Am Tag zuvor hatte sich Haile Gebrselassie bereits skeptisch geäußert. „Ich habe eine Entzündung im Knie, es hat sich Flüssigkeit angesammelt. Das kommt durch die lange Reise nach New York. Es ist kein großes Problem, ich hoffe, dass das Knie hält“, erklärte der Äthiopier.
41. ING New York City Marathon – Gebremariam und Kiplagat siegen in New York – Haile gibt auf und beendet Karriere,
Der Sonntag in New York war ein schwarzer Tag für Haile Gebrselassie und alle seine Fans: Erst endete der Traum vom Sieg in Big Apple für den Superstar bei Kilometer 25, als er humpelnd aus dem Rennen ging, dann beendete der Äthiopier seine Karriere. Wie ein Schock wirkte diese Nachricht, die der 37-jährige Haile Gebrselassie nach dem New York-Marathon während einer Pressekonferenz verkündete.
Ein Landsmann und Fast-Namensvetter sprang dann in die Bresche und sorgte für etwas Trost für Äthiopien: Gebre Gebremariam gewann den 41. New York-Marathon in 2:08:14 Stunden. Damit lief der 26-Jährige ein perfektes Debüt über die klassische Distanz und erzielte bei guten Wetterbedingungen die fünftschnellste je in New York gelaufene Zeit. Schnellste Frau war etwas überraschend Edna Kiplagat. Die Kenianerin siegte in 2:28:20 Stunden. Die Rekordzahl von 45.344 Läufern war in New York am Start.
Die Frauen-Eliteläuferinnen rennen in New York stets ihr eigenes Rennen, indem sie 35 Minuten früher als das große Feld starten. Sehr lange Zeit blieb dieses Mal eine große Zahl von Athletinnen in der Führungsgruppe zusammen, was allerdings auch am langsamen Anfangstempo lag. Erst nach 35:57 Minuten waren die ersten 10 km gelaufen – ein Tempo, das auf eine Endzeit von rund 2:32 Stunden hinführt. Danach wurde es etwas schneller und die Halbmarathonmarke war nach 1:15:44 erreicht.
Doch keine der Favoritinnen forcierte in der Folge ernsthaft das Tempo, was vielleicht auch daran lag, dass zwei hoch eingeschätzte Läuferinnen ihr Debüt auf der schweren, welligen Strecke liefen: Mary Keitany (Kenia), die 25-km-Weltrekordlerin und Halbmarathon-Weltmeisterin von 2009, hielt sich ebenso zurück wie die 10.000-m-Olympiadritte von Peking 2008, Shalane Flanagan (USA). Noch acht Kilometer vor dem Ziel waren zehn Läuferinnen in der Spitzengruppe, was sehr ungewöhnlich ist im Marathon. In der Zwischenzeit war Shalane Flanagan allerdings immer wieder ganz vorne zu sehen und an der 35-km-Marke machte dann Mary Keitany Tempo.
Die Kenianerin riss damit die Führungsgruppe auseinander, doch Flanagan und Edna Kiplagat wurde sie nicht los. Vier Kilometer lief dieses Trio gemeinsam an der Spitze, dann verlor Shalane Flanagan den Anschluss. Kurz vor Kilometer 40 fiel dann überraschend die Entscheidung zugunsten von Edna Kiplagat. Die Kenianerin setzte sich von ihrer völlig entkräfteten Landsfrau ab und siegte in 2:28:20. Mary Keitany fiel schließlich noch auf Rang drei hinter Shalane Flanagan (2:28:40) zurück und musste sich bei ihrem Marathondebüt mit 2:29:01 zufrieden geben.
Eine flachere Strecke wäre der 25-km-Weltrekordlerin vielleicht mehr entgegen gekommen. Die nächsten Plätze gingen an nicht-afrikanische Läuferinnen: Inga Abitova (Russland/2:29:17) wurde Vierte vor Kim Smith (Neuseeland/2:29:28), Christelle Daunay (Frankreich/2:29:29) und Ludmila Petrova (Russland/2:29:41). Titelverteidigerin Derartu Tulu (Äthiopien) kam nicht über Rang 14 in 2:32:46 hinaus und die Boston-Siegerin des vergangenen Jahres, Salina Kosgei (Kenia), belegte Platz 16 mit 2:34:14.
„Das Tempo war lange Zeit ein bisschen langsam. Nach 32 Kilometern wurde es etwas schneller. Als ich dann zwei Meilen vor dem Ziel antrat, merkte ich, dass ich mich lösen kann“, sagte Edna Kiplagat, die in den vergangenen Jahren mit einer Reihe von Erfolgen bei großen US-Straßenläufen auf sich aufmerksam gemacht hatte. Im Marathon spielt sie allerdings erst seit diesem Jahr eine Rolle. Im Frühjahr gewann sie in Los Angeles mit 2:25:38 Stunden. Jetzt lief sie zum größten Erfolg ihrer Karriere, für den sie 135.000 Dollar kassierte.
Auch das Männerrennen war lange Zeit nicht von besonderem Tempo geprägt. Nach 65:22 Minuten erreichte eine rund 15-köpfige Führungsgruppe die Halbmarathonmarke. Noch lief Haile Gebrselassie scheinbar locker mitten in der Führungsgruppe. Doch dieser Eindruck täuschte offenbar. Der äthiopische Marathon-Weltrekordler (2:03:59 Stunden in Berlin 2008) kam bei seinem New York-Marathon-Debüt nicht einmal bis Manhattan. Beim Rennen durch fünf Stadtbezirke stieg er auf der Queensboro Bridge, die die Läufer nach Manhattan führt, nach rund 25 km aus.
