Nach Rücksprache mit der IAAF und AIMS wurde dem Linz-Marathon der internationale Status als Qualifikationsrennen für die Weltmeisterschaften in Daegu 2011 aberkannt.
42,195 km plus-minus 200-Linz-Meter und die Folgen – die Linzer Torte war nicht mehr ganz rund
Vor 100 Jahren war das mit der Marathon-Streckenlänge noch so eine Sache. 1896, bei der Olympia-Premiere in Athen, war die Distanz nicht genau festgelegt. Sie betrug ebenso wie bei den folgenden Olympischen Spielen rund 40 Kilometer.
Das änderte sich 1908 bei den Spielen in London, wo die Strecke am Schloss Windsor begann und dann im Stadion vor der königlichen Loge enden musste. So kam die krumme Distanz von 42,195 km zustande. Es dauerte allerdings weitere 13 Jahre bis diese Streckenlänge auch in den Regelbüchern festgeschrieben wurde. Nachdem der Marathon bei den Spielen 1920 in Amsterdam sogar 42,75 km lang gewesen war, einigte sich die Regelkommission des internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) auf die Londoner Distanz von 1908.
Nun jedoch sieht es so aus, als ob die Veranstalter des österreichischen Linz-Marathons bemüht sind, die Regeln wieder etwas flexibler zu gestalten. Entbrannt ist in der vergangenen Woche eine Diskussion um die oberösterreichische Streckenlänge und deren Vermessung, obwohl eigentlich doch alles klar geregelt ist. Das mit der Streckenlänge seit 1921 und das mit der Überprüfung dergleichen durch die Vereinigung der internationalen Marathon- und Straßenläufe (AIMS) immerhin seit 1982.
Das Problem war, dass von der ursprünglich korrekt nach AIMS-Vorgaben vermessenen Linzer Marathonstrecke kurzfristig aus verkehrstechnischen Gründen ein Stück abgeschnitten werden musste – die Linzer Torte war nicht mehr ganz rund, wurde aber als komplett verkauft.
Wie der österreichische Leichtathletik-Verband (ÖLV) nun in einer Pressemitteilung bekannt gab, war die Strecke am 11. April um genau 201,56 Meter zu kurz. Dies hat der eingesetzte, AIMS-anerkannte Streckenvermesser festgestellt. Dadurch können die Ergebnisse des Linz-Marathons keine Berücksichtigung in den nationalen und internationalen Bestenlisten finden.
Die Veranstalter bestätigten zwar, dass das besagte Streckenstück abgeschnitten wurde, verkünden auf ihrer Webseite jedoch: ,Der Linz-Marathon war ganz sicher um keinen Meter zu kurz. … Alle die den Linz-Marathon gelaufen sind, können sicher sein, die gesamte Distanz von 42,195 Kilometern zurückgelegt zu haben.’
Wie das geht? Indem die Linzer einfach die einzige international anerkannte Methode zur Streckenvermessung als altmodisch und überholt einstufen und sich auf eine digitale Vermessung kurz vor dem 11. April sowie diverse GPS-Daten stützen. Ein Teilnehmer, so heißt es, habe aufgrund seiner individuellen GPS-Daten ermittelt, dass er in Linz knapp 42,4 km gelaufen ist. Das wären plötzlich 200 Meter mehr anstatt 200 zu wenig!
Man müsste sich als nächstes fragen, ob in den Jahren zuvor in Linz alle Teilnehmer 400 Meter zu viel gelaufen sind und wie demnach die Strecke 2011 aussehen wird. Doch die gesamte Argumentation hat die Oberösterreicher bereits ins sportliche Abseits geführt. Der ÖLV verstand keinen Spaß mit ,42,195 km plus-minus 200-Linz-Metern’.
Nach Rücksprache mit der IAAF und AIMS wurde dem Linz-Marathon der internationale Status als Qualifikationsrennen für die Weltmeisterschaften in Daegu 2011 aberkannt.
Da werden sich Österreichs WM-Kandidaten wohl alle Richtung Wien-Marathon orientieren – ganz ohne GPS.
race-news-service.com