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2008

Keinerlei Mangelerscheinungen zeigte der Berliner Carsten Schlangen von der LG Nord Berlin. Schon vom Start ab ließ das deutsche 1500-Meter-Mittelstrecknass keinerlei Zweifel an seinen Siegesambition aufkommen.

45. Berliner Cross-Country-Lauf 2008 – Carsten Schlangen: Mit Streckenrekord zur Obsttheke – Volker Schubert berichtet

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Eine geballte Vitaminladung wartete am ersten Novembersonntag beim traditionellen Berliner SCC-Cross auf die Platzierten nach dem Zieleinlauf, als sie da so freudig aufgereiht auf dem Treppchen winkten. Statt Medaille, Eichenlaub- oder Lorbeerkranz, zierte reifer Ananas Siegerinnen wie Sieger. Die fürsorgliche Vitaminespritze des Veranstalters dürfe wohl eher als löbliche Geste zu interpretieren sein, denn Siegesprämien oder Präsente gab es keine.

So ist in der Winterzeit – neben systematischer Trainingplanung – vor allem eine vollwertige Ernährungsbilanz  zentraler Baustein für den Erfolg im Langstreckenlauf – zur Stärkung des Immunsystems und als Infektprophylaxe.

Keinerlei Mangelerscheinungen zeigte der Berliner Carsten Schlangen von der LG Nord Berlin. Schon vom Start ab ließ das deutsche 1500-Meter-Mittelstrecknass keinerlei Zweifel an seinen Siegesambition aufkommen. „Der Lauf begann mit einem kurzen Spurt“, so Schlangen später, der gerade aus dem Trainingslager in Portugal zurückgekehrt war. Zu Rennbeginn noch von der vereinseigenen  LG Nord-Armada eingerahmt, überließ Schlangen die Führungsarbeit zunächst Crossspezialist Jonas Stiefel – ebenfalls aus dem erfolgreichen Berliner Rennstall stammend.

Schon nach wenigen Kilometern lag Berlins Pekingfahrer Schlangen klar in Führung auf dem insgesamt 9 000 Meter langen Crossparcours, dem Hauptlauf von insgesamt sechs Einzelrennen. Der bestand aus zwei gleichlangen, leicht profilierten Waldrunden. Für die eher spärlich gesäte Fangemeinde ein echter Augenschmaus, den Schlangen da auf der Strecke bot. Der Deutsche Meister von 2006 und 2007, der bei den Olympischen Sommerspielen in Peking nur knapp das 1500-Meter-Finale verpasste, brillierte nicht nur mit seinem uneinholbaren Soloritt durchs Unterholz, sondern glänzte zudem wie er da mit fast spielerisch anmutender Lockerheit und Eleganz über Stock und Stein jagte. Am Streckenende angekommen, wurde Schlangens Startzielsieg – zumindest was die Zeit betrifft – dann auch „reichlich“ belohnt. Bei 26:49 Minuten stoppte die Wettkampfuhr, neuer Streckenrekord und 1:23 Minuten schneller als seine Siegerzeit vom Vorjahr.

“Wir stecken gerade im Vorbereitungstraining”, so Schlangens Trainer, Professor Roland Wolff, trocken. Der zeigte sich betont knöchern zugeknöpft, wenngleich er sich dann doch noch zu einem „gebremsten“ Funkeln in den Augen durchringen konnte. Sein Schützling war deutlich redselig. So habe er in einem engeren Waldstück „ganz leicht das Tempo forciert“, sagte der 27-Jährige Berliner Ausnahmeläufer. „Ich konnte ein kleines Loch zu den nachfolgenden Läufern aufreißen und merkte nach einiger Zeit im hohen Tempo, dass ich nur noch meine eigenen Schritte hörte“, schilderte Schlangen seinen Rennverlauf, bei dem er bewusst nicht zurückschaute, um sich weiter anzutreiben.

Neben der richtigen Renntaktik hatte der Kurs durchaus seine Tücken, denn die Strecke war partiell mit rutschigen Moosflecken und einer Vielzahl laubbedeckter Wurzeln übersät. Mit denen hatten auch andere Asse zu kämpfen. Mit am Crossstart waren vor allem bewährte  „Mittelstreckenhaudegen“, wie Wolfram Müller (LG ASICS Pirna), Franek Haschke (LG Nord) und 800-Meter-Mann René Herms (LG Braunschweig), allesamt Deutsche Meister der vergangenen Jahre, zumindest papiermäßig eine durchaus hochkarätig Konkurrenz für Schlangen.  „Wir kommen geradewegs aus Kienbaum und haben noch harte Tempoeinheiten in den Beinen“, so Müller über seinen sechsten Platz, der kurz vor dem Ziel Konkurrent Haschke mit nur mit einer Sekunde Vorsprung ziehen lassen musste.

In der Damen-Hauptklasse war das Teilnehmerfeld übersichtlicher sortiert. Mit klarem Vorsprung, in 36:20 Minuten, siegte Elke Richter (HKC Berlin). Als Zweite kam die Polizeibeamtin Anne Griesbach (OSC Berlin) in 37:07 Minuten ins Ziel. Für eine erneut Überraschung sorgte „Berlins ausdauernste Rechtsanwältin“, Claudia Montag (BDO Lauftreff), die sich in 38:05 Minuten als Dritte platzierte (s. Spiridon 10-2008, Seite 16 , Beitrag: Berlin läuft Grand 10 Berlin). Eine ambitionierte Sportlerin, auf die Berlins Damenkonkurrenz zukünftig achten sollte.  

Für den eher genussvollen gepolten Freizeit-Crosser bot die 45. Auflage der „Mutter aller Volksläufe“ reizvolle Impressionen. Ein „Goldener Oktober mitten im November“ zeigte sich den rund 900 Teilnehmern, als sie da schwitzend und schnaufend ins herbstliche, mit gleißendem Sonnenlicht durchflutete Farbenmeer des Grunewalds tauchten.Wolfgang Paech, als alter Laufveteran,nahm zum 45-mal am Berliner Cross-Cluntry-Lauf teil und wurdefür seine Treue besonders geehrt.

 Volker Schubert

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