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09
12
2013

Der Start zum Honolulu-Marathon um 5 Uhr früh. ©Helmut Winter

41. Honolulu-Marathon: Afrikanische Zurückhaltung – Helmut Winter berichtet

By GRR 0

Nach einem ungewöhnlichen Rennverlauf gewinnt Gilbert Chepkwony den Marathon in Honolulu in 2:18:47. Bei den Frauen siegt Ehitu Kiros in 2:36:02.

Auf Grund des Streckenverlaufs, den hohen Temperaturen und vor allem der hohen Luftfeuchte waren auch bei der 41. Auflage des Honolulu-Marathons keine Topzeiten zu erwarten. Dass sich aber die Elite am Sonntag in aller Frühe (Start erfolgte bereits um 5 Uhr) derart zurückhielt, kam doch etwas überraschend.

Schon bald nachdem sich gut 22.000 Starter von über 30.000 gemeldeten Teilnehmern auf dem Ala Moana Boulevard auf die Tour durch die Innenstadt und die Randbezirke Honolulus machten, waren es nicht wie gewohnt die ostafrikanischen Athleten, die den Rennverlauf bestimmten. Ganz vorne lief ein junger Japaner mit einer fünfstelligen Startnummer und einer Bestzeit von deutlich über 2:20 Stunden, der sich schnell immer weit von seinen Verfolgern absetzte.

Dabei lief Saeki Makino aus der Saitama-Provinz, in der auch der aktuelle japanische Medienstar Yuki Kawauchi beheimatet ist (die zwei sollen sogar Trainingspartner sein), nur unwesentlich über seinen Verhältnissen. Vielmehr ließen es die Afrikaner, sonst Garanten für schnelle Tempoläufe, gemächlich angehen, so dass sich der Abstand zum führenden Läufer schnell vergrößerte.

Die 5 km-Marke passierte der Japaner als Erster nach 16:35, während die Afrikaner erst in indiskutablen 17:15 folgten. Das hat es vermutlich in den letzten Jahren bei einem größeren Stadtmarathon wohl kaum gegeben und liegt in Dimensionen des Leistungsniveaus der Mittelklasse der Frauenelite, die sich in Honolulu gleichfalls auffällig zurückhielt. Zwar waren mit 22°C zum Zeitpunkt des Starts bei 85% Luftfeuchte die Bedingungen in der Tat für einen Marathon nicht günstig, aber das war in den Vorjahren kaum anders.

Spätestens nach 10 km war klar, dass die Zeiten im Ziel sehr moderat ausfallen würden. Makino lief bis hierhin 32:21, während die Verfolger mit 34:24 schon über 2 Minuten zurücklagen. Auch Letzteres ist bestenfalls der Split von Frauen, die am Sonntag mit 36:20 nochmals 2 Minuten später geschlossen zur Zeitnahme kamen.

Währenddessen lief vorne der Japaner ein einsames Rennen, in dem er über 48:40 für 15 km und 64:49 für 20 km in 1:08:32 zum Halbmarathon kam. Eine fast zehnköpfige Gruppe lag dort in 1:11:42 3:10 Minuten zurück, angesichts der Klasse der Topathleten war das auch nicht Ansätzen nachzuvollziehen. Selbst nach 30 km in 1:38:04 lagen die Verfolger 2:30 zurück. Doch als man sich schon auf eine kleine Sensation einstellte, begann der Nobody an der Spitze zu schwächeln, während die Verfolger zusehends das Tempo erhöhten.

Bei 35 km nach 1:56:36 hatten die Verfolger fast aufgeschlossen, was dann bei 22 Meilen gelang. Dort gab es dann die bereits rennentscheidende Attacke des Kenianers Gilbert Chepkwony, der mit einer sehr schnellen Meile von 4:36 (ca. 2:50 pro km) nicht nur an dem Führenden vorbeischoss, sondern auch gleich seine Mitstreiter abschüttelte. Dabei blieb vor allem auch der Topstar Martin Lel zurück, der bis zur 40 km-Marke 1 ½ Minuten auf den neuen Spitzenreiter verlor. Am Ende reichte es für Lel nur zu Platz 6 in 2:21:16, solche Zeiten dürfte er früher einmal  im Training gelaufen sein.