Am Tag zuvor hatte sich Haile Gebrselassie bereits skeptisch geäußert. „Ich habe eine Entzündung im Knie, es hat sich Flüssigkeit angesammelt. Das kommt durch die lange Reise nach New York. Es ist kein großes Problem, ich hoffe, dass das Knie hält“, erklärte der Äthiopier. Das rechte Knie hielt nicht, humpelnd verließ Haile Gebrselassie die Strecke und verkündete später das Ende seiner einmaligen Karriere. „Es ist besser jetzt aufzuhören, andere Dinge zu machen und den jungen Athleten den Vortritt zu lassen“, erklärte Haile Gebrselassie, der seinen nächsten Marathon eigentlich Ende Februar in Tokio laufen wollte.
Während Haile Gebrselassie – wenn er es sich nicht noch einmal anders überlegt – einen unwürdigen Abschied erlebte, wurde das Rennen für seinen elf Jahre jüngeren Landsmann Gebre Gebremariam zum Triumphzug. Deutlich schneller war das Tempo in der zweiten Hälfte. Nach rund 30 km hatten sich vier Läufer an der Spitze abgesetzt: Neben Gebremariam waren dies Emmanuel Mutai und Moses Kipkosgei (beide Kenia) sowie Abderrahime Bouramdane (Marokko), der aber bald deutlich zurückfallen sollte und am Ende als Zehnter das Ziel im Central Park erreichte (2:14:07).
Gut fünf Kilometer vor dem Ziel war dann auch Kipkosgei geschlagen. Wie bei den Frauen fiel die Entscheidung erst bei Kilometer 40: Dabei löste sich Gebremariam vom erfahrenen Mutai, der eine Bestzeit von 2:06:15 Stunden hat. Über eine Minute Vorsprung lief der Äthiopier noch heraus. In 2:08:14 Stunden lag er deutlich vor Mutai (2:09:18), der bereits in London im April Zweiter war, und Kipkosgei (2:10:39). Abderrahim Goumri (Marokko/2:10:51), James Kwambai (Kenia/2:11:31) und Titelverteidiger Meb Keflezighi (USA/2:11:38) belegten die nächsten Ränge. Der amtierende Marathon-Weltmeisterin Abel Kirui (Kenia) wurde in 2:13:01 Stunden Neunter. Nicht ins Ziel kam der Schweizer Europameister Viktor Röthlin.
„Vor dem Rennen hatte ich gehofft, dass ich überhaupt ins Ziel komme. Meinen ersten Marathon gleich zu gewinnen, macht mich sehr glücklich“, erklärte Gebre Gebremariam, der sich ein Prämie von 170.000 Dollar verdiente. Der Äthiopier war früher ein ausgezeichneter Bahn-Langstreckler und hatte zum Beispiel im olympischen 5.000-m-Finale von 2004 den vierten Platz belegt.
Seinen größten Erfolg vor dem Sieg in New York hatte er vor einem Jahr gefeiert, als er Crosslauf-Weltmeister wurde.
race-news-service.com
41st ING New York City Marathonand USA Women's Championship
New York, NY, Sunday, November 7, 2010
MEN
1) Gebre Gebrmariam (ETH), 2:08:14, $165,000
2) Emmanuel Mutai (KEN), 2:09:18, $95,000
3) Moses Kigen Kipkosgei (KEN), 2:10:39, $50,000
4) Abderrahim Goumri (MAR), 2:10:51, $35,000
5) James Kwambai (KEN), 2:11:31, $15,000
6) Meb Keflezighi (USA / CA), 2:11:38, $10,000
7) Marilson Gomes dos Santos (BRA), 2:11:51, $7000
8) Dathan Ritzenhein (USA / OR), 2:12:33, $5000
9) Abel Kirui (KEN), 2:13:01, $2000
10) Abderrahime Bouramdane (MAR), 2:14:07, $1000
Other U.S.
11) Jorge Torres (USA / CO), 2:14:57
13) Tim Nelson (USA / OR), 2:15:06, debut
WOMEN
1) Edna Kiplagat (KEN), 2:28:20, $135,000
2) Shalane Flanagan (USA / OR), 2:28:40, $110,000
3) Mary Keitany (KEN), 2:29:01, $40,000
4) Inga Abitova (RUS), 2:29:17, $25,000
5) Kim Smith (NZL), 2:29:28, $15,000
6) Christelle Daunay (FRA), 2:29:29, $10,000
7) Ludmila Petrova, 42, RUS, 2:29:41, $10,000
8) Caroline Rotich (KEN), 2:29:46, $5000
9) Madai Perez (MEX), 2:29:53, $2000
10) Buzunesh Deba (ETH), 2:29:55, $1000
Other U.S.
11) Katie McGregor (USA / MN), 2:31:01, $25,000
17) Kathy Newberry (USA / MI), 2:35:23, $20,000
19) Serna Burla (USA / MO), 2:37:06, $15,000
20) Alissa McKaig (USA / NC), 2:37:29, $12,000
22) Wendi Ray (USA / WI), 2:39:15, $10,000
23) Jeanette Faber (USA / MA), 2:39:41, $8000
24) Sheri Piers (USA / ME), 2:40:35, $5000
25) Linda Somers Smith, 49, USA / CA, 2:40:46, $6000
27) Sally Meyerhoff (USA / AZ), 2:41:00, $3000
28) Kristin Barry (USA / ME), 2:42:01, $2500
30) Rachel Booth (USA / CA), 2:43:36, $2000
31) Heidi Westover (USA / NH), 2:43:44, $1500
32) Ann Alyanak (USA / OH), 2:43:58, $1000
33) Melisa Christian (USA / TX), 2:44:23, $1000
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