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50 Jahre Rennsteiglauf – „Einsamer Läufer auf dem Kamm“ – Rennsteigrekorde – Dr. Hans-Georg Kremer berichtet
Liebe Traditionsläuferinnen und Traditionsläufer, von Erhard Nagel bekamen wir ein nette Spendenzusage: „Auch ich als Traditionsläufer möchte mich an den Anlaufkosten für das Jubiläumsbuch „50 Jahre Rennsteiglauf“ finanziell beteiligen.
Der unrunde Spendenbetrag soll auf meine 41zigste Teilnahme am Rennsteiglauf anlässlich des Jubiläumslaufes – dieses Mal als Wanderer (Startnummer 43661) – und das in meinem nunmehr 93zigsten Lebensjahr hinweisen.Eine weitere aktive Teilnahme ist wohl altersbedingt leider nicht mehr möglich. Aber dem Rennsteiglauf werde ich zumindest als passiver Teilnehmer weiterhin die Treue halten. Erhard Nagel“
Beiliegend auch noch ein Text zum Thema „Rennsteigrekorde“.
Liebe Traditionsläuferinnen und Traditionsläufer,
im Zusammenhang mit der Materialsichtung für unser
Buch ist uns auch ein Zeitungsartikel zu einem
Rennsteigrekord in die Hände gefallen.
In den frühen 1990er Jahren versuchte der
Rennsteiglaufverein so etwas wie das „Sammelzentrum“
für sportliche Aktivitäten auf dem Rennsteig zu
werden. Die Idee eines Guinnessbuches für den
Rennsteig stand dabei im Hintergrund.
Einer der gleich
mehrfach mit Rekordzeiten bei Läufen über den gesamten
Rennsteig auftaucht ist Dieter Rathmann. Diese Rekorde
können in unserem Buch aus Platzgründen leider nur
eine untergeordnete Rolle spielen. Summarisch wurden
viele Rennsteigrekorde in dem Buch „Who is Who“ auf
dem Rennsteig – Buch der Rennsteigrekorde“ von 2000
aufgeführt.
Viel Spaß beim Lesen,
Hans-Georg
„Einsamer Läufer auf dem Kamm“
Dieter Rathmann aus Schmalkalden lief im Winter allein
den gesamten Rennsteig absolviert.
Von Redaktionsmitglied Freies Wort – Ralf Brückner -Schmalkalden.
Der 58jährige Ausdauersportler Dieter
Rathmann aus Schmalkalden hat am 23. und 24. Dezember
den Rennsteig als Läufer allein und an einem Stück
absolviert.
Es war sein erster Rennsteig- Komplettlauf im Winter
und Dieter Rathmann benötigte für die 168,3 km von
Blankenstein nach Hörschel 27 Stunden und 17 Minuten.
Er benutzte dabei nicht durchweg den vorgezeichneten
Wanderweg, sondern lief dort, wo es möglich war, auf
den parallel verlaufenden Asphaltstraßen. Er legte nur
Pausen zur Nahrungsaufnahme ein, jedoch keine längere
Rast oder Übernachtung.
Dieter Rathmann hatte zuvor bereits viermal den
Rennsteig „am Stück“ bewältigt, davon
Soeben hat der Ausdauerläufer eines seiner zuvor
angelegten Verpflegungsdepots erreicht. dreimal als
Läufer. Gemeinsam mit Karl-Heinz Holland-Nell
(Steinbach-Hallenberg) hatte er dabei im Mai 1995 eine
Laufzeit von 20:40 Stunden erreicht, was bis heute als
Rekord gilt. Einen weiteren Versuch im Sommer 1997,
gemeinsam mit Dirk Sauer aus Rippershausen, mußte
wegen fortgesetztem Dauerregen aufgegeben werden.
„Die Herausforderung bestand aber diesmal vor allem in
den Winterbedingungen. Ich glaube nicht, daß man den
Rennsteig an einem Stück auf Skiern durchlaufen kann,
weil die Loipe auf den 168,3 km viel zu oft
unterbrochen wird. Aber es als Läufer bei wenig Schnee
und leichtem Frost zu schaffen, das hielt ich für
möglich.“ Allerdings stellt die lange Dunkelheit für
einen Lauf in dieser Jahreszeit eine sehr große
Schwierigkeit dar.
