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15
03
2023

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50. GutsMuths-Rennsteiglauf 2023 – „Vom Mifa-Klapprad und der Kloßparty“ – Christine Leidenfrost – Dr. Hans-Georg Kremer berichtet

By GRR 0

Für den 50. GutsMuths-Rennsteiglauf liegen bisher 14.414 Anmeldungen vor, darunter auch 51 Anmeldungen für unsere im Herbst gestartete Aktion „50 laufen gemeinsam zum 50.“

Wir werden gemeinsam die 17km-Wander bzw. Walkingstrecke unter die Füße nehmen.

33 von ihnen haben sich bis jetzt für die Herstellung eines Jubiläums-T-Shirts entschieden,
wovon die ersten in den nächsten Tagen ausgeliefert werden. Als Rückenaufdruck bekommen
sie die Anzahl der Rennsteigläufe, die sie bei erfolgreicher Ankunft auf ihrem Konto haben
Insgesamt kommen da bis jetzt über 1000 Rennsteigläufe zusammen.

Die Aktion sollte nicht verwechselt werden mit dem Aufruf des MDR „50 zum 50.“, der 50
Läuferinnen oder Läufer sucht, die sich noch für den Halbmarathon anmelden möchten. Der
MDR sponsert dafür die Startgebühren und ein MDR-T-Shirt.

Erst nach dem Erscheinen des ersten Bandes des Buches „Dokumente und Fotos zur
Gründungsgeschichte des GutsMuths-Rennsteiglaufs“ ist eine interessante Geschichte aus
dem Zielort Neuhaus erarbeitet worden, wozu auch noch bisher unveröffentlichte Fotos
kamen. Die Fotos wurden von einem Video abfotografiert, welches von dem Fernsehbeitrag
stammt, der 1975 von Fernsehfunk der DDR über den GutsMuths-Rennsteiglauf produziert
wurde.

Vom Mifa-Klapprad und der Kloßparty
Dass die Rennsteigläufer am Abend vor dem Start in Neuhaus zur Kloßparty gehen und
gemeinsam am nächsten Morgen am Start den Schneewalzer schunkelnd singen, geht mit auf
die Familie Leidenfrost zurück.

Christine Leidenfrost war seit 1975 eine der Verantwortlichen des DTSB-Kreisvorstandes
Neuhaus für den GutsMuths-Rennsteiglauf. Aus einer seit Generationen ortsansässigen
Familie lernte sie von Kind auf das Skilaufen und interessierte sich als gute Sprinterin und
Weitspringerin immer für den Sport. Der Vater, ein Berufsmusiker und Glasbläser,
unterstützte alle ihre Ambitionen, egal ob in sportlicher oder schulischer Ausrichtung. Das
Abitur mit Berufsausbildung legte sie in Oberweißbach ab und studierte im Anschluss an der
Medizinischen Fachschule der KMU Leipzig. Nach dem Abschluss als staatlich anerkannte
Physiotherapeutin war der Weg als Medizinpädagogin frei. Private, familiäre Gründe ließen
sie dies schnell vergessen. So ging sie als Physiotherapeutin zum „Sportmedizinischen
Dienst“ der für den Sportclub (SC) Motor Zella-Mehlis zuständig war.

                                                                                                               Christina Leidenfrost (l.) – Foto: Hans Georg Kremer

Die Heirat mit dem bodenständigen Bernd Leidenfrost und die Geburt zweier Kinder sorgten dafür, dass sie
wieder nach Neuhaus zog. Hier bekam sie eine Stelle, vielleicht auch weil ihre Mutter schon
jahrelang als ehrenamtliche Helferin z. B: im Rechenbüro gearbeitet hatte, beim DTSB-
Kreisvorstand. Damit bestand auch die reale Chance, noch ein Lehrerstudium aufzunehmen.
Als Kreissportlehrerin für Freizeit und Erholungssport, wurde ihr 1975 die Organisation des
Ziels des 3. GutsMuths-Rennsteiglaufs übertragen wurde, was sie mit Bravur meisterte. Außer
vielen organisatorisch völlig neue Aufgaben und Dankbarkeit der Aktiven, musste sie einen
bitteren Wermutstropfen hinnehmen. Nach Einlauf der letzten Teilnehmer musste sie
feststellen, dass ihr neues „MifaKlapprad“ gestohlen worden war.

