mechanismen der Konkurrenzdämpfung gesetzt haben. Bei den Olympischen Spielen der Antike zählte allein der Sieg.
Verlierer, selbst wenn sie Platz zwei oder drei belegten, wurden verspottet. Im Volkslauf gibt es nicht nur den Sieg. Aber es gibt darüber hinaus nicht auch nur zweite und dritte Plätze. Es gibt Anerkennung und Auszeichnungen für alle, zunächst abgestuft und an eine gewisse Mindestzeit gebunden. Aber auch diese Schranken sind gefallen.
Pokale, Urkunden und Medaillen sind Anerkennung und Erinnerungsgaben zugleich. Sie würdigen die subjektiv und altersklassenspezifisch erbrachte Leistung, die sich nicht am
Weltrekord, nicht an Jahresbestenlisten und nicht am Objektiven sondern am mir Möglichen orientiert. Wer wie ich seit 25 Jahren an immer demselben Lauf teilgenommen hat und teilnimmt, vergleicht seine Leistung nicht mehr mit anderen, sondern mit früher. Ich stehe
heute übrigens ungefähr wieder so da wie zu Beginn meiner Volkslaufkarriere: Das kann der Spitzensport kaum bieten, einen zufriedenen Rückblick auf ein ganzes, für mich nunmehr über 30 Jahre dauerndes Läuferleben, das mich aus der Zuschauerrolle befreit und einigermaßen fitgehalten hat.
Und auch dafür steht der Volkslauf: Für die Möglichkeit lebenslangen Laufens mit all seinen
positiven Nebenwirkungen. Und dabei spielt Erinnerung eine große Rolle.
Volksläufe liefern einen Beitrag zur Erinnerungskultur.
Diesen Punkt will ich deshalb an vierter Stelle nennen. Zu dieser Erinnerungskultur gehören Fotos, Videos, alphabetische Ergebnislisten, abgedruckt in den Lokalteilen der Zeitungen. Zu dieser Erinnerungskultur gehört das Internet, gehören die virtuelle Kommunikation und der öffentliche Austausch von Läuferinnen und Läufern in den Medien.
Auch in der virtuellen Welt hat die Bewegung längst ihren Platz gefunden. „Laufen als lokale
Sportkultur" kann heute global kommuniziert werden.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das Motiv „Nur Interesse am Lauf selber" die geringste Zustimmung in der sicher nicht repräsentativen, aber doch aussagekräftigen Münsteraner Befragung aus dem Jahr 2007 erfahren hat. Laufen kann man eben auch allein und unorganisiert. Nur für das Laufen an sich braucht man keinen Volkslauf.
Otto Hosse und Herwig Leiter haben nicht nur in Bobingen gewirkt. Die beiden Volkslaufpioniere sind auf Missionsreise in die Verbände gegangen. Sie haben zunächst im Bayerischen und dann im Deutschen Leichtathletik Verband den Volkslauf vertreten und für die Ausbreitung des Volkslaufs gekämpft. Nicht immer sind sie auf freudige Zustimmung gestoßen. Nicht überall haben sie die gebührende Unterstützung erfahren. Der Erfolg der Bewegung gibt ihnen im Nachhinein recht.
Der Deutsche Leichtathletik Verband und alle Landesverbände, die den Volkslauf tragen, können stolz auf die Sparte Volkslauf blicken, die natürlich noch andere Wurzeln als Bobingen hat – ich denke nur an Paderborn, Berlin und Horst Milde, den ‚Erfinder, Protagonisten und Veranstalter des Volksmarathons‘, der in der kommenden Woche 40 wird, oder auch den Rennsteiglauf, der in der DDR eine überragende Bedeutung hatte und heute noch hat.
Der DLV und seine Landesverbände können sich glücklich schätzen, der Wettkampfform Volkslauf eine Plattform und Heimat gegeben zu haben und zu geben. Und ich denke, diese Anerkennung bringt der DLV mit der Vergabe der Deutschen 10 km Straßenlaufmeisterschaft ebenso wie der Tagung des Volkslaufwarte nach Bobingen zum Ausdruck.
Die Läufer und Läuferinnen wissen am besten selbst, welches organisatorische Maß und welche organisatorischen Maßnahmen für den Volkslauf wichtig sind. Sie haben ein Gespür dafür, was die Zukunft des Volkslaufs bestimmen wird. Der DLV ist gut beraten, die Selbstorganisation der Szene weiter zu unterstützen, so wie er es heute tut: durch Terminkoordination und Laufkalender, Notfallfonds, Hitzeschutzbestimmungen und großzügige Regeln bei der Zeitnahme, Internetportal und Freiheit von der Vereinszugehörigkeit.
