Sieger Leonard Langat (Kenia) ©Darmstädter Stadtlauf
35. Darmstädter Stadtlauf – Leonard Langat und Cynthia Kosgei gewinnen im Nieselregen – Spannende Entscheidungen im Eliterennen – Lokalgrößen entscheiden die Hobbyläufe – Ludwig Reiser berichtet
Eigentlich passte bei der 35. Auflage des Darmstädter Stadtlaufes alles. Eine 20%ige Steigerung gegenüber den vergangenen Jahren auf stolze 1850 LäuferInnen stimmte die Organisatoren ebenso zufrieden wie auch die minutiöse Abwicklung des Zweieinhalb-Stunden-Programms mit insgesamt neun Wettbewerben.
Die lokalen Laufgrößten „verkauften" sich im leistungsstarken Feld der Hobbyläufer prächtig und mit den Kenianern Leonard Langat und Cynthia Kosgei setzten sich zudem die erklärten Favoriten auf dem schnellen Innenstadtkurs durch – lediglich leichter Nieselregen trübte die blendende Laune in der südhessischen Metropole etwas. Auch das ist ein bemerkenswerter Unterschied zu den Vorjahren, denn die Darmstädter Lauf-Macher konnten sich stets über pünktlich sich einstellende legendäres Stadtlaufwetter verlassen.
„Wir sind dennoch glimpflich davon gekommen" gestand Stadtlauf-Chef Wilfried Raatz erleichtert, „schließlich gab es rundherum um Darmstadt heftige Regenfälle. Und deshalb können wir mit dem leichten Nieselregen einverstanden sein. Für die Läufer dürfte die leichte Abkühlung sicherlich positiv gewesen sein, allerdings blieben angesichts der heranziehenden Regenwolken die Zuschauer doch stärker aus als befürchtet!".
Der Lauffreude tat dies gewiss keinen Abbruch. Pünktlich zum Geschäftsschluss in der Innenstadt wurden die Schüler-Wettbewerbe gestartet. Ein tolles Bild allenthalben, auch wenn so manches Lauftalent zwischen drei und fünfzehn Jahren mit hochrotem Kopf dem Ziel am Luisenplatz entgegen sprintete.
Nicht nur die Nachwuchsläufe über Distanzen zwischen 1000 (Entega-Bambinilauf) und 2000 m (Merck-Schüler-Challenge) waren „proppenvoll", sondern auch die drei Wettbewerbe der Hobbyläufer. Bei der Sparkasse Women's Challenge setzten sich nach 5000 m mit Alexandra Behrens (1.) und Sylvie Müller (3.) zwei Läuferinnen des veranstaltenden ASC Darmstadt durch, dazwischen schob sich allerdings keine Geringere als die Grand-Dame des deutschen Marathonlaufens, Katrin Dörre-Heinig, die in Erbach im Odenwald zuhause ist.
Hinter Rebecca Barthel kamen im Feld der 300 Finisherinnen gleich mit Tanja Zehnder, Kirsten Liesenberg, Stefanie Hock, Anke Werner und Nora Jägemann fünf weitere Läuferinnen aus der Region, die sich über mangelnde Unterstützung vom Streckenrand aus nicht beschweren konnten.
Mit Markus Heidl, Yassir Laprachli und Björn Kuttich setzten sich bei der Nike Men's Challenge (Männer bis 39 Jahre) über 5000 m nach einem spannenden Rennverlauf gleich drei Läufer in Szene, die aus dem Frankfurter Raum nach Darmstadt gekommen waren, bevor mit Simon Bertsch der erste Darmstädter auf Rang vier ins Ziel einlaufen konnte.