Dieter Rathmann lief am Dienstag, dem 23. Dezember, ab
9.30 Uhr allein in Blankenstein los. Bis Masserberg
waren zunächst sechs Gaststätten als
Verpflegungspunkte eingeplant. „Ich habe dort vor
allem Kuchen und Kakao, aber auch alkoholfreies Bier
zu mir genommen“, berichtete der Ausdauerläufer.
„Meist hatte ich 15 bis 20 Minuten Aufenthalt. Ab der
Turmbaude Masserberg hatte ich dann tags zuvor an drei
Punkten Verpflegungsbeutel versteckt, deren Inhalt
dann jeweils in einer nahegelegenen Schutzhütte
verzehrt wurde.“ Erst ab Oberhof sollte Sohn Mike als
Verpfleger und Betreuer in Erscheinung treten. Auch
sein Partner Karl-Heinz Holland-Nell, war dort zur
Stelle und nahm einen Teil des Gpäcks entgegen.
Bereits ab der Rennsteigbaude an der B 281 bei Neuhaus
mußten die Lampen eingeschaltet werden, und sie
blieben bis zur Grenzwiese am Inselsberg in Betrieb!
Dieter Rathmann fand dennoch jedes Wegstück ohne
Schwierigkeiten oder gar Stürze. Große Probleme
bereitete ihm aber der Boden: Bereits wenige Kilometer
hinter Blankenstein lag Schnee auf der Strecke. „Vom
Grenzadler bis zum Nesselberg gab’s dann durchweg fast
zehn Zentimeter verharschten Altschnee, der zudem ab
Wachsenrasen kaum noch verfestigt war. Es wurde immer
schwerer, eine gute Laufspur zu finden. Deshalb habe
ich für dieses Stück auch drei Stunden gebraucht.
Später, ab der Glasbachwiese bei Steinbach, machte mir
dann bis weit hinter dem Vachaer Stein Glatteis zu
schaffen.“ Dennoch war gegen Mittag nach gut 27
Stunden das Ziel in Hörschel erreicht.
Eine gute Hilfe waren die ausgewählten Schuhe, eine
„Mischung“ aus Wander- und Laufschuh mit stark
profilierter, dicker Sohle und elastischem
Obermaterial. „Dennoch mußte ich zweimal daran
herumschneiden, um Druckstellen zu entfernen.“
Die gefährlichste Situation ergab sich aber auf dem
Großen Inselsberg, als ihn plötzlich ein großer,
freilaufender Hund – offenbar der „Nacht-Wächter“ des
Berggasthofes – angriff und er nur mit Mühe einen Biß
abwehren konnte. „Das wäre natürlich, 30 km vor dem
Ziel, fatal gewesen“
Das Wetter dagegen hielt gut: „Erst ab dem
Dreiherrnstein bei Brotterode kam Nässe von den Bäumen
und ab der Glasbachwiese setzte leichter Regen ein.“
Konditionsprobleme traten kaum auf: „Meine Taktik ist:
Wenn’s schwerer geht, wird langsamer gelaufen und das
reicht dann meist schon, um die Schwäche zu
überstehen.“ Mit wöchentlich drei Läufen über 20 bis
25 km hatte sich der Extremläufer vorher die richtige
Ausdauer antrainiert.
„Andere reiten oder fahren mit dem Fahrrad um die Welt
– da steht es mir doch wohl mal für einen Tag zu, den
Kammweg des Thüringer Waldes abzulaufen“, kommentiert
der Ausdauerläufer seine etwas exzentrisch anmutende
Passion.
Deshalb auch schon fixiert: Seine Teilnahme
am Lauf „50 laufen 50″ am 2. Mai 1998 in einer Gruppe
von 50 Läufern auf der 60-km-Strecke von Hörschel über
den Hainich nach Mühlhausen.
Dr. Hans-Georg Kremer
https://germanroadraces.de/?p=223653