Er wird die Pluralisierung der Szene weiterhin aufmerksam beobachten müssen: Frauenläufe, Firmenläufe, Staffeln, Colourläufe, Nachtläufe, Extremevents und die Suche nach dem immer neuen Kick. Er wird die Volkslaufbewegung nicht steuern können, aber er sollte sich immer neu auf die Bedürfnisse und Interessen der Läufer und Läuferinnen einlassen. Dann wird er seiner Aufgabe in der Organisation und Förderung der zweiten Säule des Sports, dem Sport zur Erhaltung der Gesundheit, gerecht, jener zweiten Säule, die Walter Gelke, Otto Hosse und ihre Nachfolger wie auch ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter, durch den ersten Volkslauf in Bobingen vor 50 Jahren in eine so erfolgreiche Spur gesetzt haben.
Doch was haben Vereine davon, Volksläufe zu organisieren, was außer Arbeit und vielleicht einen kleinen finanziellen Gewinn? Auch dazu muss an dieser Stelle ein Wort gesagt werden. Mitglieder gewinnen sie unter den Läuferinnen und Läufern kaum. Denn: wie gesagt: Laufen kann man allein und unorganisiert betreiben.
Warum also sollten Vereine Volksläufe organisieren? Auch wenn ich dazu keine empirischen Daten habe. Ich möchte aus Erfahrung auf zweierlei hinweisen. Mein Heimatverein organisiert seit Jahren in Aachen den „Sylvesterlauf", woran ich nicht ganz unschuldig bin.
Silvesterläufe sind eine starke Volkslaufmarke. In den Aachener Lokalzeitungen findet der Verein vor allem durch den „Sylvesterlauf" Resonanz. Der gemeine Aachener kennt den DLC Aachen durch den „Sylvesterlauf" ebenso wie er die Aachener TG über den Winterlauf kennt, der im Dezember 2012 zum fünfzigsten Mal ausgetragen wurde. Anfänglich war der jedoch kein Volkssondern ein Orientierungslauf, bei dem jeder seinen Weg selbst finden musste. Öffentliche Aufmerksamkeit und positives Image, das ist ein nicht zu unterschätzender Effekt für einen Volkslauf organisierenden Verein. Denn der Volkslauf ist Teil des öffentlichen Lebens.
Er ist aus der Gesellschaft kaum mehr weg zu denken. Man genießt als Mitglied eines Vereins, der einen Volkslauf ausrichtet, öffentliches Ansehen, kann stolz darauf sein, zu dem Club zu gehören, der mal wieder den tollen Lauf organisiert hat. Damit ist ein zweites Motiv genannt. Bündelung und Konzentration der Kräfte in einem Verein. Natürlich braucht man eine oder einen Verantwortliche(n), aber man braucht auch sehr viele Helferinnen und Helfer.
Und wenn alles gut gelaufen ist, blickt man in sehr glückliche Gesichter. Wie heute hier. Bobingen kann Volkslauf. ‚Die‘ konnten das vor 50 Jahren und die können es noch heute. Dazu gratuliere ich von Herzen!
Volkslaeufe und Volksgehen sollen breiten Schichten der Bevoelkerung Gelegenheit geben, sich aktiv sportlich zu betaetigen.
Der Deutsche Leichtathletikverband hat sie in sein Uebungs‐ und Wettkampfprogramm aufgenommen, um auf diese Weise einen Beitrag zum zweiten Weg des Deutschen Sports zu leisten, die Volksgesundheit zu verbessern und Freude am einfachen sportlichen Tun zu wecken. Es werden reine Lauf‐, Geh‐ und Marschwettbewerbe ohne zusaetzliche Erschwernisse (Gepaeck) durchgefuehrt. Um alle Alters‐ und Koennensstufen die geeigneten Betaetigungsmoeglichkeiten zu schaffen, sollen die Ausschreibungen so gehalten sein, dass Familien gemeinsam in den verschiedenen Klassen starten koennen. In den Erwachsenenklassen werden bei Erreichen einer Sollzeit Auszeichnungen gegeben.
In den Laufwettbewerben der Jugend werden keine Sollzeiten verlangt. (Marchowitz 1970)
Stichworte:
Erinnerungskulturen
Mechanismen der Konkurrenzdämpfung: Nicht nur der Sieg zählt
Größe des Menschen (Gesundheit, Kraft, Leistungsfähigkeit) vs. Elend (Krankheit, Kraftlosigkeit, Schwäche)
Laufen.de:
Über zwei Millionen Läuferinnen und Läufer nehmen Jahr für Jahr an den mittlerweile mehr als 3.700 Straßen‐ und Volksläufen in Deutschland teil. 2013 stellt für die Volksläufer ein besonderes Jahr dar: Genau vor 50 Jahren fiel der Startschuss für den ersten deutschen Volkslauf.