Eine Klassebesetzung gab es aber auch bei den Mastersläufern (Echo Masters Challenge) über ebenfalls 5000 m. Mit Thorsten Behnke setzte sich dabei ebenso ein Frankfurter durch, dahinter der mehrfache Stadtlaufsieger Michael Obst aus dem Darmstädter Stadtteil Bessungen. Markus Riefer (ebenfalls M 40) blieb als Vierter knapp vor den beiden M 50ern Stefan Schütz und Dieter Kux im dichten Verfolgerfeld. Seine 35. (!!) Stadtlaufteilnahme schaffte Herbert Siefert aus dem Odenwalddorf Beerfelden, der somit noch keinen einzigen Stadtlauf in dreieinhalb Jahrzehnten ausgelassen hat.
Auf kaum weniger Starts kommt allerdings auch der 81jährige Werner Hakemeyer aus Seeheim-Jugenheim, der es sich Jahr für Jahr nicht nehmen lässt, die durch die Treppenpassage und eine Steigung zur St. Ludwigskirche keineswegs einfache Stadtlaufstrecke immer wieder unter seine Füße zu laufen.
Begeisterndes Finale einmal mehr die beiden „Verfolgungsrennen" der Elite-Läufer. Beim smart Women's Grand-Prix über 5.500 m hatte Cynthia Kosgei die bessere Endgeschwindigkeit gegenüber ihrer Landsfrau Caroline Chepkwony, die als 25 km-Weltjahresbeste (1:22:56) und Halbmarathondritte von Berlin (1:08:36) eher auf den längeren Distanzen ihre Stärke hat. Die Stadtlaufsiegerin 2012 hat allerdings erst vor wenigen Tagen ihre Klasse durch den Sieg beim Schweizer Frauenlauf unter Beweis stellen können.
Erfreuliches ist hinter den beiden starken Kenianerinnen aus deutscher Sicht zu vermelden: In einem Klasserennen sicherte sich vier Tage nach ihrem dritten Rang bei den deutschen 5000 m-Meisterschaften Lisa Hahner (Run2Sky.com) erneut einen dritten Platz: „Es hat unheimlich Spaß gemacht!" freute sich Lisa über ihren starken Auftritt.
Und ihre Zwillingsschwester Anna, die sich nach ihrem furiosen Marathondebüt noch Hoffnungen auf einen Olympiastart machen kann, ergänzte: „Nächstes Jahr sind wir im Doppelpack dabei!" Ein gutes Rennen in einem allerdings zahlenmäßig kleinen Elitefeld lieferte auch Kerstin Straub als Sechste ab, nachdem sie in den vergangenen Jahren stets das „offene Rennen" dominiert hatte.
Selbst regennasser Pflasterboden konnte die beiden Kenianer Leonard Langat und Jacob Kendagor im drei Minuten nach den Frauen gestarteten smart Men's Grand-Prix (7.600 m) nicht davon abhalten, in einem furiosen Tempo um 2:50 Minuten für die 1050 m-Runde der gewiss nicht schwachen Konkurrenz schon am Start den „Zahn" zu ziehen. Aus der Verfolgergruppe schob sich von Runde zu Runde allerdings überraschend der Äthiopier Tola Bane immer mehr als das Kenia-Duo heran, das das Höllentempo zwischenzeitlich etwas verlangsamt hatte.
Mit einem starken Antritt lief Leonard Langat nach 21:56 Minuten über die Ziellinie des 7 600 m langen Rennens – und verlängerte die Reihe der kenianischen Siege auf nunmehr vierzehn. Für Langat läuft es heuer überaus glänzend: Nach Oelde und Borgholzhausen holte sich der 22jährige nun mit Darmstadt einen weiteren Sieg bei einem der namhaftesten deutschen Straßenläufe.
Und Tola Bane wurde mit vier Sekunden Rückstand noch Zweiter vor Jacob Kendagor, der Ende April übrigens den Würzburger Residenzlauf in 28:20 Minuten gewinnen konnte. Mit dem Tunesier Mehdi Khelifi wurde der erste Nicht-Ostafrikaner Siebter, allerdings schon fünfzig Sekunden zurück hinter dem neuen Star der Stadtlaufszene.
Ludwig Reiser
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