Die „Nacht\" behält ihre Chance, ihre Zukunftsperspektive.
36. Nacht von Borgholzhausen – Die „Nacht\“ wahrt ihre Chance: Krise, Reform und ein Ansatz zum Aufschwung – Claus-Werner Kreft berichtet
Neben dem Hermannslauf und dem Paderborner Osterlauf zählt die Nacht von Borgholzhausen, die sich als „Deutschlands ältester City-Straßenlauf" sieht und am Wochenende ihre 36. Auflage erlebte, zu den bekanntesten Laufveranstaltungen in Ostwestfalen. Ihr Renommee gründet auf der internationalen Klasse und Vielfalt ihrer Felder, bis zur Jubiläumsauflage im Jahr 2000 hatte sie vor großem, begeisterungsfähigem Publikum Teilnehmer aus mehr als 40 Nationen präsentiert, aber auch erste Anzeichen einer Krise erlebt.
Am Start waren Medaillengewinner (bei Olympia, WM oder EM) wie die belgische Marathonlegende Karel Lismont, der Tansanier Suleiman Nyambui oder die Deutschen Herbert Steffny, Katrin Dörre und Kathrin Weßel, eine Weltrekordlerin wie Tegla Loroupe, die London Marathonsiegerin Joyce Chepchumba, der spätere ZDF-Moderator Wolf-Dieter Poschmann (Sieger 1979) oder Europameister in spe Jan Fitschen (2005).
Doch insgesamt ließ die Präsenz deutscher Spitzenläufer nach; eine Vielzahl schneller Kenianer, von Nicht-Experten kaum unterscheidbar, dominierten Rennen für Rennen.
Seit den Neunziger Jahren rief diese Entwicklung Kritik hervor, aber auch Reformbemühungen beim Veranstalter. Die traditionellen Zehn-Meilen-Distanz (16,09 km), die mitten in der Sommersaison den Bahnspezialisten zu lang war, wurde 2001 halbiert und gleich von einem Deutschen, dem 1500-m-Olympiastarter Michael Gottschalk, gewonnen. 2008 die nächste Änderung: Sechs statt fünf Meilen – und die Einbindung in den Nightcup mit der Folge, dass seither noch mehr Breitensportler auf internationale Top-Läufer treffen. Eine Mischung, die gewollt ist; ein neues Markenzeichen der „Nacht".
„Wir müssen realistisch sein und akzeptieren, dass die Zahl konkurrierender Straßenläufe ständig zunimmt und es immer schwerer wird, deutsche Spitzenläufer zu verpflichten", sagt Friedhelm Boschulte, Gründer, Motor und unermüdlicher Organisationschef der „Nacht". Jetzt will sich der 65-Jährige, bei dem bislang alle Fäden zusammenliefen, zurückziehen und schon 2012 einem neuen Orga-Team Platz machen.
Am Wochenende durfte er einen leichten Aufschwung „seiner" Veranstaltung registrieren: Gute Stimmung, einschließlich des Rahmenprogramms 2 213 Aktive, davon 625 im Hauptlauf. Die „Nacht" behält ihre Chance, ihre Zukunftsperspektive.
Auch die Spannung war größer als im Vorjahr, erst in der Schlussphase fielen die Entscheidungen: Als erster äthiopischer Sieger bezwang Tola Bane (28:09 Min.) den nur drei Sekunden langsameren Kenianer Wilson Kiprono und drei weitere Schwarzafrikaner; bei den Frauen fing Christine Chepkemei (Kenia, 33:01) auf den letzten Metern die Äthiopierin Abera ab.
Ostwestfalens höchster Trumpf war erneut Elias Sansar (LG Lage-Detmold, 29:52) auf Rang 6, gefolgt vom jungen Brackweder Max Ludwig (31:06), dem Bielefelder Oliver Reins (31:49) und dem Marienfelder M45-Senior Ulrich Christmann (32:00).
Im Frauenrennen wurde Lokalmatadorin Sabine Engels Sechste.
Claus-Werner Kreft