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2016

45. Berliner Neujahrslauf: Über 4.000 Läuferinnen und Läufer machten ihren Vorsatz für 2016 wahr ©Camera 4

45. Berliner Neujahrslauf: Über 4.000 Läuferinnen und Läufer eröffneten die deutsche Laufsaison. Horst Milde berichtet

By GRR 0

Das Wetter war am Freitag, dem 1. Januar 2016 in Berlin eigentlich läuferfreundlich, während in der Silvesternacht noch Blitzeis und Regen angesagt wurde, um 11.30 Uhr schien am 1. Januar 2016 am Brandenburger Tor plötzlich sogar die Sonne.

Auf dem Pariser Platz und auf der Straße "Unter den Linden" hatte die Stadtreinigung nach der Riesensilvesterfete auf der Festmeile am Brandenburger Tor schon alles tipp-topp gereinigt, sodaß der Lauferöffnung um 12.00 Uhr nichts mehr im Wege stand. Die Teilnehmer bekamen ihre Teilnehmerstartnummer mit der großen "2016" überreicht, andere aßen die übrig gebliebenen Pfannkuchen vom 40. Silvesterlauf am Teufelsberg des Vortages schon auf.

Die Stimmung war prächtig. Viele Fotografen und mehrere Fernsehteams – u.a. mit dem RBB-Team und Ulli Zelle – warteten auf den Startschuss. Vorher aber hatte sich Moderator Karsten Holland noch etwas für die Teilnehmer ausgedacht, die schon alle im Startbereich mit den Füßen scharten. Alle hatten in die Knie zu gehen, als eine Art Gymnastik, damit sie für den Funlauf über ca. km auch vorbereitet waren, einige der Läufer hatten doch schon ihre Schwierigkeiten dabei, wie man sehen konnten.

Der Berliner Neujahrslauf hat seine Besonderheit – im Gegensatz zu allen normalen Läufen – wird hier nicht schnell, sondern langsam gelaufen.

Ein Dutzend gestandener Läufer bilden eine Reihe – ausgerüstet mit vielen Fahnen – und bestimmen das gemächliche Tempo vor allen Teilnehmern. Ein Anführer – Wolfgang Paech, sorgt mit lautstarken Sprüchen bei den Zuschauern für Aufmerksamkeit. Viele Berlin-Touristen waren überrascht über die Vielzahl von Läufern auf dem Prachtboulevard, der Lauf selbst ist zur Attraktion geworden, entweder liefen die Touristen selbst mit – fotografierten oder applaudierten.

Dieser Lauf, bei dem es keine Sieger – sondern nur glückliche Teilnehmer gibt – hat in den 45 Jahren seine eigene Geschichte:

Die Idee zum Berliner Neujahrslauf kam von Michael Coleman,  der sich am 10. November 1989 etwa um 9.00  aus London meldete – er kam seit Jahren als Times-Journalist zum BERLIN-MARATHON nach Berlin – und erklärte, man müsste unbedingt einen Neujahrslauf am 1.1.1990 vom Olympiastadion zum Roten Rathaus organisieren. 

Ein Neujahrslauf war für die Läuferinnen und Läufer aus Ost-Berlin nichts Neues: Der Berliner Rundfunk mit Heinz-Florian Oertel an der Spitze organisierte schon seit 1972 Jahren erfolgreich zusammen mit dem DTSB (Der Deutsche Turn- und Sportbund war die zentrale für den Sport zuständige Massenorganisation der DDR) den Berliner Neujahrslauf im Berliner Volkspark Friedrichshain, nach dem Muster des berühmten und  traditionellen Silvesterlaufes in Sao Paulo in Brasilien.

In Berlin (West) gab es zum Jahreswechsel bisher nur den Berliner Silvesterlauf "Rund um den Teufelsberg" vom SCC, den "Pfannkuchenlauf", aber ein Neujahrslauf stand bis dato nicht auf der Veranstaltungsterminliste in Berlin (West). 

Mit Stefan Senkel und Harry Welle vom Bezirksvorstand des Fachverbandes Leichtathletik – Laufkommission – des DTSB, kam es zu einem Treffen, um die technischen und organisatorischen Einzelheiten für den "1. GESAMTBERLINER NEUAJHRSLAUF" durch West- und Ost-Berlin zu erörtern und festzulegen.