Der erste Volkslauf in Deutschland fand am 13. Oktober 1963 im bayerischen Bobingen bei Augsburg statt. Folgerichtig wurden 50 Jahre später die Deutschen Meisterschaften über 10 Kilometer ebenfalls nach Bobingen vergeben ‐ sie werden am 21. September stattfinden.
Am Meisterschaftsabend soll das Jubiläum „50 Jahre Volkslauf in Deutschland" mit einer kleinen Festveranstaltung in der Stadthalle Bobingen entsprechend gewürdigt werden. Vorab beziehungsweise danach tagen an gleicher Stelle die DLV‐Fachgremien
Bundesausschuss Laufen sowie LV‐Volkslaufwarte.
Vorbild Schweiz
Als Vorbild der Volksläufe in Deutschland gilt die Schweiz, die zu der damaligen Zeit bereits Volksläufe, allerdings eher unter dem Begriff Wehrläufe, durchgeführt hatte. Otto Hosse (DLVVolkslaufwart von 1965 bis 1992) nahm diese Idee bei seinen Besuchen in der Schweiz auf und trug sie nach Bayern. Bereits 1964 fanden zehn Veranstaltungen vor allem im schwäbisch‐bayerischen Raum statt.
Die Anzahl der Läufe nahm langsam aber stetig zu. In den ersten Jahren konzentrierten sich die Veranstaltungen vor allem auf den Süden der Bundesrepublik. Zur Terminkoordinierung trafen sich schon im Jahr 1966 Vereinsvertreter der Leichtathletik‐Verbände von Baden, Württemberg und Bayern. Jahr für Jahr erfreuten sich die Volksläufe steigender Beliebtheit, auch andere Bundesländer zogen nach.
1967 bereits mehr als 110.000 Teilnehmer
1967 konnten bei bundesweit 60 Volksläufen mehr als 110.000 Teilnehmer verzeichnet werden. Im Jahr 1969 fand unter der Leitung von Otto Hosse die erste Tagung der Volkslaufwarte der einzelnen Landesverbände statt. Ihre engagierte Arbeit brachte in den
folgenden Jahren eine weitere und deutliche Steigerung der Veranstaltungs‐ und Teilnehmerzahlen.
1968 erschien erstmals der Volkslaufkalender, in dem alle Volkslauftermine des Jahres in Deutschland aufgelistet werden. Er wurde bis 1988 unter der Federführung von Otto Hosse und Herwig Leiter (Breitensportwart des LV Bayern) zusammengestellt und verteilt.
Bis 1984 mit Stempeluhren
Fortschritte im Computer‐ und EDV‐Bereich ermöglichten die zentrale Sammlung aller von den Landesverbänden gelieferten Terminen beim DLV, ein Verlag übernahm den Druck und den Versand der mittlerweile großen Auflage von 150.000 Exemplaren.
Der technische Fortschritt wirkte sich auch auf die Zeitnahme aus.
Elektronische Uhren und die Zeiterfassung per Chip machten die doch recht unhandlichen Stempeluhren überflüssig. Die Nachfrage ging schon Anfang der 80er Jahre so stark zurück, dass sich der DLV 1984 von seinen Uhrenanlagen trennte.
Heutiger Sprecher: Wolfgang Timm
Mit den LV‐Volkslaufwarten und dem DLV wurde das Erfolgsprogramm „Volkslauf" so ausgebaut, dass im Jahr 2012 3.700 Laufveranstaltungen beim DLV angemeldet wurden.
Diese Entwicklung konnte Otto Hosse leider nicht mehr erleben: Er verstarb im Juni 1992.
In der Struktur des DLV ist heute kein Volkslaufwart mehr vorgesehen, stattdessen hat diese koordinierende Funktion der aus dem Kreis der LV‐Volkslaufwarte gewählte Sprecher übernommen. Wolfgang Timm aus Hamburg nimmt derzeit diese Funktion als Nachfolger des über 10 Jahre agierenden Claus Baumann (Bergatreute) wahr.
Rückblickend auf 50 Jahre Volkslauf in Deutschland kann eine Erfolgsgeschichte erzählt werden, die am 21. September bei den Feierlichkeiten in Bobingen anlässlich der Deutschen 10‐Kilometer‐Meisterschaften entsprechend gewürdigt werden soll.
Michael Böhnke
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