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2013

Gewann den Gold Coast Airport Marathon 2013: Yuki Kawauchi (Japan). Foto: Helmut Winter ©Helmut Winter

35. Gold Coast Airport Marathon/Australien: Japanische Dominanz – Yuki Kawauchi und Yukiko Akaba gewinnen mit Streckenrekorden. Helmut Winter berichtet

By GRR 0

Mit üblichen Standards ist das japanische Unikum Yuki Kawauchi schon lange nicht mehr zu vergleichen, aber beim 35. Gold Coast Airport Marathon an der australischen Ostküste bereicherte er die umfangreiche Sammlung seines Verhaltens jenseits aller Normen um eine weitere Variante.

Die Leistungen und Verhaltensmuster dieses jungen Manns sind schlichtweg unglaublich! Und da machte der Marathon an diesem Sonntag keine Ausnahme. Auch nach dem Gold Coast Marathon kann man nur mit Staunen und Verwunderung registrieren, zu welchen Leistungen der Lauf-"Amateur" fähig ist.

Übliche Standards der Regeneration scheinen für ihn nicht zu gelten. Mit Ansage – die faktisch auf die Sekunde das Rennen vorwegnahm – gewann er in 2:10:01 ganz überlegen und stellte damit exakt den Streckenrekord ein. Yuki hält damit die Kursrekorde der drei größten australischen Marathonläufe, schon dies ist eine eindrucksvolle Bilanz.

Dass er seinen Sieg und den Rekord im Vorfeld ankündigte, ist in der Branche durchaus üblich, dass er dies aber auch umsetzte und seine genaue Vorgabe von 2:09:59 fast auf die Sekunde erreichte, das ist schon außergewöhnlich, zumal seine Nettozeit im Ziel auch noch 2:09:58 betrug.

Allerdings verfehlte er nicht nur die schnellste Zeit auf australischem Boden (2:09:18, de CaStella 1982) recht deutlich und verpasste die 20.000 $ Prämie, sondern auch der "Juli-Weltrekord" des Dresdeners Jörg Peter von 2:09:14 in Berlin-Grünau wurde nicht unterboten und hat beste Aussichten 2014 das 30jährige Jubiläum zu erleben. Dabei sah es am Anfang und im Mittelteil des Rennens auf dem Kurs in unmittelbarer Nähe der Küste des australischen Ferienparadieses danach aus, dass die Grünauer Zeit unterboten werden könnte.

Mit flotten 3:02 für den ersten km gingen 12 Läufer den Lauf entschlossen an, die Vorgabe für die drei Tempomacher war 64 Minuten für die Halbdistanz. Bei 5 km in 15:16 lag man halbwegs im Soll, nach 10 km in 30:40 und 15 km in 46:00 war man noch auf Kurs von 2:09:24. Nach der Wende bei 15.6 km auf der Pendelstrecke wurde das Tempo auch durch den auffrischenden Wind langsamer und bei 20 km in 1:01:34 und beim Halbmarathon in 1:05:01 waren neun Läufer nur noch auf Kurs eines Streckenrekords.

Bei 25 km in 2:17:02 änderte sich an dieser Situation nichts, wobei der Topfavorit Jairus Chanchima (PB 2:07:43) überraschend Schwächen zeigte, bald zurückfiel und am Ende in 2:17:45 nur Fünfter wurde. Nach 30 km in 1:32:13 zog das Tempo leicht an, wobei kurz danach an einem kleinen Hügel der Äthiopier Girmay Gebru durch einen schnellen Antritt die Entscheidung suchte. Mit 15:06 für den Abschnitt von 30 km nach 35 km, die er nach 1:47:20 passierte, war er wieder mit 2:09:24 auf Kurs zu den Rekorden von de Castella und Peter.

Die Spitzengruppe fiel durch die Attacke des Äthiopiers völlig auseinander und nur Kawauchi konnte mit einem Abstand von etwa 50 m halbwegs folgen. Dass sich Gebru, der im März 2013 in Rom schon 2:08:11 lief, bei dieser Aktion übernommen hatte, wurde immer sichtbarer und nach 1:51 Stunden flog ein großartig laufender Yuki Kawauchi nahezu an ihm vorbei.

