Dann rief uns irgendwann ein Zuschauer zu: Nicht quatschen, laufen!“, gibt die neu gekrönte Königin des Rennsteiglaufes in der anschließenden Pressekonferenz ihre Eindrücke vom Lauf und vom Kontakt mit dem Publikum wieder
38. Auflage des Rennsteiglaufes aus sportlicher Sicht erneut ein Erfolg – Knapp 15.000 Läuferinnen und Läufer queren den Thüringer Wald – Hendrik Neukirchner berichtet
Ideales Rennsteiglaufwetter zerstreute bereits am frühen Morgen die Bedenken der
verantwortlichen Organisatoren des GutsMuths-Rennsteiglaufes hinsichtlich der Streckenverhältnisse. Nach dem es in den vergangenen Tagen ergiebig geregnet hatte und die Lauf- und Wanderstrecken ziemlich aufgeweicht waren, zeigte der Wettergott am Lauftag, dass sein Herz für die Rennsteigläufer schlägt.
Trocken und kühl die meteorologischen Bedingungen in den Startorten und später auf der Strecke. Trotz des langen und harten Winters nahmen wiederum knapp 15.000 Teilnehmer die unterschiedlichen Strecken unter die Füße. So starteten 1.941 Läuferinnen und Läufer auf der Königsdisziplin am Rennsteig, dem Supermarathon. Erstaunlich dabei, dass es im Startort Neuhaus noch 223 Nachmeldungen gab.
Mit 2.829 Teilnehmern verzeichnete der Marathon etwas weniger Anmeldungen als im vergangenen Jahr. Beim Halbmarathon gingen nahezu genauso viele Starter auf die Strecke, wie in 2009. Jürgen Lange, Präsident des GutsMuths-Rennsteiglaufvereins, der in diesem Jahr aufgrund einer Krankheit selbst nicht mitlaufen konnte, freute sich über das „nach wie vor ungebrochene Interesse der nationalen und internationalen Läuferszene am schönsten Landschaftslauf Europas.“
Die neue Königin des Rennsteiglaufes
Sportlich gab es auf der Supermarathon-Strecke der Frauen eine faustdicke Überraschung. Die auf dem Rennsteig bislang unbekannte Unnaerin Anja Miedtank siegte mit einem Vorsprung von drei Minuten vor der Vorjahressiegerin Kerstin Schumann aus Leipzig. Die 39-jährige Arzthelferin und Fitnesstrainerin lief ab Kilometer zehn gemeinsam mit dem Baden-Württemberger Frank Rieger. „Wir haben anfangs ziemlich viel miteinander geredet.
Dann rief uns irgendwann ein Zuschauer zu: Nicht quatschen, laufen!“, gibt die neu gekrönte Königin des Rennsteiglaufes in der anschließenden Pressekonferenz ihre Eindrücke vom Lauf und vom Kontakt mit dem Publikum wieder. „Eigentlich wollte ich einfach nur ankommen, weil ich noch nie einen solch langen Lauf absolviert habe“, erzählt die sympathische Athletin. Gefragt nach ihren Beweggründen, ausgerechnet am Rennsteiglauf teilzunehmen, antwortete sie: „Viele Freunde von mir sind bereits auf dem Rennsteig gelaufen und haben von der schönen Landschaft geschwärmt. Und sie hatten alle Recht, es ist ein wunderschöner Lauf. Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei.“
Und wieder Christian Stork
Bei den Männern gewann Christian Stork vom BLT Laufsport Saukel drei Minuten vor seinem Vereinskollegen Anton Phillip seinen vierten Supermarathon in Folge. „Es ist natürlich in jedem Jahr etwas Besonderes, beim Rennsteiglauf dabei zu sein“, beschreibt Stork seine Motivation. Lange sah es dabei nicht nach einem Start-Ziel-Durchmarsch von Christian Stork aus, teilweise lag er fünf Minuten hinter den Führenden zurück. „Als bei Kilometer Zwanzig Marcus Biehl an mir vorbei zog, habe ich schon kurz gezweifelt. Da hätte ich mich auch über eine Platzierung gefreut. Aber es zahlt sich aus, dass ich die Strecke mittlerweile sehr gut kenne“, beschreibt er diese Situation.
