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10
06
2010

Außerdem ist Borgholzhausen ein Vorreiter für die Integration der Rollstuhlfahrer in bestehende Laufveranstaltungen.

35. Jahre Nacht von Borgholzhausen am 19. Juni 2010 – Die große Samstagabend Sport-Show – Friedhelm Boschulte berichtet

By GRR 0

Einer der bekanntesten und ältesten deutschen Straßenläufe, kommt am 19. Juni zum 35. Male zur Austragung. Die „NACHT VON BORGHOLZHAUSEN“,  ein Lauf über ungewöhnliche Meilen-Distanzen organisiert der Leichtathletik-Club Solbad Ravensberg. Nach dem 25-jährigen Jubiläum ab 2001 mit neuem „Outfit“ und in diesem Jahr wieder mit kleinen Neuerungen und der bewährten Veranstaltungsmeile im Stadtgebiet.

Die Siegerliste dieses Laufklassikers, die Spitzenleistungen und Breitensport verbindet, liest sich wie das „Who ist Who“ der Laufszene: 1979, als die Nacht noch in den Kinderschuhen steckte, siegte Wolf-Dieter Poschmann, einer der damals besten deutschen Mittelstreckenläufer, heute Sportchef beim ZDF. Herbert Steffny lief über die 10-Meilen-Distanz 1985 einen deutschen Rekord in 46:33 Minuten. Die Streckenbestzeit auf dem Rundkurs von 3,2 km hält immer noch der Brite Steve Kenyon, der im Jahre 1981 46:11 Min. erzielte. In den letzten Jahren sind die Kenianer das Maß aller Läufer bei der Nacht.

Zum 20-jährigen Jubiläum im Jahre 1995 placierten sich vier Athleten aus Kenia unter den ersten fünf. Es siegte Simon Lopuyet vor seinem Landmann Laban Chege, der auf deutschen Straßenlauf-
veranstaltungen große Siege erzielte, dem es aber nicht gelang, das Borgholzhausener Gesetz der Serie zu durchbrechen. Es sah lange so aus, daß ein Athlet nicht  zweimal nacheinander gewinnen konnte. Bei den Frauen gelang es der Niederländerin Carla Beurskens , die von 1983 bis 1985 ganz oben auf dem Treppchen stand.

Die Holländerin hält auch heute noch die Streckenbestzeit bei den Frauen in 52:36 Min. Im Jahre 1990 siegte Katrin Dörre, nach Uta Pippig Deutschlands bekannteste und erfolgreichste Marathonerin. Joyce Chepchumba (Kenia) gewann 1995, inzwischen ist sie als Siegerin des London-Marathon und Bronzemedaille im olympischen Sydney-Marathon noch bekannter. Auch Tegla Loroupe, New-York-Gewinnerin und Kenias absolute Top-Läuferin gewann schon die 10 Meilen im Jahre 1994. 1996 unterlag Stephan Freigang, Marathon-Bronzemedaillen-gewinner von Barcelona, nur knapp dem Kenianer Wilson Musto und hätte so nach 1985 endlich wieder für einen deutschen Sieg sorgen können.

Der Kenianer Elind Kurgat schaffte dann 1998 und 1999 das „Double“, ebenso wie seine Landsfrau Pamela Chepchumba, die in beiden Jahren ebenfalls als Doppelsiegerin gefeiert werden konnte.

Das Rezept der Borgholzhausener Nacht ist einmalig und perfekt. Neben der internationalen Leistungsklasse und Läufen der unterschiedlichen Altersklassen über die in Deutschland selten gelaufenen Meilen-Distanzen wird auch ein  Schnupperlauf angeboten. Und für den ganz jungen Nachwuchs gibt es einen Bambinilauf.

Außerdem ist Borgholzhausen ein Vorreiter für die Integration der Rollstuhlfahrer in bestehende Laufveranstaltungen. Seit 1996 gibt es noch einen weiteren Höhepunkt. Das Rennen der Inline-Skater ist ein absoluter Glücksgriff für die Organisatoren vom LC. Die Solbader haben gezeigt, daß auch bei einer traditionellen Laufveranstaltung Platz für neue Trends ist. Dieses Einlagerennen der Skater sorgte für größte Begeisterung an der Strecke.

