40. Borgholzhausener Weihnachtscrosslauf- Überraschungssieger mit Übersicht – Aus dem Haller Kreisblatt von Philipp Kreutzer

Borgholzhausen. Bei Henning Tonn am Mikrofon strahlte Amanal Petros schon wieder. „Ist kein Problem, hat trotzdem Spaß gemacht“, versicherte der 17-jährige Äthiopier dem Moderator und lachte. Eine unerwartete Reaktion, schließlich hatte der Favorit soeben den sicheren Sieg beim 40. Borgholzhausener Weihnachtscrosslauf vergeben, als er auf der 16-Kilometer-Strecke kurz vor dem Ziel in Führung liegend den Abzweig ins Stadion verpasste.

Das Missgeschick nutzte Verfolger Christian Teich zu einem Überraschungserfolg. Franziska Schmidts Triumph bei den Frauen verwunderte weniger.    

Teich, ein 28-jähriger Sportlehrer aus Bielefeld, ist bei heimischen Volksläufen bisher nicht in Erscheinung getreten, denn seine Disziplin ist der Orientierungslauf. Dass er darin zu den Besten Deutschlands gehört, zahlte sich gestern aus: Anders als Petros, der sich von einem Auto irritieren ließ, behielt Teich wenige 100 Meter vor dem Ziel die Übersicht, fand den direkten Weg Richtung Stadion und setzte sich an die Spitze. Kurz vor der Linie breitete der Läufer der ASG Teutoburger Wald (Schloß Holte-Stukenbrock) die Arme aus und bejubelte seinen unerwarteten Sieg in 53:43,1 Minuten. Eine starke Zeit – an den Fabelrekord des Kenianers Richard Ngolepus von 51:29 Minuten von 2003 reichte sie dennoch nicht heran. Auf Petros (TSVE Bielefeld, 53:59,3 Minuten) folgte Ingmar Lundström (DJK Gütersloh, 56;17,3 Minuten).

Weil er gestern erstmals in Borgholzhausen startete und die Strecke nicht kannte, hielt sich Teich an Petros. „Ich musste mich auch ständig bei den Streckenposten informieren, wo es langgeht“, berichtete er. Auf ihrem Weg aus dem Ravensberger Stadion durch das Hesseltal, um den Barenberg und zurück Richtung Ausgangspunkt hatten die beiden nicht nur miteinander, sondern wie alle übrigen Starter auch mit typischen Crossbedingungen zu kämpfen: Durch den Regen aufgeweichter Boden wechselte mit vereisten Stellen. Zudem wurde der Platz schon mal knapp, wenn die Läufer der 16-Kilometer-Distanz denjenigen aus den Startfeldern über zehn und fünf Kilometer entgegenkamen.

Das bekam auch Victoria Willcox-Heidner zu spüren. „Ich wollte Druck machen, aber es war zu voll auf der Strecke“, beklagte die Läuferin des gastgebenden LC Solbad enge Passagen auf der doppelt zu laufenden Schleife am Wasserwerk. Für eine Attacke auf die favorisierte und später tatsächlich erfolgreiche Franzi Schmidt (Active Sportshop-Team, 1:06:09,3 Stunden) reichte es nicht. Dennoch war sie mit ihrem zweiten Platz über die 16 Kilometer in 1:07:32,3 Stunden zufrieden.  

Dass der ausrichtende LC Solbad bei der 40. Auflage seines Cross mit insgesamt 850 sogenannten Finishern den erst im Vorjahr aufgestellten Rekord von 815 überbot, hatte auch mit der erstmals angebotenen Zehn-Kilometer-Distanz zu tun, an dem sich knapp 100 Starter beteiligten.

„Wir wollen damit möglichst viele Leute an die 16 Kilometer heranführen“, erläuterte LC-Solbad-Vorsitzender Friedhelm Boschulte. Aus Sicht des Vereins war die Neuerung auch deshalb ein Erfolg, weil der LC auf dieser Strecke einen Doppelsieg feiern konnte: Bei den Männern setzte sich Elmar Remus (36:15 Minuten) vor Triathlet Daniel Knoepke (36:24,8 Minuten) aus Borgholzhausen durch, bei den Frauen lief Ilona Pfeiffer (37:13,3 Minuten) mit großem Vorsprung als Schnellste ins Ziel. Zur Belohnung gabs – genauso wie für Teich und Schmidt – passend zur Jahreszeit je einen Weihnachtsbaum.

Lob für gut präparierte Strecken – Am Wegesrand notiert: 80 Ehrenamtliche im Einsatz

Weicher, tiefer Boden und Pfützen kennzeichneten die meisten Wege. Doch an einigen schattigen Stellen der Strecken waren Schnee und Eis trotz des Anstiegs der Temperaturen nicht abgetaut. „Das sind echte Crossbedingungen“, stellte LC-Vorsitzender Friedhelm Boschulte zufrieden fest. Helfer des LC Solbad streuten am Samstag und Sonntag Sägespäne an den vereisten Stellen. Von vielen Startern gab es Lob für gut präparierte Wege.

Es waren rund 80 ehreamtliche Helferinnen und Helfer, die an den Strecken und im Wettkampfbüro für den LC Solbad im Einsatz waren. Gemeinsam ermöglichten sie eine gelungene Veranstaltung.

Insgesamt drei Versorgungspunkte waren eingerichtet. An der Wegekreuzung »Spinne«, am Wasserwerk und im Stadion erhielten die Läufer Tee, Wasser, Gebäck – und jede Menge Anfeuerung.

Herzen für die Erstplatzierten: Im Stadion erhielten die besten Läuferinnen und Läufer köstlichen Borgholzhausener Lebkuchen. Teil zwei der Siegerehrung folgte später im Forum der Gesamtschule.

Nicht schlecht: Fast eine halbe Minute Vorsprung hatte Tim Kerkmann, als er beim Schüler- und Jedermannlauf über fünf Kilometer als Erster ins Ziel lief. Der 17-Jährige vom TSVE Bielefeld benötigte 17:57,2 Minuten. Zweiter war Pascal Birke vom LC Solbad in 18:24,5 Minuten.

Auch in gemächlicherem Tempo macht es Spaß: Zwölf Frauen und Männer nahmen am Walking über 7,5 Kilometer teil. Schnellster war Michael Alter (LiveLauftreff Versmold) in 55:54 Min., Schnellste Sabine Bösel (LG Obersee) in 1:02:09 Stunden.

Charmant, unterhaltsam und informativ wie immer führte Henning Tonn durch das Programm. Der Stadionsprecher hat zwar nicht alle 40 bisherigen Weihnachtscrossläufe begleitet, ist aber trotzdem irgendwie ein Urgestein dieser Veranstaltung.

Hilfe war schnell zur Stelle: Der Sanitätsdienst des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) versorgte einen Läufer, der gestürzt war und sich das Knie aufgeschlagen hatte. Es blieb der einzige Einsatz für die ASBler.
Trailrunning-Cup: Nach dem vierten von sechs Läufen weist der Führende Ingmar Lunström (vier Starts) nach Platz drei beim Cross sieben Punkte auf. Den Vorsprung auf Dirk Strothmann (vier Starts, LC Solbad), der Vierter wurde, baute er auf zwei Zähler aus.

Bei den Frauen machte Crosslauf-Siegerin Franzi Schmidt (jetzt drei Starts) Boden gut, Victoria Willcox-Heidner (ebenfalls drei Starts) liegt aber mit nun fünf Punkten noch drei Zähler vor ihr.⋌ (pik) 

 

Aus dem Haller Kreisblatt von Philipp Kreutzer – Montag, dem 17.12.2012

 

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