Am 14. Dezember 1989 war die Überschrift der Pressemitteilung:

„Der KNALLER zum Jahresbeginn 1990: Gesamt-Berliner NEUJAHRSLAUF perfekt!“

"Mit einem Paukenschlag beginnen die Leichtathleten aus beiden Teilen Berlins das Neue Jahr 1990. Mit dem „ 1. Gesamt-Berliner NEUJAHRSLAUF am 1. Januar 1990 um 14.00 Uhr“ – mit Start und Ziel auf der Straße des 17. Juni, nahe der Entlastungsstraße, wird es  nach über 40 Jahren der Trennung zum ersten Mal einen grenzüberschreitenden Lauf geben. 1949 gab es die letzte Auflage der 25 km von „Quer durch Berlin“,  die durch beide Teile Berlins führte."

Der Startort des 1. Gesamt-Berliner  NEUJAHRSLAUFES war auf der Straße des 17 Juni – zwischen Siegessäule und der damaligen Entlastungsstraße – in Richtung Brandenburger Tor. Als Equipment gab es nur Tische für die Ausgabe von zusätzlichen Startnummern, später der Urkunden – und der Ausgabe von Tee und Getränken durch das DRK.

Berlins Regierender Bürgermeister Walter Momper  und der Oberbürgermeister Erhard Krack waren pünktlich zu Stelle – standen auf einem kleinen Podest in der Mitte der Straßen – und gaben den Startschuss ab und über 20.000 Teilnehmer aus aller Welt begaben sich auf die Strecke "Unter den Linden" bis zum "Roten Rathaus" und zurück.

Am Brandenburger Tor gab es am 1. Januar 1990 erst nur zwei Durchlässe in der Mauer (rechts und links des Tores), die erst einige Tage vorher durchbrochen wurden. Viele Teilnehmer liessen sich auf ihrer Startnummer die Ein- und Ausreisestempel der DDR-Grenztruppen geben, dadurch kam es natürlich auch zu einem großen Stau!

Ab 1991 fand der Neujahrslauf ab dem Brandenburger Tor seine Fortsetzung – der Neujahrslauf im Friedrichshain wurde wegen nachlassender Attraktivität eingestellt, da ein Lauf im Mittelpunkt der Stadt für die Teilnehmer reizvoller war. Allerdings wechselte der  Startort mehrfach, vom Pariser Platz ging es auf die andere Seite des Brandenburger Tors – Platz des 18. März. Die immer größer werdende Berliner Silvesterfete auf der Straße des 17. Juni ließ dann nur noch zu – wegen der Abbauarbeiten –  vom Pariser Platz zu starten. Die Laufstrecke blieb dann immer aber die gleiche, die weiträumige Umrundung des Berliner Doms – mit Abstecher auf die Museumsinsel – und wieder zurück auf dem Boulevard "Unter den Linden".

Am 1. Januar 2016 waren es nicht über 20.000 Teilnehmer, aber 4.068 Läuferinnen und Läufer machten ihren Vorsatz wahr und betätigten sich sportlich bei der 45. Auflage des Berliner Neujahrslaufs und eröffneten damit die deutsche Laufsaison.

Die 4 km lange Strecke führte vom Pariser Platz zum Berliner Dom und zurück. Die Teilnahme war frei, allerdings wurden die Läuferinnen und Läufer gebeten, für die Björn-Schulz-Stiftung zu spenden, die Familien mit krebs- und chronisch kranken sowie schwerstkranken und unheilbar kranken Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen hilft.

Am Ziel gab es die erste Erinnerungs-Urkunde für 2016, das DRK schenkte heißen Tee aus. Der Dank gilt der Berliner Polizei, die die Straße vom Verkehr freihielt, das ist in Berlin auch nicht mehr alltäglich.

Der Vollständigkeit halber sollte erwähnt werden, daß Heinz-Florian Oertel zwar zugesagt hatte am Start anwesend zu sein, aber dann sagte er krankheitshalber leider ab, schade, aber der 1. Januar 2017 ist nicht mehr lang hin.

Horst Milde

 

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Downloads

Einladung zum Erfahrungsaustausch am 17. Dezember 1989

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author: GRR

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