Vorne zeigte Chepkwony keine Schwächen, lief auch den Schlusspart ab 40 km in guten 6:33 und gewann überlegen in 2:18:47. Das ist international auch in Anbetracht der äußeren Bedingungen kaum noch zweitklassig. Und von der Güte waren auch die Resultate der nachfolgenden Läufer. Nicholas Chelimo, bereits zweimal Sieger in Honolulu, wurde Zweiter in 2:19:22 und Solomon Bushendich Dritter in 2:19:38. Ganze drei Läufer blieben unter 2:20 Stunden, und der wackere Japaner Makino brach noch richtig ein. Von 30 km nach 40 km lief er 47:19 und von dort ins Ziel noch einmal 11:46; das ist bestenfalls Jogger-Niveau und reichte am Ende nur noch zu Platz 17 in 2:37:10, wobei ihn dabei auch noch die besten drei Frauen überholten.

Bei den Frauen fiel die Vorjahressiegerin Valentina Galimova nach 10 km zurück. Während die Frauenspitze den Halbmarathon nach 1:17:49 bewältigte, brauchte die Russin eine halbe Minute länger. Bei 40 km war die Situation unverändert, aber auch durch ein schnelles Finale kam sie nicht mehr ganz an die Spitze heran.

Bei den Frauen siegten die beiden Äthiopierinnen Ehitu Kiros in 2:36:02 und Woynishet Girma in 2:36:10. Dann kam Galimova als Dritte in 2:36:13. Auch dies alles keine Zeiten internationaler Klasse. Bester deutscher Läufer wurde mit 2:43:33 der Berliner Timo Meyer, der damit auf Platz 23 einlief. Auch in der Leistungsbreite schlugen sich die schwierigen Bedingungen nieder, gerade einmal 69 Teilnehmer unterboten die 3-Stundengrenze. Das schafft man sonst mit einigen 100 Teilnehmern bei Provinzmarathons.

Ansonsten hatte die Veranstaltung auf der Insel Oahu allerdings durchaus hohe Standards. Honolulu befand sich durch eine Parade zum Jahrestag von Pearl Harbour und vor allen durch den Marathon im Ausnahmezustand.

Allein 18.000 gemeldete japanische Teilnehmer hatten die Stadt fest im Griff, auf die sich auch die Veranstalter bestens eingestellt hatten. Japanisch war am Sonntag mindestens die Zweitsprache, alle Ankündigungen waren auch in dieser Sprache verfasst. Die Befürchtungen, dass das zunehmende Aufkommen von Massenmarathons in Japan zu einem Einbruch der Teilnehmerzahlen führen könnte, sind aktuell noch gegenstandlos. Das dürfte zum einen an dem attraktiven touristischen Ziel liegen, andererseits kennt der Honolulu-Marathon so gut wie kein Zeitlimit und damit finisht trotz der schweren Bedingungen fast jeder, der nicht zuvor zu Schaden kam.

Wer einmal miterleben konnte, wie gnadenlos beim Tokyo-Marathon die Zeitlimits umgesetzt werden, der kann leicht nachvollziehen, warum es diesbezüglich viele Japaner nach Hawaii zieht.

Mit „Aloha" und bester Stimmung werden auch noch die letzten ins Ziel begleitet, auch wenn die Uhr am Ziel die 10 Stunden schon überschritten hat. Denn bei solch harten Bedingungen ist eigentlich jeder, der den Kurs bewältig hat, ein Sieger!

 

Helmut Winter

 

Resultat der Männer:

 

1.

Gilbert Chepkwony

KEN

2:18:47

2.

Nicholas Chelimo

KEN

2:19:22

3.

Solomon Bushendich

KEN

2:19:38

4.

Gebretsadik Adihana

ETH

2:20:09

5.

Kiplimo Kimutai

KEN

2:20:25

6.

Martin Lel

KEN

2:21:16

 

Splits der Männer:

 

5 km

16:35 (17:15)

 

10 km

32:21 (34:24)

15:46 (17:09)

15 km

48:40

16:19

20 km

1:04:49

16:09

HM

1:08:32 (1:11:42)

 

25 km

1:21:23

16:34

30 km

1:38:05 (1:40:41)

16:42

35 km

1:56:36

18:31

40 km

2:12:14

15:38

Ziel

2:18:47

 6:33

 

Resultat der Frauen:

 

1.

Ehitu Kiros

ETH

2:36:02

2.

Woynishet Girma

ETH

2:36:10

3.

Valentina Galimova

RUS

2:36:13

4.

Aheza Kiros

ETH

2:41:32

 

 

 

author: GRR

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