Erfolgreich durch „Geh aufs Ganze“
Erstmalig konnte der Thüringer Alexander Fritsch auf der Marathondistanz triumphieren. Für den Arnstädter, der in den vergangen Jahren auf der Halbmarathonstrecke das Podium dreimal knapp verpasste, zahlte sich die Aktion „Geh aufs Ganze“ somit voll und ganz aus. Ein Sieg beim Rennsteiglauf ist für den mehrfachen Thüringer Meister, der sich in der Form seines Lebens sieht, der bisherige Höhepunkt seiner Laufkarriere. Johann Gehrisch vom Skiclub Dresden und Marcel Bräutigam aus Oberhof folgten auf den Plätzen.
Keine Überraschung beim Marathon der Frauen
Bereits zum vierten Mal siegte die Potsdamerin Diana Lehmann. Nachdem sie im vergangenen Jahr etwas enttäuscht Zweite geworden war, zeigte sie in diesem Jahr besonderen Respekt vor den letzten drei Kilometern und teilte sich ihre Kräfte besser ein. „Trotz des langen Winters konnte ich mich gut auf den Rennsteiglauf vorbereiten, da ich im Trainingsaufbau sehr flexibel bin. Spinning und Krafttraining haben das direkte Lauftraining ersetzt.“ Zweite wurde Johanna Schreiter vom SG Motor Arnstadt vor der Berlinerin Judith Wagner.
Ehemalige Juniorcrosserin gewinnt Halbmarathon
Den Sieg beim Halbmarathon der Frauen holte sich das Gräfenrodaer Eigengewächs Juliane Totzke, die derzeit für die Uni Freiburg startet. Als langjährige Teilnehmerin mit vorderen Platzierungen beim Juniorcross und Viertplatzierte beim Halbmarathon 2009 gelang ihr in diesem Jahr der erste große Wurf. „Eigentlich bereite ich mich im Moment auf die 3.000-Meter-Strecke vor, aber ein paar 20-Kilometer-Läufe waren auch dabei. Aber für den Marathon werde ich mich in den nächsten Jahren wohl nicht entscheiden.“ Zweite wurde die Biathletin Juliane Döll vom WSV Oberhof vor Romy Lindner von Intersport Hopfmann.
Drei Thüringer auf dem Siegertreppchen beim Halbmarathon
Stefan Hubert aus Sömmerda schaffte nach seinem zweiten Platz im vergangenen Jahr nun erneut den Sprung nach ganz oben auf das Treppchen. „Ich wusste, dass ich ganz gut in Form bin und dadurch die Erfurter Konkurrenz distanzieren konnte“, blickt Stefan Hubert auf das Laufgeschehen zurück. Hubert, der derzeit Diplomsportwissenschaften studiert, steckt sich derweil noch höhere Ziele: „Vor allem bei den Deutschen Berglaufmeisterschaften möchte ich ganz weit vorne landen. Und wenn ich verletzungsfrei bleibe, wieso soll da nicht auch eine Siegesserie auf dem Rennsteig herauskommen.“ Auf den Plätzen folgten Christian Biele und Arne Leipziger, beide vom Laufclub Erfurt.
Erster Todesfall in der Rennsteiglaufgeschichte überschattet Laufgeschehen
Mit 770 Teilnehmern verzeichnete der Juniorcross etwas weniger Starter als im vergangenen Jahr, ebenso wie der Special Cross, der traditionell rund um Neuhaus führte. Gesamtleiter Jörg Brömel bedankte sich bei der offiziellen Siegerpräsentation bei allen Helfern, für die reibungslose Durchführung der größten Breitensportveranstaltung Thüringens. „Trotz der außergewöhnlichen Bedingungen, die vor allem auf die ergiebigen Regenfälle der letzten Tage zurück zu führen sind, hat alles hervorragend funktioniert.“
Brömel lobte vor allem die enge und gute Zusammenarbeit mit der Polizeiinspektion Ilmenau, die nach wie vor auf einer ausgezeichneten Basis beruht. So verhinderten die uniformierten Beamten durch ihren schnellen und unkomplizierten Einsatz am Vorabend und in der Nacht des Laufes im Zielort Schmiedefeld einen drohenden Verkehrscollaps.
Hinsichtlich des tragischen Vorfalls bei der Familienwanderung sagte Brömel: „Wir bedauern, dass trotz aller Initiativen zum Schutz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein ersten Todesfall in der 38-jährigen Geschichte des Rennsteiglaufes das Laufgeschehen überschattete. Unser aller Mitgefühl gilt in diesen Stunden den Hinterbliebenen.“
Hendrik Neukirchner
Alle Ergebnisse auf: www.rennsteiglauf.de