Inzwischen ist der ausgetragene OWL-Firmenlauf in die Veranstaltung integriert und gehört dem Hauptprogramm des Samstagabends.

In einer Großstadt würde die Laufveranstaltung, die zuletzt  die 2000er Teilnehmer-Schallmauer ankrazte, wahrscheinlich bei den vielen anderen angebotenen Sportereignissen eine Nebenrolle spielen. In dem kleinen Bergstädtchen am Teutoburger Wald ist die „Nacht“ Karneval, Stadtfest und Sporthöhepunkt in einem.

An der Strecke bauen die örtlichen Gastronomen ihre Stände auf, Shows am Rande gehören dazu, Musikbands spielen und sogar Cheerleaders säumen die Strecke, um die Läufer anzufeuern. Zum Veranstaltungsangebot gehört auch eine Sportartikel-Ausstellung. Zu fast mitternächtlicher Stunde beschließt eine stimmungsvolle Siegerehrung die Großveranstaltung.

Das einzigartige Lauferlebnis lebt nicht nur von großen Namen. Einfluß auf die Stimmung an der Strecke nimmt auch das Wetter, womit man mit dem Sommeranfang meistens Glück hat, nur die 20. Jubiläumsnacht war verregnet. Ein spannender Rennverlauf und deutsche Stars in der Spitzengruppe schlägt die Zuschauer, wobei man schon gut und gerne 20.000 gezählt hat, in ihren Bann. Eine unvergleichbare Atmosphäre bescheinigt man der „Nacht“. Renndirektor von Anfang an ist Friedhelm Boschulte, Vorsitzender des LC Solbad Ravensberg, der mit seinem Team von 160 vereinseigenen Helfern die Rezeptur für das Rennen zusammenstellte.

Der LC Solbad Ravensberg ist ein aufstrebender Leichtathletik- und Triathlon-Club, der auch bundesweit Bekanntheit erlangte, stellte dieser mittlerweile 700 Mitglieder  starke Verein doch mit Steffen Dittmann den deutschen Marathonmeister 1996 und mit Dirk Strothmann den Nationalen Meister im Duathlon 1997. Mit einem neuerlichen Paukenschlag gewann Ilona Pfeiffer vom LC Solbad vor 3 Jahren den Gutenberg-Marathon in Mainz und holte den zweiten Deutschen Meistertitel im Marathon in den Verein. Auch im Nachwuchs- und Breitensportbereich sind die Ravensberger eine feste Größe, u.a. mit Sascha Greshake, einem 2,08 m Hochspringer.

Aufschwung haben die engagierten Leichtathleten durch die Eröffnung des Ravensberger Stadions im Mai 1998 erhalten. Damit stehen die Aktiven nunmehr nicht „mehr auf der Straße“ wie bei der Nacht von Borgholzhausen, sondern sie können die breite Palette der Leichtathletik anbieten. Mit einem Paukenschlag machte der LC Solbad Ravensberg dann auch im August 1998 weltweit auf sich aufmerksam, erzielte doch Tegla Loroupe (Kenia) am 7. August 1998 in Borgholzhausen einen offiziellen Weltrekord im Stundenlauf der Frauen mit 18.340 m auf.

Neben der „Nacht“ ist der LC Solbad Ravensberg Veranstalter von darüber hinaus interessanten und beliebten Veranstaltungen:

Jedes Jahr im März der „Luisenturmlauf, ein Volkslauf über die Halbmarathonstrecke und 12,5 km. Im Dezember der Weihnachts-Crosslauf über 16 km. Daneben werden Bahnsportfeste im Ravensberger Stadion mit Jugend- und Schülerwettbewerben ausgetragen.

Uns als weiteren sportlichen Leckerbissen den Sparkassen-Triathlon, den die Ravensberger  aufgrund einer besseren Infrastruktur jetzt  im benachbarten Versmold austragen.

Friedhelm Boschulte

Die Nacht von Borgholzhausen

author: GRR

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