Wenn man diese Bilder sah, war es kaum vorstellbar, dass Yuki hier bereits seinen sechsten Marathon des Jahres unter Volllast absolvierte und drei Wochen zuvor nach einem 50 km Lauf ins Krankenhaus eingewiesen werden musste.

Nach dem nördlichen Wendepunkt bei 36.8 km hatte Yuki nur noch gegen den aufkommenden Wind zu kämpfen, hinter ihm hatte mittlerweile sein Landsmann Taigo Ito den wackeren Gebru gleichfalls passiert und das japanische Double perfekt gemacht. Eine Kuriosität dann der Split bei 40 km von 2:03:13, der projiziert sich nämlich auf 2:09:59, exakt diese Zeit hatte der in Führung liegende Kawauchi im Vorfeld prognostiziert. Im Ziel kamen dann noch 2 Sekunden dazu, und er stellte den Streckenrekord mit 2:10:01 nur ein.

Deutlich dahinter sein Landsmann Ito in 2:11:52. Gebru konnte auch den dritten Platz nicht halten, sondern wurde in 2:14:06 nur Vierter hinter Tewelde Hidru aus Eritrea in 2:13:09.

Insgesamt blieb also das erwartete Feuerwerk an Topzeiten damit aus.

Bei den Frauen war die Entscheidung nach gut 25 km gefallen. Bis hier lagen die Kenianerinnen Alice Ngerechi und Helen Mugo weit vorne, ehe die Japanerin Yukiko Akaba aufschloss und deutlich davonzog. Mit 2:27:17 unterbot sie den Streckenrekord (2:29:29) deutlich und lief dabei schon als Neunte(r) der Gesamtwertung in Ziel. Ngerechi wurde in 2:29:48 Zweite vor der Russin Ivanova in 2:32:01.

Den Halbmarathon gewann der australische Spitzenläufer Martin Dent in 1:03:56 in einem Sprintfinale gegen Yamashita (JPN) und Moreau (GBR), bei den Frauen siegte Nikki Chapple (AUS) in 1:11:00. Am Tag zuvor hatte Greg Mottram (AUS) die 10 km in 29:38 gewonnen.

Für Yuki Kawauchi war der Gold Coast Marathon nur eine Durchgangsstation für den WM-Marathon am 17. August in Moskau. Bis dahin sind es noch 6 Wochen, und es überrascht kaum, dass sich Yuki auf dieses Ereignis mit weiteren Wettkämpfen "vorbereitet". Am 21. Juli läuft er in Shibetsu einen Halbmarathon und eine Woche später die Kushiro Shitsugen 30 km. Beide Läufe sicher wieder mit vollen Einsatz.

Wer angesichts dieses Programms, das jeder üblichen Trainingsmethodik hinsichtlich Regenration widerspricht, nur noch Unverständnis äußern kann, den belehrt Yuki Kawauchi mit seinen Auftritten eines Besseren. Dieser Mann ist mit üblichen Maßnahmen kaum zu messen. Bleibt zu wünschen, dass das noch lange so bleibt.

Für die Laufszene kann ein solch belebendes Element nur gut sein.

 

Helmut Winter

 

Marathon der Männer

 

1.

Yuki Kawauchi

JPN

2:10:01 (CR)

2.

Taiga Ito

JPN

2:11:52

3.

Tewelde Hidru

ERI

2:13:09

4.

Girmay Gebru

ETH

2:14:06

5.

Jairus Chanchima

KEN

2:17:45

 

Splits der Männer

 

    5 km

15:16

 

10 km

30:40

15:24

15 km

46:00

15:20

20 km

1:01:34

15:34

HM

1:05:01

 

25 km

1:17:02

15:28

30 km

1:32:13

15:11

35 km

1:47:20

15:07

40 km

2:03:13

16:00

 Ziel

2:10:01

  6:48

 

 

Marathon der Frauen

 

1.

Yukiko Akaba

JPN

2:27:17 (CR)

2.

Alice Ngerechi

KEN

2:29:48

3.

Alevtina Ivanova

RUS

2:32:01

4.

Hellen Mugo

KEN

2:33:25

 

 

 

 

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author: GRR

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