Allerdings brachte die Polizei das Rad nach zwei Tagen zurück. Sie hatte es unweit vom Ziel beim Waldbad
Bernhardstal gefunden, wo ein Zeltplatz für die Rennsteigläufer eingerichtet worden war.
Scheinbar hatte ein „erschöpfter“ Rennsteigläufer den ca. zwei Kilometer weiten Weg vom
Ziel zum Zeltplatz nicht mehr geschafft, und das nicht angeschlossene Rad, welches hinter der
Zielbude stand, als Transportmittel genutzt. Christine war sehr froh ihr Rad wiederzuhaben,
stellte dies doch zur damaligen Zeit eine wertvolle „Rarität“ in der DDR dar.

Für die Diplomarbeit an der DHfK wählte sie das Thema „Zur Bedeutung von
Langzeitausdauerläufen- dargestellt am Beispiel des GutsMuths- Rennsteiglaufes 1978“
welche sie bei Dr. Wilfried Ehrler und Dr. Hans-Georg Kremer schrieb. Nach der Geburt
ihres Sohnes bekam sie eine Stelle als Lehrerin an der Berufsschule, nach 1990 dann am
Beruflichen Gymnasium und in Folge am Staatlichen Gymnasium in Neuhaus. Bis zur Wende
in der DDR blieb sie aber die Zielsprecherin, die „stimmgewaltig“ immer die
Rennsteigläuferinnen und –läufer animierte, den von den „Lichtetaler Blasmusikanten“ am
Start gespielten Schneewalzer und später von „Hans im Glück“ übernommenen „Startlied“ in
Neuhaus mitzusingen, zu schunkeln usw.

Am Lauftag selbst war Christine Leidenfrost nach dem Start häufig auf der Marathonstrecke
anzutreffen. Ihre physiotherapeutischen Erfahrungen und das „Kennen der Läufer“ aus den
Unterkünften, dem Org.büro oder dem Startgarten machten es ihr leicht, vielen schweren oder
verkrampften Waden mit einer klassischen Massage den Run auf dem Rennsteig wieder etwas
zu erleichtern.

Ihr Ehemann Bernd, der nach 1990 beim Landkreis Hildburghausen für die Landwirtschaft
zuständig war, stellte die Kontakte zu den Kloßherstellern in Heichelheim her, was dafür
sorgte, dass die Rennsteiglauf-Kloßparty noch heute ein Alleinstellungsmerkmal des
GutsMuths-Rennsteiglaufs darstellt.

Ihr Mann, ihre Tochter und ihr Sohn waren selbst erfolgreich beim Rennsteiglauf, meist auf
der kurzen Strecke dabei. Ihre Tochter Jana, eine erfolgreiche Skilangläuferin des SC Motor
Zella-Mehlis und später der Uni Jena, war übrigens die erste Miss Rennsteiglauf 1992.

Von Frank Ludwig bekamen wir eine interessante Geschichte:
„Kurz zu mir, bevor ich zu den oben beigefügten Anhängen komme:

Ich habe 1980 mit der Teilnahme am Rennsteiglauf begonnen, zuerst den Marathon und dann
neun Jahre die lange Strecke. Und danach jedes Jahr den Marathon also in diesem Jahr wird
es meine 42. Teilnahme am Rennsteiglauf.

50 Teilnahmen wie Du wäre schon mein Ziel, aber „leider“ werde ich in diesem Jahr 70 –
aber ich gehe es ruhig und nicht mit Zwang an und mal sehen, wie weit ich komme.

Nun zu den beiden Anhängen.

Mit Rainer Große verbindet mich eine jahrelange Freundschaft und eine Laufgemeinschaft.
Wir haben gemeinsam 38 Läufe bestritten, aber das IMMER als Volkssportler: Also laufen,
quasseln, essen, mal in den Wald verschwinden und dann irgendwann macht jeder seins bis
ins Ziel.

Neuhaus ist unser Stammquartier und da wird dann auch nach dem Lauf mit dem
„Quartierseltern“ schön gemütlich gefeiert.
Also wir nehmen es mit der Laufzeit nicht so genau wichtig ist dabei sein, gesund
ankommen und Spaß haben.

Aber wenn man sich die beiden Laufzeiten auf den angehängten Urkunden ansieht, dann kann
man schon sagen, das gehört in die Rubrik: Kuriositäten beim Rennsteiglauf.
Ob es so etwas überhaupt noch einmal geben wird?

Geplant war das nicht.

Dr. Hans-Georg Kremer

https://germanroadraces.de/?p=211561

author: GRR